DIE Internet-Zeitung
"Null Gründe zu feiern"

Protestaktionen zum Tag der Deutschen Einheit angekündigt

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Bei den zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am 2. und 3. Oktober in Potsdam muss mit Protestaktionen gerechnet werden. Ein Bündnis aus Jungdemokraten/Junge Linke Brandenburg, Naturfreundejugend Berlin und dem AK Antifaschismus Potsdam mobilisiert unter dem Motto "Null Gründe zu feiern", wie Sprecher Stefan Mayer-Plath am Freitag mitteilte. Der Sprecher betonte: "Für uns gibt es am 3. Oktober nichts zu feiern". Bei den Feierlichkeiten sollten die Menschen "mit nationalistischem Pathos" auf Deutschland eingeschworen werden.


"15 Jahre dt. Souveränität, 331 Euro ALG II, 134 Tote durch Nazigewalt, 35.000 Abschiebungen im Jahr, 2 Kriege." So lautet eine Liste auf der Website der Naturfreundejugend Berlin als Begründung für das Motto "Null Gründe zu feiern".

Zahlreiche Politiker erklärten medial ihre Liebe zum Vaterland. Scheinbar linke Musiker präsentierten "ihr neues Deutschsein" in der Öffentlichkeit. "Doch Nationalismus bedeutet immer Ausgrenzung von all jenen, die nicht der 'nationalen Identität' entsprechen", schreibt die Naturfreundejugend. "Wenn Deutschland feiert, dann ohne uns!"

"Schon unter Helmut–Kanzler der Einheit- Kohl konnte gemeinsam vergessen, verdrängt, verdreht und verschwiegen werden", heißt es weiter. Da habe aus allen Ecken des Landes ein "Wir sind ein Volk" als Ausdruck eines geeinigten Nationalbewusstseins gedröhnt. "Da wurde flott mal das Asylrecht abgeschafft und nebenbei brannten unter tosendem Beifall MigrantInnenwohnungen von Rostock bis Mölln."

Doch erst unter der rot-grünen "Berliner Republik" sei die politische und moralische Erneuerung Deutschlands möglich gewesen, "auf all die gewartet zu haben schienen, die sich für ihre Deutschlandfeierei nicht mehr schämen wollten". Fleißig sei nun aufgeräumt worden in den Köpfen, frei nach dem Motto "Ein anderes Deutschland ist möglich!".

Beinahe stelle sich Mitleid ein, "wenn man/frau Gerhard Schröder im August 2002 von 'unserem deutschen Weg' reden hört". Nicht nur, dass Deutschland nun ein stolzes und solidarisches Land sei, das sich "seine Leistungen nicht mehr mies machen lässt". Es genieße vielmehr auch "Respekt und Ansehen in der Welt", denn nun sei es ganz offiziell "Partner und Vorbild". Deshalb müssten nun "unsere nationalen Interessen nicht mehr versteckt werden".

Nicht trotz, sondern gerade wegen Auschwitz habe sich Außenminister Fischer verpflichtet gefühlt Deutschland 1999 am Kosovo Krieg zu beteiligen.

Wer immer noch nicht bekehrt gewesen sei, habe schließlich durch die neue, unbefangene Popkultur begeistert werden sollen, heißt es bei den Naturfreunden weiter. Egal ob Musik, Mode oder Film, wo jetzt "deutsch" draufstehe, sei auch wirklich "deutsch" drin. Der SPD-Pop sei geboren worden.

Ob nun unter schwarz-rot-goldenem Deckmäntelchen Radioquoten für deutsche Musik gefordert würden, fröhlich-flippige Bands wie MIA oder Sportfreunde Stiller in allerlei Wortspielen das "Projekt D" besängen, spätpupertäre Jungs mit Reichsadler um den Hals und Deutschlandfahne schwenkend irgendwas davon faselten, nun endlich Musik für deutsche Kids zu machen oder "Techno-Opas wie Peter Heppner von Wolfsheim und Paul van Dyk" gleich in offensiven "Wir sind wir" Stammtischparolen à la "Aufgeteilt, besiegt und doch schließlich gibt es uns ja immer noch" die historische "Opfergemeinschaft" Deutschland neu entdeckten - "sie alle schreiben ihre ganz persönlichen Heimatlieder und dürfen sich nun endlich so richtig 'up to date' damit fühlen".

Untermalt werde dieser ganze Freudentaumel durch die neuesten Deutschlandfilmchen im Kino. Bei den Bildern von "Das Wunder von Bern", "Napola" oder "Der Untergang" mache es keinen Unterschied, ob da nun um Fußballer, Jugenddramen im Nazieliteinternat oder alte senile Diktatoren geflennt werde, nun endlich traue sich das deutsche Kino seine Version der Geschichte dem Massenpublikum zu präsentieren.

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