Rund 8.000 Menschen starben unmittelbar bei dem Unfall, weitere Tausende in den darauffolgenden Monaten und Jahren. Heute sind nach Angaben von ai mehr als 100.000 Menschen in und um Bhopal chronisch krank. "Das Giftgas-Unglück hat vor allem für die Armen verheerende Folgen. Sie sind häufig zu krank zum Arbeiten und können sich folglich keine Medikamente leisten", erklärte Spieß. "Die indischen Behörden tun zu wenig, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Damit verletzen sie das Recht ihrer Bürger auf Leben und Gesundheit."
ai forderte von Indien, sich dafür einzusetzen, dass alle Bhopal-Opfer eine angemessene Entschädigung von UCC/DOW erhalten. Darüber hinaus müsse Indien dafür sorgen, dass die Menschen in der Region sauberes Trinkwasser bekommen. "Das Unternehmen muss endlich das Firmengelände gründlich reinigen und auch die genaue Zusammensetzung der 1984 ausgetretenen Gase veröffentlichen", fordert Spieß. "Nur so können die möglichen Folgen für Mensch und Natur geklärt werden."
Die Giftgas-Katastrophe in Bhopal und deren Folgen zeigten, wie notwendig ein internationaler, allgemein verbindlicher Rahmen sei, der die menschenrechtliche Verantwortung von Unternehmen regelt. In der UNO werden derzeit Normen für die menschenrechtliche Verantwortlichkeit von Unternehmen diskutiert. "Diese Normen sollten die Messlatte für das Verhalten von multinationalen Firmen sein", fordert ai-Referentin Spieß.