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Nähe zu Atomanlagen

Wissenschaftler diskutieren über die Elbmarsch-Leukämien

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Die nach Angaben des Deutschen Kinderkrebsregisters in Mainz weltweit einmalig hohe Leukämierate bei Kindern in der Nähe des Atomkraftwerks Krümmel und des GKSS-Atomforschungszentrums ist Gegenstand einer heftigen wissenschaftlichen Kontroverse. Der Co-Vorsitzende der niedersächsischen Leukämiekommission, Erich Wiedemann, hatte vor einigen Tagen erklärt, die unbestritten hohe Leukämierate könne auch eine statistische Schwankung sein. Kindliche Leukämien träten grundsätzlich in lokalen Häufungen ("Clustern") auf, die weltweit aufzufinden seien, heißt es in einem am 10. Dezember veröffentlichten Bericht der beiden Kommissionsvorsitzenden. Nach Einschätzung der Professorin Inge Schmitz-Feuerhake und des Präsidenten der Berliner "Gesellschaft für Strahlenschutz" Dr. Sebastian Pflugbeil fällt der Bericht damit "weit hinter den erreichten wissenschaftlichen Erkenntnisstand zurück. Eine Studie über die "regionalen Verteilungsmuster der Leukämiehäufigkeiten bei Kindern in Westdeutschland" habe ergeben, dass die Leukämien bei Kindern zufällig, also gleichmäßig verteilt seien. Die Häufung in der Elbmarsch sei nach Analyse des Deutschen Kinderkrebsregisters in Mainz statistisch dagegen weit herausragend.


Die Leukämien hätten mit einem steilen Anstieg in den Jahren 1990/91 in der Gemeinde Elbmarsch auf dem niedersächsischen Elbufer begonnen. Nach Analysen des Kinderkrebsregisters halte die statistisch auffällige Leukämieerhöhung bei Kindern bis heute an, betonen die Wissenschaftler.

Sie verweisen auf einen Brief von Dr. Peter Kaatsch vom Deutschen Kinderkrebsregister an das Niedersächsische Sozialministerium vom 6. Oktober 2003, in dem der Autor es als "sehr erschreckend" bezeichnet habe, "dass immer wieder ein weiterer Erkrankungsfall auftritt." Kaatsch weiter: "Selbst wenn man die statistisch deutlich auffällige Häufung der Erkrankungsfälle aus dem Anfang der neunziger Jahre weglässt, zeigen unsere aktuellen Daten erneut eine statistisch auffällig erhöhte Zahl der Erkrankungen für die unmittelbare Nähe des KKW." Und: "Wir sollten die Region daher auf jeden Fall weiterhin sorgfältig beobachten."

"Besondere Leukämieempfindlichkeit" - "Ohne den geringsten Hinweis"

Schmitz-Feuerhake und Pfugbeil kritisieren weiterhin, dass in dem Abschlussbericht der niedersächsischen Leukämiekommission eine "besondere Leukämieempfindlichkeit der betroffenen Wohnbevölkerung" als mögliche Ursache angegeben werde, ohne den geringsten Hinweis für diese Vermutung zu besitzen.

Beklagt wird weiterhin der Stil der Auseinandersetzung sowohl in der niedersächsischen als auch in der parallel eingesetzten schleswig-holsteinischen Leukämiekommission. Der Abschlussbericht der niedersächsischen Kommission sei von den beiden Vorsitzenden vorgelegt worden, "ohne die 26 weiteren Mitglieder der beiden Kommissionen" an diesem Bericht zu beteiligen.

Kritik wird auch an der Seriosität des Berichts geübt. "Der Abschlussbericht erfüllt nicht die einfachsten Ansprüche, die an eine wissenschaftliche Arbeit zu stellen sind - in dem Text des Berichtes gibt es keine Quellenangaben." Damit werde eine Nachvollziehbarkeit der Schlussfolgerungen unmöglich gemacht. Die Wissenschaftlergruppe um Schmitz-Feuerhake und Pflugbeil, zu der noch weitere Professoren und eine Ärztin der der Organisation IPPNW gehört, hatte erst kürzlich eine Stellungnahme abgegeben, in der sie ihre Aussagen durch ein umfangreiches Quellenverzeichnis belegte.

Der Gegenseite wird vorgeworfen, dass sie sich mit den "Indizien für eine Radioaktivitätsursache" nicht qualifiziert auseinandersetze. Eine mittlerweile große Gruppe von Fachleuten hätte inzwischen Meßergebnisse vorgelegt, wonach in der Elbmarsch Plutonium und andere radioaktive Stoffe nachzuweisen seien.

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