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"Modernisierungsverlierer"

Rechtsextremismus nimmt in Bildungsschichten und im Westen stark zu

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Die Ausländerfeindlichkeit der Deutschen nimmt nach einer Studie der Universität Leipzig stark zu. Ein Viertel der Befragten stimmte Aussagen mit ausländerfeindlichem Inhalt ausdrücklich zu. Stark zugenommen haben rechtsextreme Einstellungen insbesondere bei Personen mit höherem Bildungsabschluss. Den Teilnehmern der Studie wurden Sätze vorgelesen, zu denen sie ihre Meinung äußern sollten. Besonders hohe Zustimmung verzeichneten die Forscher bei der Aussage: "Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maße überfremdet." 38 Prozent der Befragten konnten sich mit dieser Aussage identifizieren. "In Sachen Ausländerfeindlichkeit hat der Westen den Osten eingeholt", betonten die Wissenschaftler.


Hohe Akzeptanz fand etwa der Satz: "Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige, starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert." - hier stimmte fast ein Viertel der Befragten zu (23 Prozent der Ost- und 24 Prozent der Westdeutschen). Auch chauvinistische Äußerungen wurden oft bestätigt. 36 Prozent der Befragten aus Ost- und sogar 41 Prozent aus Westdeutschland meinten: "Wir sollten endlich wieder Mut zu einem starken Nationalgefühl haben." Insgesamt stimmten 26 Prozent der Befragten verschiedenen ausländerfeindlichen Aussagen zu.

Mehr rechtes Gedankengut bei Wessis als bei Ossis

Zwischen den Meinungen von Ost- und Westdeutschen bestehen, so zeigt es die Studie, teilweise große Unterschiede. Vielen rechtsextremen Aussagen pflichten mehr West- als Ostdeutsche bei. Beispiel hierfür ist etwa die Verharmlosung des Nationalsozialismus: 16 Prozent der befragten Westdeutschen stimmten der Aussage "Ohne Judenvernichtung würde man Hitler heute als großen Staatsmann ansehen." zu - aber "nur" 6 Prozent der Ostdeutschen. Auch antisemitische Positionen sind im Westen verbreiteter - den Satz "Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß." bestätigten dort 21 Prozent der Befragten. Von den Ostdeutschen stimmten dem weitaus weniger, nämlich 12 Prozent, zu. In Sachen Ausländerfeindlichkeit habe der Westen den Osten eingeholt.

Neben den Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschen spielen jedoch auch andere Faktoren eine Rolle bei der Empfänglichkeit für rechtsextremes Gedankengut. Zwar stimmten Befragte mit höherem Bildungsabschluss rechtsextremen Aussagen seltener zu als ungebildetere Teilnehmer. Der Anteil der Gebildeten, die den vorgelegten Sätzen zustimmten, hat jedoch im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen.

"Einen ersten Hinweis auf die Gründe für diese alarmierende Entwicklung geben die hohen Zustimmungswerte der sogenannten Modernisierungsverlierer", sagte Elmar Brähler, Projektleiter der Studie und Leiter der Selbstständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universität Leipzig. "Die wirtschaftliche Krise und der strukturelle Umbau des Sozialstaates sind nun auch in bildungsnahen Schichten der Bevölkerung zu spüren." Der Mittelstand sei von sozialer Deklassierung bedroht, wie sie bisher in dieser Breite nur Angehörigen bildungsferner Schichten drohte. "Rechtsextremismus und Antisemitismus scheinen stabile Einstellungsmuster zu sein, die bei sozialen Krisen aus der Latenz treten", meint Oliver Decker, an der Studie beteiligter Psychologe.

Ältere Menschen stimmen rechtsextremen Aussagen eher zu als jüngere

Auch stellten die Wissenschaftler fest, dass ältere Menschen rechtsextremen Aussagen eher zustimmen als jüngere Befragte. So stimmten 29 Prozent der über 60-Jährigen ausländerfeindlichen Aussagen zu, aber "nur" 21 Prozent der Personen zwischen 14 und 30 Jahren. Das Geschlecht spielt als Einflussfaktor eine eher geringe Rolle. Zwar stimmen mehr Männer als Frauen rechtsextremen Aussagen zu, aber in der Dimension Ausländerfeindlichkeit ist die Zustimmung der weiblichen und männlichen Befragten gleich hoch.

Im Rahmen der im Jahre 2004 von Wissenschaftlern der Universität Leipzig durchgeführten Studie wurden 2.473 Deutsche aller Alters- und Bildungsklassen im Hinblick auf rechtsextremes Gedankengut befragt. Als Dimensionen des rechtsextremen Weltbildes legten die Forscher die Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur, Chauvinismus, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Sozialdarwinismus sowie Verharmlosung des Nationalsozialismus fest.

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