Das Statistische Bundesamt hingegen bestätigt nach Angaben von foodwatch die Recherchen der Verbraucherorganisation. In einem Schreiben an foodwatch vom 14. Oktober 2004 zum ungeklärten Verbleib der 124.000 Tonnen Tiermehl heißt es: "Diese Zahl schätzen Sie (.) unter Verwendung von amtlichen Ergebnissen der Produktions- und Außenhandelsstatistiken sowie der Angaben des Verbandes der Fleischmehlindustrie. Diese Schätzung ist für uns nachvollziehbar."
Die fragliche Ware wurde zu einem Preis von 240 Euro je Tonne gehandelt. Als Dünger verkauftes Tiermehl wird jedoch üblicherweise mit 30 bis 50 Euro je Tonne gehandelt. "Eine Verwendung des Tiermehls als Dünger scheidet für die vom Statistischen Bundesamt erfasste Ware ebenso aus wie eine Verbrennung", erklärt Matthias Wolfschmidt von foodwatch und widerspricht damit der Darstellung Müllers. "Die bestehenden Sicherheitslücken waren der Bundesregierung schon lange bekannt. Unternommen hat sie aber nichts."
So hatte Bayern im Jahr 2001 ohne Erfolg eine Bundesratsinitiative gestartet, nach der Tiermehl gekennzeichnet bzw. vergällt und anderenfalls verbrannt werden müsse. Ein Jahr später forderte der bayerische Verbraucherschutzminister Eberhard Sinner öffentlich von Künast, die Düngung von landwirtschaftlich Nutzflächen mit Tiermehl zu verbieten. Und 2003 wies der Staatssekretär des schleswig-holsteinischen Verbraucherministeriums, Horst-Dieter Fischer, in einem Schreiben an das Bundesverbraucherministerium auf die Gefahren des Missbrauchs von Tiermehl-Importen hin. Die Bundesregierung sah jedoch - laut einer allen zuständigen Landesministerien im November 2003 zugeleiteten Antwort - keinen Handlungsbedarf.