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Karrierestart als Wasserleiche

Beuys-Schüler Anselm Kiefer wird 60

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Als Kunststudent erregte Anselm Kiefer schon 1969 als Wasserleiche in der Haltung des ertrunkenen bayerischen Königs Ludwig II. Aufsehen. Auch in Führerpose mit dem Arm zum Hitlergruß erhoben fiel er auf. Ende der 80er Jahre wurden für seine Werke auf dem Kunstmarkt jedoch bereits siebenstellige D-Mark-Beträge bezahlt. Heute lebt und arbeitet der in Deutschland umstrittene, international indes höchst anerkannte Künstler zurückgezogen in Südfrankreich. Am Dienstag feiert der in Donaueschingen geborene Kiefer seinen 60. Geburtstag.


Sein Hang zu Spektakulärem kommt nicht von ungefähr, schließlich war Kiefer auch Schüler von Joseph Beuys. Berühmt wurde der Sohn eines Lehrerpaares mit seinen monumentalen, geschichtsbeladenen Bildern und Installationen. Ende der 80er Jahre feierte ihn das US-Magazin "Time" als den "besten Künstler seiner Generation auf beiden Seiten des Atlantiks". 1992 zahlte ein Sammler bei einer Versteigerung den Rekordpreis von 638.000 US-Dollar für Kiefers Gemälde "Säulen" von 1983.

Viele Arbeiten des Beuys-Schülers befassen sich mit der Apokalypse des Dritten Reiches. Er malte aber auch "Durch den Mittelpunkt der Erde", "Durch das Rote Meer" und "Jerusalem", bevor er bei "Isis und Osiris", "Frauen der Revolution" und "Geburt der Sonne" ankam. Seit der Maler 1980 mit Georg Baselitz Deutschland bei der Biennale in Venedig vertrat, häuften sich Ausstellungen und Auszeichnungen für ihn. 1991 würdigte die Berliner Nationalgalerie den Künstler mit einer Retrospektive seines Werks.

Kiefers Arbeiten entstanden bis Frühjahr 1992 in seinem Domizil in Buchen im Odenwald, einer ehemaligen Fabrik mit verschiedenen Werkhallen und einer stillgelegten Ziegelei mit drei Baggerseen und einem Hubschrauberlandeplatz. Hermetisch zurückgezogen arbeitete Kiefer dort gemeinsam mit 19 Assistenten und ließ seine Bilder zur deutschen und abendländischen Geschichte "so vor sich hinreifen", wie er es selbst formulierte.

Nach jahrelangem Hin und Her scheiterte Kiefer 1991 mit der Idee, in Buchen den Kunstpark "Zweistromland" zu errichten. Das Projekt sollte Ateliers, Ausstellungshallen und Skulpturen auf rund 20.000 Quadratmetern Fläche vereinen. Das Aus für seine Pläne veranlasste Kiefer, Deutschland 1992 zu verlassen. Der geschiedene Vater von drei Kindern ließ sich in Barjac nieder und eröffnete sein Atelier in einer ehemaligen Seidenfabrik. Er verordnete sich eine Malpause, ging auf Reisen, widmete sich dem Fotografieren und Schreiben.

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