Die Annahme, Tourismus als solcher verbessere bereits die Bedingungen der Menschen vor Ort, hält der Evangelische Entwicklungsdienst für falsch. Zwar sei in vielen Ländern der Tourismus der größte Wirtschaftsfaktor, die Bevölkerung profitiere davon jedoch nur im geringen Maß.
EED: Steigende Preise durch Tourismus führen zu Verarmung
Problematisch sei in diesem Zusammenhang nicht nur die Situation von Hotelangestellten, die vielerorts ohne soziale Absicherung arbeiteten, sondern auch die langfristigen Schäden. Wo Urlaubsgebiete entstanden seien, hätten vielerorts Bauern ihr Land und Fischer den Zugang zum Meer verloren. Gestiegene Preise würden Familien häufig in Armut und Frauen und Kinder in die Prostitution treiben.
Auch die Umweltschäden seien enorm, meint der Evangelische Entwicklungsdienst. Hotels, neue Straßen und unzählige Garnelen-Farmen hätten dazu geführt, dass an vielen Stellen der natürliche Küstenschutz zerstört wurde und damit auch die Flutwelle ungehindert einbrechen konnte.
Auch die EED-Partnerorganisation "Ecumenical Coalition on Tourism" ist besorgt, dass jetzt speziell in Sri Lanka und auf den Andamanen und Nicobaren neue Tourismus-Ressorts überhastet und unkontrolliert erschlossen werden.
Reisebranche bietet "nachhaltige Hilfe" an
Führende Reiseanbieter, würden unter dem Siegel "nachhaltiger Hilfe" Pauschalreisen und Patenschaftsprojekte gemeinsam anbieten, ohne zur zukünftigen Gestaltung des touristischen Kerngeschäfts Stellung zu nehmen.
"Nachhaltig sind nur Programme, die Strukturen verändern - das gilt auch für touristische Gebiete", kritisiert von Bonin. Durch Patenschaftsprogramme für Kinder oder Familien allein werde aber die Abhängigkeit von außen verschärft, ohne dass sich die Perspektive für die Küstenbewohner verbessere.
EED: Positiv-Beispiel Honduras
Der Evangelische Entwicklungsdienst wirbt dafür, jetzt die Gelegenheit zu einer neuen Partnerschaft im Tourismus zu nutzen, der sozial verantwortlich und umweltverträglich ist. Dass dies möglich ist, zeige das Beispiel Honduras, wo nach dem Hurrikan "Mitch" Nothilfe und Wiederaufbau mit einer klaren Entwicklungsperspektive gekoppelt wurde. Es seien sowohl Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze geschaffen und langfristig Risiken für die Umwelt verringert worden.
"Leben in Würde"
"Wir empfehlen, jetzt nur dorthin zu reisen, wo Länder und Tourismusindustrie offen legen, wie sie verantwortlich für bessere Lebensbedingungen sorgen wollen", meint Heinz Fuchs von der EED-Fachstelle Tourism Watch. "Das bedeutet, die Bevölkerung an den touristischen Entwicklungskonzepten für Hotels, Straßen und Versorgungssystemen zu beteiligen, faire Arbeitsbedingungen abzusichern und den Raubbau an der Natur zu stoppen. Viele Menschen haben gespendet, damit in der Katastrophenregion ein Leben in Würde möglich wird. Jetzt muss die Reiseindustrie ihren Beitrag dazu leisten."