Patricia Cameron, BUND-Chemikalienexpertin: "In der Muttermilch europäischer Frauen befinden sich rund 300 verschiedene Chemikalien wie hormonschädigende Weichmacher oder Flammschutzmittel. Jede dritte Erkrankung am Arbeitsplatz ist auf Chemikalien zurück zu führen. Wenn Verheugen angesichts dieser Bedrohung Verbraucherschutz klein und Industrieinteressen groß schreibt, macht er sich mitschuldig an der Vergiftung von Mensch und Umwelt".
Nach Verheugens Vorschlag sollten nur noch jene Chemikalien überprüft werden, von denen mehr als 100 Tonnen pro Jahr hergestellt werden. Der bisherige Entwurf von REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) sieht dagegen Tests bereits bei Stoffen mit einer Jahresproduktion von einer Tonne vor. Durch den neuen Vorschlag Verheugens müsste die Industrie nur noch für sechs Prozent der am Markt befindlichen Chemikalien ausreichende Sicherheitsdaten liefern.
Stefan Krug, Greenpeace: "Dieser Vormarsch von Verheugen ist ein Skandal. Wenn Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso darauf eingeht, macht sich die Kommission zum Handlanger der Industrie. REACH bietet eine einmalige Chance, Umwelt und Verbraucher vor gefährlichen Chemikalien zu schützen. Schon der aktuelle REACH-Vorschlag ist dafür nicht ausreichend und bedarf dringender Verbesserungen. Setzen sich nun Verheugens Vorstellungen durch, bleibt von dieser Reform nichts mehr übrig."
Ralf Schmidt-Pleschka, Verbraucher Initiative: "Verheugens Vorstoß bedeutet eine Abkehr vom Ziel der EU-Kommission, den Verbraucherschutz in der Chemieindustrie zu stärken. Die deutsche Bundesregierung ist gefordert, sich einzuschalten und Verheugen zu stoppen."
In Europa sind rund 100.000 Chemikalien auf dem Markt. Von 96 Prozent dieser Chemikalien gibt es bisher keine oder nur unzureichende Sicherheitsdaten. Um diese Datenlücken zu schließen und Verbraucher und Umwelt besser vor Chemikalien zu schützen, hat die EU-Kommission 2003 die Chemikalienreform REACH vorgeschlagen.