"Dow muss sich als heutiger Eigentümer von Union Carbide endlich zu seiner Verantwortung für die Schäden in Bhopal bekennen und dafür sorgen, dass dort nicht immer weiter Menschen vergiftet werden", sagt Greenpeace-Sprecher Andreas Bernstorff. "Als erstes müssen das Gelände und das Grundwasser saniert werden, damit es nicht ständig zu Neuerkrankungen kommt. Die Kosten können für den Konzern kein Problem sein."
Am 3. Dezember 1984 waren in Bhopal aus einem Tank einer Pestizidfabrik 40 Tonnen eines hochgiftigen Gasgemischs mit Methylisocyanat entwichen. 8.000 Menschen starben unmittelbar an Atemlähmung und Herzstillstand oder erlitten Verätzungen der Augen und Lungen. Union Carbide verließ die Stätte fluchtartig und hinterließ eine monströse Altlast: Hunderte Tonnen Giftmüll und 27.000 Tonnen verseuchtes Erdreich. Die Luft in Bhopal ist beißend, das Brunnenwasser vergiftet. Heute müssen die Ärzte neben den Gasopfern immer mehr Menschen behandeln, die sich neu mit Wasser vergiftet haben. Bei den Neugeborenen häufen sich Missbildungen.
Union Carbide handelte mit indischen Behörden 470 Millionen Dollar Schadenersatz aus und wurde 2001 komplett von Dow Chemical Company gekauft. Dow betrachtet sich als völlig unbeteiligt und verweigert jede Hilfe für die Opfer. "Dow kann mit der Übernahme aller Vermögenswerte von Union Carbide nicht gleichzeitig das Bhopal-Erbe ausschlagen", erklärt Bernstorff. Greenpeace fordert neben den ersten Sanierungsmaßnahmen langfristige medizinische Versorgung und bessere Entschädigungen. Die bisher gezahlten Gelder reichen oft nicht einmal für Medizin.
Greenpeace hat eine Machbarkeitsstudie zur Sanierung beauftragt und die Ergebnisse letzten Monat in Bhopal vorgestellt. Die Experten schlagen eine Beseitigung der Anlagenteile und Abfälle und einen Austausch des Erdreichs vor. Von der Politik fordert Greenpeace internationale Haftungsregeln, um die Verantwortlichkeit multinationaler Konzerne zu erhöhen.