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Umweltverschmutzung

Zustand der Wälder so schlecht wie vor 20 Jahren

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Noch nie seit Beginn der alljährlichen Waldschadenserhebungen vor über 20 Jahren ging es dem Wald so schlecht. Dies belegt der am Mittwoch von Bundesverbraucherministerin Renate Künast vorgestellte Waldzustandsbericht 2004. 72 Prozent aller Waldflächen in Deutschland sind erkennbar geschädigt. Ein Drittel der Wälder sind sogar besonders stark angegriffen. Umweltverbände und Waldbesitzer sehen in der deutlichen Zunahme der Waldschäden eine Folge jahrzehntelanger Belastungen der Bäume und des Bodens mit Säuren, Stickstoff, Schwermetallen und Abgasen. Hauptquellen für die hohen Schadstoffeinträge seien Verkehr und Landwirtschaft.


Seit Ende der achtziger Jahre sei das Thema "Waldsterben" weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden, obwohl sich das Problem verschärft habe, meint Rudolf Fenner, der bei Robin Wood seit Jahren die Entwicklung des Waldsterbens verfolgt. Seit 1996 sei der Anteil der geschädigten Bäume von damals 61 Prozent kontinuierlich angestiegen. Im letzten Jahr lag der Wert bei 69 Prozent.

"Die diesjährigen Zahlen sind kein Ausreißer, sondern liegen leider voll im Trend", sagte Fenner. "Jetzt alles auf den trockenen Sommer im vergangenen Jahr zu schieben, wie dies etliche Landesminister getan haben, ist irreführend." Die Misere sei hausgemacht und Folge massiver Fehler in der Verkehrs- und Landwirtschaftspolitik. Dem Wald gehe es vor allem aus zwei Gründen so schlecht: Zum einen leide er unter Schadstoffen, insbesondere den Stickstoffverbindungen. Zum anderen stresse ihn der Klimawandel. An beiden Ursachen habe der Straßenverkehr wesentlichen Anteil.

So sei der Verkehr, neben der Landwirtschaft, der größte Produzent von Stickstoffen. Insbesondere der Lkw-Verkehr schlage negativ zu Buche: Zwei Drittel der verkehrsbedingten Stickstoff-Emissionen stammten aus den Auspuffen der Lkw, obwohl der Anteil der Laster am Straßenverkehrsaufkommen bei "nur" 15 Prozent liege. Außerdem verbraucht der Güterverkehr über zehn Prozent mehr Energie als 1995. Entsprechend mehr klimaschädliches Kohlendioxid belastet die Atmosphäre. Dies sei umso bedrohlicher, als alle Prognosen davon ausgingen, dass künftig noch weit mehr Laster über Deutschlands Straßen brettern werden. Robin Wood fordere daher zentrale Maßnahme zum Schutz des Waldes, weniger Güter auf der Straße zu transportieren und die für 2005 geplante Lkw-Maut drastisch zu erhöhen. Die Einnahmen aus der Maut sollten in die ökologische Verkehrswende investiert werden, insbesondere um das Angebot im Schienengüterverkehr zu verbessern.

"Der Waldschadensbericht ist leider inzwischen ein jährliches Ritual ohne große Folgen", meint Helmut Klein, Waldexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die erneute Zunahme der Schäden zeige, dass Bund und Länder dringend Gegenmaßnahmen einleiten müssten. "Leitbild der Landwirtschaft muss der Ökolandbau werden, die Verkehrspolitik gehört generalüberholt", forderte Klein. "Der Patient Wald kann mit einer richtigen Therapie auch wieder gesunden." So verlangt auch der BUND, der Verbrauch der Pkws müsse künftig stark gesenkt, die Abgase aus dem LKW-Verkehr und aus Kraftwerksschloten reduziert werden. Bedenkenswert sei auch, dass die Ammoniak-Emissionen aus der konventionellen Landwirtschaft im Vergleich zu den Vorjahren kaum gesunken seien.

Der Wald brauche Pflege statt Mitleid, betont die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW). Als Sofort-Maßnahme zur Linderung der katastrophalen Waldschäden fordern die Waldbesitzer eine verstärkte Bodenschutzkalkung der Wälder. Diese unterbleibe vielerorts, weil die Waldbesitzer den Eigenanteil daran nicht leisten könnten. "Warum sollten sie?", meint der Präsident der AGDW, Michael Prinz zu Salm-Salm. "Diese Schäden sind durch die Allgemeinheit in Form von schädlichen Emissionen verursacht." Von Schadensersatz wegen des Nutzungsausfalls sei dabei noch nicht einmal die Rede. Hilfe zur Selbsthilfe müsse die Devise lauten. "Wenn die Forstbetriebe wirtschaftlich gesund sind, können sie dem Wald die Pflege geben, die er so dringend braucht."

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