Um mehr als 100 Millimeter könnte nach den Berechnungen der Wissenschaftler die jährliche Niederschlagsmenge in Benin, Guinea oder Mali in den nächsten 20 Jahren abnehmen. Das wäre je nach Region bis zu einem Viertel weniger als heute. Zum Vergleich: In der letzten großen Dürreperiode Mitte der 80er Jahre fielen an der Küste Guineas bis zu 150 Millimeter weniger Regen als im langjährigen Mittel. Gleichzeitig zum Rückgang des Regens steigen nach den Berechnungen die Temperaturen im Sommer und Herbst um zwei bis drei Grad. Die Extremwerte lägen dann sogar sieben Grad höher als heute - eine zusätzliche Gefahr für Pflanze, Tier und Mensch.
Zu diesen Zahlen kommt der Bonner Geograph Heiko Paeth in seiner Habilitationsschrift, in der er vor allem den drohenden Klimawandel im westafrikanischen Benin untersucht. "Wir wollten uns in unserer Studie nicht einseitig auf den Einfluss der Atmosphäre fokussieren - also die 'wärmenden' Treibhausgase oder die 'kühlenden' Sulfataerosole aus Vulkanausbrüchen und Autoabgasen", sagte Paeth. Gerade für das regionale Klima sei die Vegetationsbedeckung ein extrem wichtiger Einflussfaktor. Das gleiche gelte für die Bodendegradation - dass also beispielsweise aufgrund der zunehmenden Verdichtung und Versiegelung des Bodens weniger Niederschlag versickere.
Wie wichtig diese Einflüsse seien, zeige ein Computerprogramm, das die Bonner Wissenschaftler eigens für diesen Zweck weiterentwickelt haben: Das "Regionale Klimamodell". Was wäre beispielsweise, wenn die Vegetation in Westafrika um 25, 50, 75 oder gar 100 Prozent abnähme, die restlichen Klimafaktoren aber gleich blieben? Und wie sähe es im Vergleich aus, wenn aufgrund des Treibhaus-Effekts die Meerestemperatur vor Afrikas Küsten um zwei Grad stiege - einen Wert, mit dem viele Forscher zum Ende des 21. Jahrhunderts rechnen?
Die Ergebnisse sind erschreckend: Zwar errechnet das Modell aufgrund des Treibhaus-Effekts für die Küstenregionen Westafrikas einen stärkeren Monsunregen. In der ohnehin schon trockenen Sahelzone geht der Niederschlag dagegen weiter zurück. "Resultat könnte sein, dass viele Menschen aus den Trockengebieten in den feuchteren Süden ziehen und dort den Bevölkerungsdruck weiter erhöhen", befürchtet Paeth.
Wälder reichen das Wasser weiter
Der Verlust der Vegetationsdecke würde zu noch dramatischeren Niederschlagseinbußen führen, so die Meteorologen. Gerade Gebiete wie das Kongobecken, die sich im Moment noch nicht über Regenmangel beklagen können, müssten dann mit einem starken Rückgang rechnen. Dieser fällt laut REMO umso größer aus, je stärker die Pflanzendecke geschädigt wird. Grund: Die Pflanzen halten den lebenswichtigen Kreislauf aus Verdunstung und Niederschlag im Gang. Gerade Wälder geben Tag für Tag riesige Wassermengen an die Luft ab. In ihrer Umgebung fällt daher erheblich mehr Regen - Wälder reichen das Wasser gewissermaßen weiter.
"Wenn die Länder Westafrikas nicht durch eine schonende Landnutzung gegensteuern, droht ihnen bis 2020 mit großer Wahrscheinlichkeit die nächste Dürre", warnte Paeth nach seinen Ergebnissen. Ganz sicher sei das allerdings nicht; dazu sei das Programm noch zu ungenau.