In Kooperation mit der niederländischen Universität Groningen wurden 42 Mutterblut,- und 27 Nabelschnurblutproben von werdenden Müttern auf acht Chemikaliengruppen untersucht. Die Proben enthielten unter anderem bromierte Flammschutzmittel, künstliche Moschusduftstoffe und das verbotene Pestizid DDT. Die Industriechemikalien entweichen aus Alltagsprodukten wie Konservendosen, Kleidungsstücken oder Lebensmittelverpackungen. Auch Plastikspielzeug, beschichtete Pfannen, Kosmetikartikel und Computer setzen solche Stoffe frei. Über den Hautkontakt, die Nahrung oder beim Atmen gelangen sie in die menschliche Blutbahn.
"Chemiefirmen wie BASF und Ciba behaupten, dass Chemikalien heute kein Problem mehr sind", sagt Chemieexpertin Ulrike Kallee von Greenpeace. "Diese Ergebnisse zeigen hingegen, dass Kinder nicht einmal im Mutterleib vor Schadstoffen sicher sind. Dabei reagieren Föten und Neugeborene besonders sensibel auf Schadstoffe".
"Die Reform der EU-Chemiegesetzgebung ist überfällig. Die Schlupflöcher im derzeitigen Entwurf der Gesetzgebung müssen geschlossen werden", sagt Karl Wagner, Leiter der Chemiekampagne beim WWF International. "Nach wie vor wollen zahlreiche Firmen nicht auf gesundheitsgefährdende Substanzen verzichten. Nur mit gesetzlichen Maßnahmen können Innovationen in der Chemieindustrie vorangebracht werden, um Risikostoffe durch sichere Alternativen zu ersetzen."
REACH biete die Chance, Mensch und Umwelt vor den negativen Auswirkungen schädlicher Chemikalien zu schützen. Dazu sei es nötig, die schädlichsten Stoffe zu identifizieren und aus dem Verkehr zu ziehen. "Ziel muss es sein, Chemieproduzenten in die Verantwortung zu nehmen und sie für die Langzeitwirkungen ihrer Produkte haftbar zu machen", so Kallee.