Ausgehend von diesen Zahlen "vermuten" Cardis und Mitarbeiter, dass für ein bis zwei Prozent der auf Krebserkrankungen zurückgeführten Todesfälle in der untersuchten Personengruppe die Strahlenbelastung am Arbeitsplatz verantwortlich war.
Das ermittelte Krebsrisiko im Niedrigstrahlenbereich soll höher sein als man aufgrund der hohen Strahlenbelastung nach den Atombombenabwürfen jahrzehntelang vermutete hatte. Wesentlicher Belastungsfaktor war die Aufsummierung der Strahlung beziehungsweise der radioaktiven Stoffe, die die Arbeiter als Strahlenquelle in ihren Körper aufgenommen hatten.
Ärzteorganisation: Arbeiter in Strahlenbereichen
Gerade die bei den so genannten "Jahresrevisionen" eingesetzten Arbeitskräfte werden in die Strahlenbereiche der Atomkraftwerke geschickt. Nach Angaben der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW handelt es sich häufig um unzureichend qualifizierte Leiharbeiter und Hilfskräfte, die zum Beispiel mit Reinigungsarbeiten betraut würden. Hilfskräfte würden aber auch an sicherheitstechnisch relevanten Inspektionen, Prüfungen und sogar Reparaturen beteiligt werden.
Nach Angaben der Ärzteorganisation soll in mehreren deutschen Atomkraftwerken, beispielsweise auch im Atomkraftwerk Biblis, über Undichtigkeiten an Pumpen und Armaturen ständig radioaktives Kühlmittel austreten. Die Reaktorgebäude seien auf diese Weise unter anderem mit dem radioaktiven Isotop Cobalt-60 kontaminiert. In diesen "verstrahlten" Räumen müssten die Revisionsarbeiter ihre Aufgaben verrichten.
Die Organisation hatte vor einigen Jahren auf Studien von Alfred Körblein vom Umweltinstitut München hingewiesen, wonach auch die Normalbevölkerung außerhalb der Atomkraftwerke einem erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt seien. Die Kinderkrebsrate in der Nahumgebung von deutschen Atomkraftwerken soll demnach signifikant erhöht sein. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatte diese Aussagen offiziell bestätigt und offenbar auf Druck der Ärzteorganisation schließlich weitere Untersuchungen in Auftrag gegeben.