Seit Einrichtung des Verbraucherministeriums im Jahr 2001 seien bei insgesamt 126 Pestizid-Wirkstoffen die für pflanzliche Lebensmittel geltenden Grenzwerte angehoben worden. 33 dieser Spritzmittel gelteten für Mensch und Umwelt als hoch gefährlich. Jedes davon sei in mindestens drei von zwölf ausgewerteten internationalen "Schwarzen Listen" für besonders gefährliche Chemikalien aufgeführt. Doch selbst für diese Gifte seien die Höchstmengen bis zum 300-fachen erhöht worden.
Als "höchst gefährlich" stufe die Weltgesundheitsorganisation beispielsweise das Insektizid Methomyl ein. Die EU liste es als "hormonell wirksam". Die Grenzwerte für Methomyl seien dennoch in Mandarinen und Zitronen um das 20-fache und in Tomaten und Pflaumen um das 10-fache angehoben worden. Von Dimethoat, einem Insektizid der BASF, dürften in Kirschen 20-mal und in Frühlingszwiebeln 40-mal mehr enthalten sein, obwohl es das internationale Pestizid-Aktions-Netzwerk als "besonders schädlich für Mensch und Umwelt" einstuft habe. Dimethoat könne die Entwicklung des Kindes im Mutterleib stören und stehe im Verdacht, Krebs auszulösen.
Verantwortlich für die Festlegung der Pestizid-Höchstmengen seien, die EU-Kommission und das deutsche Verbraucherministerium, meinen die Umweltschützer. Deren Entscheidungsgrundlagen bleibe jedoch geheim: Wissenschaftlichen Untersuchungen, Stoff-Daten und EU-interne Entscheidungsprozesse zur Festlegung von Pestizid-Höchstmengen seien bislang für die Öffentlichkeit weitgehend unzugänglich.
"Anstatt gefährliche Pestizide zu verbieten, erhöhen die staatlichen Verbraucherschützer die Grenzwerte und servieren uns Lebensmittel mit immer höherem Giftgehalt", sagte Manfred Krautter, Chemieexperte von Greenpeace. So würden zwar die Interessen der Chemieindustrie und besonders spritzwütiger Landwirte geschützt werden, aber die Gesundheit der Verbraucher bliebe auf der Strecke: "Nur von Bio-Ware können Verbraucher heute pestizidfreie Qualität erwarten."
Die Unterlagen und die Entscheidungswege zur Festsetzung von Pestizidhöchstmengen in Deutschland und der EU sollten öffentlich gemacht werden, fordert Greenpeace fordert. Für eine bessere Pestizidpolitik könnten Verbraucher eine Protestpostkarte über www.einkaufsnetz.org an das Verbraucherministerium schicken, um die Verbraucherministerin Renate Kuenast aufzufordern, eine Initiative zum Verbot von gefährlichen Pestizidwirkstoffen in der EU zu starten.