"Manche Puppen gehören nicht ins Kinderzimmer oder unter den Weihnachtsbaum, sondern auf den Sondermüll", sagte Patricia Cameron, BUND-Chemikalienexpertin. Wer Kindern eine Freude machen wolle, solle sich gut informieren. "Es gibt viele Alternativen zu den mitunter gesundheitsschädlichen Plastikwaren, zum Beispiel Spielzeug aus schonend verarbeitetem Holz oder Textilien", empfahl Cameron.
Öko-Test fand teilweise sehr hohe Konzentrationen an hormonell wirksamen Weichmachern in neun von 13 Kunststoffpuppen. Die so genannten Phthalate können die Fortpflanzungsfähigkeit dauerhaft beeinträchtigen und vor allem bei männlichen Nachkommen zu Schäden an den Geschlechtsorganen führen. Elf Puppen enthielten das ebenfalls hormonell wirksame Nonylphenol. Darüber hinaus wurden in fünf Puppen bedenkliche Mengen an zinnorganischen Verbindungen gefunden, die sich im Körper anreichern und schon in winzigen Mengen das Immun- und Hormonsystem schwer schädigen können. Neun der 13 Kunststoffpuppen wurden deshalb von Öko-Test als ungenügend bewertet, eine als mangelhaft und nur drei als ausreichend. Besser schnitten Textilpuppen ab.
Der BUND nannte die Öko-Test-Ergebnisse ein "weiteres Beispiel dafür, dass die Gesetze zum Schutz vor gefährlichen Chemikalien nicht ausreichen". Eine umfassende Reform des europäischen Chemikalienrechts mit Namen REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) werde jedoch von der chemischen Industrie und führenden Politikern heftig bekämpft. Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer forderte insbesondere Bundeskanzler Gerhard Schröder und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (beide SPD) auf, die Gesetzesvorlage "nicht weiter aufzuweichen".
Zur Zeit lägen für 99 Prozent der auf dem Markt befindlichen Stoffe keine ausreichenden Informationen vor, um sie als unbedenklich für Umwelt und Gesundheit deklarieren zu können. Das neue EU-Chemikalienrecht könnte dafür sorgen, dass in Zukunft gefährliche Chemikalien identifiziert und aus dem Verkehr gezogen werden, so der Umweltverband.