Leser, die "Was wir sagen, wenn wir reden" lesen wollen, sollten dazu in der Lage sein. Denn Gauger äußert sich keineswegs verständnisvoll zu den Wandlungen der Sprache. Im Gegenteil - auf 269 Seiten versucht der Autor vor allem eines: uns klar zu machen, warum wir Wörter aus dem Zusammenhang entrissen, historisch oder grammatikalisch betrachtet falsch oder schlicht unsinnig verwenden. Dabei nimmt er wenig Rücksicht darauf, dass sich Sprache eben von unten entwickelt - und sich die sprechenden Menschen wenig um Sprachforscher und -liebhaber scheren, die ihnen das "nichtsdestotrotz" oder die :-) in Emails ausreden wollen.
Schade, dass der Autor damit weder dem Klappentext, noch dem Untertitel seines Buches folgt. Denn der verspricht "Glossen zur Sprache". Dass eine Glosse ein "ironischer, lustiger, manchmal sarkastischer und kritischer Kurzkommentar" ist, lernen Studenten der schreibenden Zunft im ersten Semester. An Gauger scheint das vorbeigegangen zu sein, denn bei der Lektüre der Texte verzieht sich der Mund nicht einmal zu einem Grinsen. Vielmehr wirkt der Stil belehrend und zum Teil wissenschaftlich, was sich vielleicht aus seiner Vergangenheit als Professor für Romanistik erklärt.
Interessant sind dann auch die historischen und sprachwissenschaftlichen Erklärungen. Wer also immer schon den Zusammenhang zwischen Samstag und Sonnabend oder die Herkunft von "idiotisch" wissen wollte, sollte sich von dem lehrerhaften Stil nicht abschrecken lassen.
"Was wir sagen, wenn wir reden" von Hans-Martin Gauger ist erschienen im Hanser-Verlag. Die gebundene Ausgabe hat 269 Seiten und kostet 19,90 Euro.