"Nie zuvor fand Greenpeace derart gefährliche Giftmengen im Obst", sagte Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter. "Würde ein zwölf Kilogramm schweres Kind stark belastete Trauben von Tengelmann essen, wäre schon nach vier Einzeltrauben eine akute Schädigung des Hormon- oder Nervensystems zu befürchten", warnte Krautter. "Der Verkauf solcher Früchte grenzt an Kriminalität."
Kinder seien besonders gefährdet, da sie bezogen auf ihr Körpergewicht mehr verzehren und so eine höhere Pestiziddosis aufnehmen als Erwachsene. Die festgestellten Gefährdungen gehen nach Ansicht von Greenpeace wegen der akuten Gesundheitsgefährdung weit über den Tatbestand einer einfachen Höchstmengenüberschreitung hinaus.
In den untersuchten Proben wurden den Angaben zufolge zudem bis zu 18 Pestizide gleichzeitig nachgewiesen. Somit bestehe die Möglichkeit, dass sich die Chemikalien gegenseitig in ihrer Wirkung verstärkten, so die Umweltschützer. Am häufigsten wurden das Insektenvernichtungsmittel Lambda-Cyhalothrin und das in Deutschland nicht zugelassene, hormonell wirksame Pilzbekämpfungsmittel Procymidon gefunden.
"Rot-grün hat die zulässigen Pestizid-Belastungen sogar erhöht"
Ungeachtet seit Jahren immer wiederkehrender Warnungen vor zu hohen Pestizidrückständen im Obst und Gemüse deutscher Supermärkte sei nichts passiert, kritisierte Krautter. "Hier versagen die staatliche Lebensmittelüberwachung und die Verbaucherschutzpolitik." Greenpeace forderte die Bundesregierung auf, die Höchstmengen von Agrargiften deutlich zu senken und gefährliche Spritzmittel zu verbieten. Im Gegenteil hatte Rot-Grün aber die zulässigen Pestizid-Belastungen sogar erhöht.
Greenpeace informierte nach eigenen Angaben das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin, die Landesministerien und die untersuchten Supermarktketten über die Pestizidfunde und forderte diese auf, sofort Schutzmaßnahmen einzuleiten und das Schnellalarmsystem der EU-Kommission zu verständigen.
Außerdem erstattete Greenpeace Anzeige gegen die Supermarktketten wegen des Verkaufs gesundheitsgefährdender Lebensmittel. "Verbraucher sollten unbedingt beim Einkauf auf rückstandsarme Ware achten", empfahl Krautter. Die beste Wahl seien Bio-Lebensmittel, die in der Regel frei von Pestizidrückständen seien.