Energiepass
Energiepass seit einer Woche Pflicht
Eine höhere Miete oder ein höherer Kaufpreis kann im Endeffekt billiger kommen, wenn der Energieverbrauch des teureren Objekts geringer ist. Um die Vergleichbarkeit des Energieverbrauchs herzustellen, müssen alle EU-Mitgliedsstaaten solche Energieausweise einführen, eigentlich zum 4. Januar 2006.
Streit: Energiebedarf oder Heizkostenabrechnung
Von der Wohnungswirtschaft wird ein sogenannter verbrauchsorientierter Energieausweis vorgeschlagen. Dieser berücksichtigt z.B. den Verbrauch aus Nebenkostenabrechnungen. Unter gleichbleibenden Voraussetzungen - gleiche Anzahl Bewohner, gleiches Konsumverhalten - kann er die voraussichtlichen Kosten genauer vorhersagen. Sobald sich jedoch etwa die Zahl der Menschen im Haus verändert, fällt er hinter den sogenannten bedarfsorientierten Energieausweis zurück. Dieser bewertet den gesamten Energiebedarf eines Gebäudes anhand des baulichen und heizungstechnischen Zustands und macht konkrete Vorschläge für Verbesserungen und nennt deren Auswirkungen auf Verbrauch und Kosten.
Deutscher Mieterbund (DMB), Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH), Bundesarchitektenkammer und Bundesingenieurkammer forderten die Bundesregierung auf, einen solchen bedarfsorientierten Energieausweis vorzuschreiben. "Nur hierdurch wird die Energieeffizienz eines Gebäudes vergleichbar", erklärten die Verbände. Angesichts explodierender Energiepreise und des Klimawandels sei der Energieausweis als Transparenzinstrument "eine riesige Chance" für mehr Wettbewerb und Innovation. Er könne Investitionen auslösen und damit Arbeitsplätze in Deutschland schaffen. Pläne für einen "verbrauchsorientierten Energieausweis" lehnten sie ab: Der Energieausweis dürfe "nicht zu einer standardisierten Heizkostenabrechnung mit einer Sammlung allgemeiner Energiespartipps verkommen, der lediglich Auskunft über den subjektiven Energieverbrauch früherer Nutzer gibt".
Der Direktor des Mieterbunds Franz-Georg Rips kritisierte, die Wohnungswirtschaft wolle Transparenz und Vergleichbarkeit verhindern. Hierdurch würden letztlich der schlechte energetische Zustand einzelner Immobilien und die damit verbundenen hohen Energiekosten verschleiert. "Das Gegenteil wäre richtig", sagte Rips. Es sei an der Zeit, die Energiedaten von Immobilien für Verbraucher offen zu legen. "Die Intransparenz im Gebäude- und Wohnungsmarkt ist ein Hindernis für sinnvolle Investitionen und Modernisierungen und verhindert Kostensenkungen", so Rips.
"Niedrige Energiekosten als Verkaufsargument"
Rips forderte die Wohnungswirtschaft auf, ihre Bedenken gegen bedarfsorientierte Energieausweise zurückzustellen: Die Unternehmen sollten die Energieausweise als Vermarktungsinstrument nutzen. "Niedrige Energiekosten werden künftig für Sie ein unverzichtbares Verkaufs- und Vermietungsargument sein", so Rips im Blick auf die ständig steigenden Energiepreise.
Die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) Edda Müller verwies auf ein von vzbv und Mieterbund vorgelegtes Gutachten mit einem konkreten Vorschlag für einen bedarfsorientierten Energieausweis nach dem Modell verschiedener Energieeffizienzklassen, wie es etwa bei Kühlschränken üblich ist. "Dieser Ausweis macht die Energieeffizienz eines Gebäudes wirklich vergleichbar und damit zum Auswahlkriterium für die Anmietung oder den Kauf einer Immobilie."
Ein solcher Bedarfsausweis sei das notwendige klare Signal, um das von der Bundesregierung angekündigte Förderprogramm zur Gebäudesanierung mit Leben zu füllen und die Ziele des Koalitionsvertrages zu erreichen, pro Jahr fünf Prozent des Altbaubestandes vor 1978energetisch zu modernisieren. "Vor der Investition kommt die Information", so Müller.
Der Energieausweis sei ein Paradebeispiel für die enormen wirtschaftlichen Chancen durch eine verbesserte Verbraucherinformation, erklärte Müller: "Wir haben eine absolute Win-Win-Situation: Kosten werden gesenkt, die Umwelt geschützt, Wettbewerb belebt, Innovationen angestoßen, Abhängigkeiten reduziert und Mittel für den privaten Konsum in Milliardenhöhe freigesetzt."
Ein Drittel der Energie für Heizung und Warmwasser
Nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe kann der Energieausweis maßgeblich zur Reduktion der CO2-Emissionen der privaten Haushalte und damit zum Klimaschutz beitragen. "Rund ein Drittel des Primärenergieverbrauchs der privaten Haushalte in Deutschland ist auf Raumheizung und Warmwasseraufbereitung zurückzuführen, die hier bestehenden Energie- und CO2-Einsparpotenziale sind enorm", so Cornelia Ziehm, Leiterin Verbraucherschutz und Recht bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH).
Allerdings werde nur eine objektive, bedarfsorientierte Ausgestaltung des Energieausweises tatsächlich zu einer Steigerung der Sanierungseffizienz führen und die notwendige Grundlage für eine effektive CO2-Minderung im Gebäudebestand schaffen. "Die Vergleichbarkeit der Energieausweise ist zudem aus Verbraucherschutzsicht unerlässlich", sagte Ziehm.
Der Präsident der Bundesarchitektenkammer Arno Sighart Schmid warnte, der Energieausweis könne nur dann einen nennenswerten Beitrag zur Kostenreduzierung und CO2-Einsparung leisten, wenn er konkrete Qualitätsstandards einhalte: "Nur der bedarfsorientierte Energieausweis kann gebäudebezogene und damit effektive Modernisierungsempfehlungen geben." Karl Heinrich Schwinn, Präsident der Bundesingenieurkammer, verwies darauf, dass der bedarfsorientierte Energieausweis heute schon bei Neubauten erstellt werden muss. Er sei die einzige Möglichkeit, eine Vergleichbarkeit zwischen Neubau und Wohnungsbestand sowie zwischen verschiedenen Wohnungstypen und Wohnungsarten herzustellen.