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Öffentliche Bibliotheken ohne Geld

Literaturzeitschriften kämpfen ums überleben

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Vor wenigen Tagen verkündete die traditionsreiche "neue deutsche literatur" (ndl) - eine wichtige Bühne für bekannte und weniger bekannte Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur -, dass sie zum Jahresende ihr Erscheinen einstellt. Das Pflaster für Literaturzeitschriften scheint allgemein hart zu sein. "Wir kämpfen Jahr für Jahr", sagte Johann P. Tammen, Herausgeber von "Die Horen - Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik". "Man muss strampeln", so Anton G. Leitner, Herausgeber von "Das Gedicht - Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik".


Die 1953 gegründete Zeitschrift des Schriftstellerverbandes der DDR, die im Aufbau Verlag erschien, war erst in diesem Jahr neu durchgestartet: unter dem Titel "ndl - zeitschrift für literatur und politik" mit neuem Verlag (Schwartzkopff Buchwerke), neuem Layout, monatlichem Rhythmus und erweitertem Programm. Es sollte ein "neuer Abschnitt" in der Geschichte der "ndl" beginnen. Nun wird nur noch eine jährliche "ndl"-Anthologie für neue deutschsprachige Literatur erscheinen.

"Wir haben Abonnenten verloren", sagt "ndl"-Redaktionsleiter Jürgen Engler, für den die Entscheidung selbst "ein bisschen überraschend" und "kurzfristig" kam und der die Ausdehnung des Programms auf andere Themen als "durchaus problematisch" sah. Am Kiosk war der Absatz "nicht so wie gewünscht". Und die Zahl der Abonnenten lag zuletzt um die 1000. Vor allem Bibliotheken, die "wesentlichen Abnehmer", seien weggebrochen.

Einen Wegfall in öffentlichen Bibliotheken hat auch Tammen verzeichnet, und zwar nach seinen Worten schon seit rund 20 Jahren. Das sei "schon ein ziemlicher Einbruch". Und im Buchhandel tendiere die Präsenz gegen Null, sagt Tammen, dessen Zeitschrift bei einer Auflage von 5500 Stück liegt. Kreativität und Flexibilität seien gefragt, um bestehen zu können.

Michael Krüger, der Geschäftsführer des Carl Hanser Verlages, der auch die 1954 gegründete Literaturzeitschrift "Akzente" herausbringt, sieht noch ein anderes Problem: "Literaturzeitschriften bekommen wenig Anzeigen." Und die Buchhandlungen seien auch nicht gerade in der besten Situation.

Die Auflage von "Akzente" war nach den Worten von Krüger in den "besten Jahren" doppelt so hoch wie heute mit 3500 Exemplaren. Da die Zeitschrift keine Gewinne abwerfe, müsse sie vom Verlag unterstützt werden, "der in ihr eine bestimmte Form von Kontinuität sieht und sie so lange halten wird, wie es ökonomisch vertretbar ist", sagt der Verleger über die "Akzente". Insgesamt beobachtete er, "dass die literarischen und intellektuellen Zeitschriften in Deutschland in den letzten 20 Jahren an Bedeutung eingebüßt haben. Waren sie noch bis in die 60er Jahre ein wichtiges Kommunikationsmittel, so sind sie heute dazu verdammt, Spezialisten zu informieren."

"Der Wind ist unglaublich rau geworden", berichtet "Gedicht"-Herausgeber Leitner. Er beklagt eine "deutliche Abwehrhaltung" des Handels. Dort heiße es mittlerweile oft: "Lyrik und solche Zeitschriften verkaufen sich nicht mehr." Auch beim "Gedicht" (Auflage 5000) werde der Verkauf immer schwieriger, "obwohl wir modernes Layout und freche Themen anbieten". Früher hätten etwa 500 Buchhandlungen "Das Gedicht" geordert, heute seien es noch 200 bis 250, sagt Leitner, der die "enthusiastischen Buchhändler" vermisst.

Umso mehr Enthusiasmus brauchen dafür die Macher der Literaturzeitschriften. Ein "nicht zu vernichtender Idealismus" und "Hang zur permanenten Selbstausbeutung" treibt Tammen nach eigenen Worten an. Es sei eine aufregende Arbeit, die Riesenspaß mache, und man werde nicht dümmer dabei. "Ich kann mir nichts Schöneres denken", betont er.

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