Ziel: Abschaffung des Walschutz-Ausschusses
Nach Angaben des WWF kämpft Japan auf der Konferenz im südkoeranischen Ulsan für eine Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs. Zur Aufhebung sei hier jedoch eine Dreiviertelmehrheit nötig, die eher unwahrscheinlich sei. Viele andere Entscheidungen könnten jedoch mit einer einfachen Mehrheit beschlossen werden. So zum Beispiel auch die ersten Anträge Japans. Diese hätten die Abschaffung des Walschutz-Ausschusses und die Einführung geheimer Abstimmungen zum Ziel gehabt. Über Walbeobachtung und den Schutz der Kleinwale wolle Japan auf der IWC "überhaupt nicht mehr" reden. Pro Wildlife erwähnte, Tokio habe auch die Diskussion um Schutzgebiete von der Tagesordnung streichen lassen wollen, sei jedoch auch damit bei der Abstimmung gescheitert.
Noch knappe Mehrheit
Laut WWF lag das Kräfteverhältnis zwischen 'Walschützern' und 'Walfängern' am Montag bei im Schnitt 30 zu 27. Volker Homes, Walexperte des WWF Deutschland warnte: "Das kann sich bis zum Ende der Konferenz am Freitag noch ändern." Momentan seien 66 Nationen bei der IWC registriert. Manche Länder hätten ihre Beiträge am Montag noch nicht bezahlt. "Sobald sie ihre Rechnung begleichen, dürfen Sie auch mit abstimmen." Auch Sandra Altherr, die für Pro Wildlife an der IWC-Tagung teilnimmt machte sich Sorgen: "Noch läuft die IWC in unserem Sinne, aber dies kann sich täglich ändern."
Laut Pro Wildlife steht auch das sogenannte "Bewirtschaftungsverfahren" (RMS) für Wale auf der Tagung zur Diskussion. Es solle nach dem Willen der Walfangländer künftig das Verbot für kommerziellen Walfang ablösen. Doch der aktuelle RMS-Entwurf berge zahlreiche fatale Lücken, die "die bisherigen Eigenmächtigkeiten der Walfangländer auch weiterhin ermöglichen" und kommerziellen Walfang zudem rehabilitieren würden. Altherr sagte, mit der Verabschiedung des RMS werde die wichtigste Schutzmaßnahme für die "Meeresriesen" geopfert, "um ein windiges, unverbindliches und völlig unzureichendes Alibi-Kontrollsystem einzuführen". Die Walfangländer lehnten insgesamt unabhängige, internationale Kontrolle ihrer Fangaktivitäten und des Handels mit Walprodukten vehement ab. Pro Wildlife verwies auf eine eigene aktuelle Studie in Zusammenarbeit mit der WDCS (Whale and Dolphin Conservation Society). Diese Studie beschäftigt sich mit systematischen Betrügereien seitens der Walfangländer.
Profitable Versehen
Sandra Altherr erklärte: "Hier in Ulsan wird besonders deutlich, mit welchen Tricks Walfänger vorgehen: Die Fischer geben ganz offen zu, dass sie Wale gezielt fangen, die Regierung Koreas dagegen meldet dies lediglich als Beifänge." In Korea gebe es seit der Einführung des Walfangverbotes 1986 zwar offiziell keinen kommerziellen Walfang mehr, erlaubt sei allerdings der Verkauf von Tieren, die sich in den Fischernetzen verfangen haben. Ein solcher Wal aus angeblichem Beifang erziele auf dem Markt bis zu einhunderttausend US-Dollar.
Stetig expandierende "Forschung"
Auch der WWF sprach von "einem Trick". Japan kündige derzeit offiziell an, seine Fangquoten im Walschutzgebiet rund um die Antarktis zu verdoppeln und die Jagd außerdem auf Finn- und Buckelwale auszuweiten. Diese seien bereits stark gefährdet. Von Japan werde das Vorgehen als "wissenschaftlicher Walfang" bezeichnet. So nutzten die Japaner ein Schlupfloch der IWC-Vereinbarungen aus. "Für den Walschutz ist das eine Katastrophe", sagte Volker Homes, Walexperte des WWF Deutschland. "Alle paar Jahre weitet Japan sein Programm zum so genannten wissenschaftlichen Walfang aus und neue bedrohte Arten kommen hinzu." Das Problem sei, dass sich die IWC in einer Pattsituation befinde. Die Parteien stünden sich kompromisslos gegenüber. "Momentan ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen."
Nicht mal drei Prozent Überlebende
Experten gehen laut WWF von weniger als 30.000 Buckelwalen aus, die heute noch in den Meeren der Welt leben. Neuere Schätzungen bezifferten die Bestände vor Beginn des kommerziellen Walfangs auf mehr als eine Million Tiere. Für die Finnwale stelle sich die Situation ähnlich dar. "Von einer Erholung der Bestände, wie von Japan behauptet, kann überhaupt keine Rede sein", so Homes.