Wenn die Generalversammlung der IMO im Winter erneut grünes Licht gebe, werden die Beschlüsse im Sommer 2006 wirksam. Zwar einigten sich die Anrainerstaaten mit Ausnahme von Russland bereits 2004 darauf, die Ostsee "im Prinzip" als Besonders Empfindliches Seegebiet (PSSA) auszuweisen, doch erst durch die Einigung auf konkrete Schutzmaßnahmen erlange der Status Rechtskraft. Ohne den heutigen Beschluss des IMO-Gremiums wäre das PSSA aufgehoben. Dies würde das lückenlose Festschreiben verbindlicher Regeln für alle Schiffe auf der Ostsee sehr erschweren.
Strengere und verbindliche Sicherheitsvorkehrungen in der Ostsee seien angesichts rapide steigender Öltransporte längst überfällig, betont der WWF. Die internationale Naturschutzorganisation verweist darauf, dass die durch Ostsee transportierte Ölmenge in den letzten zehn Jahren von 20 auf 120 Millionen Tonnen pro Jahr versechsfacht habe. Bis 2010 sei ein weiterer Anstieg auf jährlich 190 Millionen Tonnen zu erwarten. Schon heute ist die Ostsee eines der meist befahrenen Meeresgebiete der Welt. Die Sicherheit halte mit dieser Entwicklung bislang nicht Schritt. Die Ostsee ist eines der empfindlichsten Seegebiete der Welt. Ihr langsamer Wasseraustausch, die speziellen Brackwasserbedingungen und eine Vielzahl seltener Arten machen das Meer weltweit einzigartig.
Für den WWF ist es höchste Zeit, das PSSA-Konzept mit Leben zu füllen. "Die IMO hat ein klares Zeichen gesetzt, dass wirtschaftliche Interessen im Einklang mit dem Schutz unserer Naturschätze stehen müssen", hebt Jochen Lamp hervor. Bis Dezember werde es darauf ankommen, dass die politischen Vertreter dem Rat ihrer Experten folgen. Zudem müsse die Russische Föderation ihre Ostseegebiete in das PSSA einbringen. Angesichts der wachsenden Bedeutung der russischen Ölhäfen sei es fundamental, die Russen ins Boot zu holen. In Zukunft komme es drauf an, weitere Schutzmaßnahmen wie eine verbindliche Lotsenpflicht, die Ausweitung der Tankerroute und den Einsatz modernster Verkehrsüberwachungssysteme einzuführen.