Aus Anlass seines 350. Todestages zeigt das Staatliche Museum Schwerin ab Samstag eine Gesamtschau seiner 17 erhalten gebliebenen Arbeiten. Es ist die deutschlandweit erste Ausstellung zu Fabritius. Daran beteiligen sich unter anderem das "Museum of Fine Arts" aus Boston und das "Los Angelos County Museum of Art", aber auch die "Alte Pinakothek" in München, "The National Gallery" in London, das "Muzeum Narodowe" in Warschau, das "Rijksmuseum" Amsterdam und das "Staatliche Puschkin-Museum" Moskau.
Das Schweriner Museum besitzt mehr als 400 Bilder niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts. Diese Sammlung begründet den internationalen Rang des Hauses. Fabritius' "Torwache" von 1654 ist darunter das einzige Werk des Künstlers in Deutschland. Das Gemälde war bis 1807 in den Schweriner Unterlagen einem anderen Maler zugeschrieben worden. Im Zuge des Napoleonischen Kunstraubs wurde das Bild nach Paris verschleppt. Erst dort entdeckte man die richtige Signatur und Datierung des Bildes: "C. FABRITIVS 1654". Der Maler war bis zu diesem Zeitpunkt sogar in der Fachwelt gänzlich unbekannt geblieben.
1815 kehrten alle von Napoleon geraubten Kunstgegenstände nach Mecklenburg zurück. Das Schweriner Bild wurde später zum Leitfaden für alle späteren Fabritius-Forschungen und die danach aufgefundenen Gemälde des Künstlers.
Die "Torwache" wurde in Vorbereitung auf die Ausstellung umfassend restauriert. Der Bildträger wurde bereits 2000 von einer alten Doublierung befreit, im vergangenen Jahr entfernten Experten mehrere störende Firnisschichten. Während ihrer Arbeiten machten die Restauratoren einen spektakulären Fund: Sie entdeckten ein prägnantes Figurenfragment. Dabei handelt es sich um einen zweiten Bewaffneten in schwarzem Rock, hellen Beinkleidern und Stiefeln, der jenseits des Tores in der Mitte des Bildhintergrunds erscheint. Jahrhundertelang war er von Kitt überdeckt gewesen.
Das Spektakuläre der neuen Figurenkonstellation liegt nach Expertenansicht in der Tatsache, dass derart fragmentarische Figurendarstellungen aus der Zeit um 1650 bisher nicht bekannt waren. Carel Fabritius betrat sozusagen Neuland in der niederländischen Malerei. Befreit von Firnisschichten änderte sich zugleich die Farbigkeit des Bildes. Sämtliche Reproduktionen des berühmten Gemäldes mussten angepasst werden.
Der 1622 in Middenbeemster geborene Maler Carel Fabritius hat es bis zu seinem Tod mit nur 32 Jahren zu großer Meisterschaft gebracht. Trotz seines nur kleinen erhalten gebliebenen Werks wird der Künstler neben Rembrandt und Vermeer zu den "Großen" der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts gerechnet. Grund dafür ist die außerordentliche malerische Qualität seiner Bilder.
Zwischen 1641 und 1643 arbeitete Fabritius im Atelier von Rembrandt. Und so zeigen seine frühen Gemälde auch dessen Einfluss, beweisen aber zugleich schon seine eigene Anlage für großartige Kompositionen. Um 1650 ging der Künstler nach Delft, wo er eine Blütezeit der Malerei in dieser Provinzstadt auslöste. Fabritius versuchte, mit seiner Kunst neue Wege zu gehen und übte mit dieser Haltung zugleich entscheidenden Einfluss auf zwei weitere Maler aus - Pieter de Hooch und Jan Vermeer. Zu den bekanntesten und bedeutendsten Werken aus dieser Zeit gehört die auf 1652 datierte "Ansicht von Delft", die heute in der "National Gallery" in London zu sehen ist.
1654 explodierte in Delft das städtische Pulvermagazin. Bei diesem Unglück wurde auch die Werkstatt von Carel Fabritius zerstört. Der 32-jährige Künstler, sein Assistent und ein Modell fanden bei der gewaltigen Explosion den Tod, bei der insgesamt Hunderte ums Leben kamen. Aus den Trümmern seines Ateliers konnte nur eine kleine Anzahl der Gemälde gerettet werden. Die Zahl der erhaltenen Fabritius-Werke wird weltweit mit 17 beziffert.