Gila Altmann vom VCD-Bundesvorstand kritisiert die vorherrschende Verkehrspolitik: "Mit Hinweis auf das umweltfreundliche Binnenschiff werden von der Politik seit Jahrzehnten Milliardensummen in den Flüssen versenkt, um sie zu Transportwegen auszubauen. Doch Begradigung, Vertiefung und Versiegelung haben weitreichende negative Folgen: Überflutung von Grundstücken und Häusern, Rückgang der Fischbestände und Verlust der Artenvielfalt". Der Binnenschifffahrt habe der Flussausbau dagegen wenig geholfen. Sie sei nicht ausreichend konkurrenzfähig gegenüber dem Lkw-Verkehr auf der Straße und die Flotte sei weitgehend veraltet. Altmann: *Die vorwiegend alten Schiffsmaschinen stoßen große Schadstoffmengen aus und arbeiten nicht energieeffizient genug."
Um die Binnenschifffahrt als umweltschonenden Verkehrsträger zu fördern, habe die Politik nach Ansicht des VCD zwei grundlegende Aspekte zu berücksichtigen: Zum einen müssten die Schiffe den Flüssen angepasst werden und nicht umgekehrt. "Das ist nicht nur ökologisch geboten und gesetzlich zum Beispiel durch die Wasserrahmenrichtlinie gefordert, sondern auch wirtschaftlich vernünftig, da es den ruinösen Verdrängungswettbewerb unter den Reedereien zulasten mittelständischer Betriebe entschärft", erklärt Altmann.
Zum anderen müsse die Binnenschifffahrt durch entsprechende Förderprogramme in die Lage versetzt werden, ihre Flotte zu modernisieren. Bei einem Durchschnittsalter von über 50 Jahren sei das unbedingt notwendig, um Stickoxid-, Kohlenmonoxid- und CO2-Ausstoß zu verringern. Der Anteil der Gütermenge, die auf Binnengewässern transportiert wird, stagniert mit rund sechs Prozent seit Jahren auf niedrigem Niveau. Auch bei der Verkehrsleistung nach Tonnenkilometern steht das Binnenschiff mit elf Prozent Verkehrsanteil hinter der Bahn mit rund 16 Prozent zurück.
Heidi Tischmann, Verkehrsreferentin des VCD: "In den Zahlen zeigt sich, dass die Wachstumsprognosen der 90er Jahre eher von Wunschdenken als von Realitätssinn geprägt waren. Zudem hat sich der Güterverkehr einseitig auf die Straße ausgedehnt. Grund dafür ist die fehlende Kostengerechtigkeit zwischen den Verkehrsträgern. Die externen Kosten, die der Straßengüterverkehr durch Umwelt- und Gesundheitsschäden verursacht, zahlt weiterhin die Gemeinschaft."