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"Musikalische Analphabeten"

Kritik der Orchestervereinigung an mangelnder Nachwuchsförderung

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Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) beklagt eine mangelnde musikalische Förderung von Kindern- und Jugendlichen. "Immer mehr Kinder in Deutschland sind musikalische Analphabeten, sie können nicht mehr richtig singen, geschweige denn ein Instrument spielen", kritisierte DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens am Montag in Berlin. Zudem befürchtet er einen Abbau von Orchestern und personelle Einschnitte. Derzeit gebe es in Deutschland 135 Orchester mit rund 10 200 Planstellen, sagte er. Im Januar 2004 habe es noch 10 311 Planstellen gegeben. Die Zahl der Orchester lag 1992 noch bei 168.


Hoffnungsvoll äußerte sich Mertens zur Zukunft des Münchner Rundfunkorchesters. Nach intensiven Bemühungen der DOV könne die Auflösung wohl vermieden und in eine moderate Orchesterverkleinerung umgewandelt werden. Ein Problem sei derzeit die Neue Elbland Philharmonie, die von Insolvenz bedroht sei.

Zur Entwicklung der Rechtsformen der Orchester sagte der DOV-Chef, die Flut der GmbH-Gründungen sei inzwischen wieder abgeebbt. Im Kommen seien hingegen Stiftungen - wie die Stiftung Staatstheater Nürnberg oder die Bamberger Symphoniker - , von denen es inzwischen sieben in der deutschen Orchesterlandschaft gibt.

Erstmals legte die DOV eigene Zahlen zum Konzertleben in Deutschland vor. Die Erhebung solle künftig alle zwei Jahre wiederholt werden, kündigte Mertens an. Er kritisierte zugleich die vom Deutschen Bühnenverein in der Theaterstatistik vorgelegten Zahlen, die im Konzertbereich eine "unsichere Datenbasis" seien.

Laut DOV gaben die Deutschen Konzert- und Opernorchester in der Spielzeit 2003/2004 insgesamt 9850 Konzertveranstaltungen, darunter 6027 Sinfoniekonzerte, 2141 musikpädagogische Veranstaltungen, 993 Kammerkonzerte und 1208 sonstige Veranstaltungen wie Open-Air-Konzerte. Der Bühnenverein zählte in seiner zuletzt veröffentlichten Statistik, die sich allerdings auf die Spielzeit 2002/2203 bezog, insgesamt nur 7179 Konzertveranstaltungen.

Mit Blick auf die unzureichende musikalische Förderung von Kinder sagte Mertens, dies gefährde nicht nur die Zukunft der deutschen Musikkultur, sondern schädige auch das gesamte Bildungsniveau.

Zwar gibt es zunehmend Kooperationen von Schulen und Orchestern, viele dieser Projekte stecken nach Ansicht der DOV jedoch noch in den Kinderschuhen. Kindergärten, wo musikalische Förderung anfangen müsse, seien in dieser Hinsicht noch "totale Wüsten", kritisierte Mertens. Die deutschen Orchester müssten ihr Aktivitäten deshalb unbedingt verstärken. Dabei sei das klassische deutsche Modell - das Angebot von Proben- und Konzertbesuchen - aber ein Auslaufmodell. Die Zukunft liege im britischen Modell, dass die Kinder dazu anleite, selbst zu musizieren.

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