Das Aus des Meilers entfacht den Streit um die Atomenergie neu. Während Union und FDP auf einen Fortbestand setzen, verteidigt Rot-Grün den gesetzlich festgelegten Ausstieg. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hält die Vereinbarung für unumkehrbar. Auch international sehe er keine Anzeichen für eine Renaissance der Atomenergie. Auf Forderungen nach Laufzeitverlängerungen reagierte der Minister mit Verwunderung. Dass CDU und FDP plötzlich wollten, dass alte Technik weiter "ausgequetscht" werde, erinnere ihn an die Energiepolitik zu "Honecker-Zeiten", als Braunkohlekraftwerke bis zum Zusammenbruch betrieben worden seien.
EnBW-Technikvorstand Thomas Hartkopf verteidigte die Atomenergie. Aus technischer und wirtschaftlicher Sicht hätte der Betrieb weitergeführt werden können.
Obrigheim ist das zweite Kernkraftwerk, das nach dem Atomkonsens von 2001 den Betrieb eingestellt hat. Bereits im November 2003 war das AKW Stade in Niedersachsen vom Netz gegangen, wobei die Betreiber in diesem Fall aus wirtschaftlichen Gründen freiwillig abgeschaltet haben. In Obrigheim beginnt nun die Nachbetriebsphase, in der die Anlage auf die Stilllegung und den Abriss vorbereitet wird. Der komplette Rückbau soll spätestens 2023 abgeschlossen sein.