Die Industrieländer werden in der von fünf europäischen NGOs ausgearbeiteten Unterschriften-Resolution dazu aufgefordert, die 1994 versprochenen Gelder zur Verbesserung der reproduktiven Gesundheit bereitzustellen und damit Menschenleben zu retten.
"Vor zehn Jahren haben sich die Geberländer verpflichtet, jährlich 6,1 Milliarden US-Dollar für Maßnahmen der reproduktiven Gesundheit bereitzustellen. Bisher wurde aber nur etwa die Hälfte des Geldes gezahlt", so Renate Bähr, stellvertretende Geschäftsführerin der DSW.
Weltweit sind mehr als ein Drittel aller Schwangerschaften ungewollt - 99 Prozent davon in Entwicklungsländern. Sie sind auf einen eklatanten Mangel an modernen Verhütungsmitteln zurückzuführen und führen jedes Jahr zu ungefähr 20 Millionen unsachgemäßen Abtreibungen, an deren Folgen etwa 78.000 Frauen sterben.
Abgesehen von der Familienplanung fehlen moderne Verhütungsmittel auch bei der Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten wie HIV/Aids. So stehen beispielsweise einem Mann in Botswana, einem Land mit einer HIV/Aids-Rate von 37,3 Prozent, im Durchschnitt jährlich nur 0,2 Kondome aus Fördermitteln zur Verfügung.
Ebenfalls problematisch ist die schlechte Gesundheitversorgung von Schwangeren: In Entwicklungsländern wird nach wie vor nur etwa jede zweite Geburt von Fachpersonal (Hebamme oder Arzt) betreut. Eine anhaltend hohe Müttersterblichkeit ist die Folge: Jährlich sterben immer noch 530.000 Frauen an Komplikationen bei Schwangerschaft oder Geburt.
Maßnahmen wie die Bereitstellung von Verhütungsmitteln oder der Ausbau der medizinischen Betreuung während Schwangerschaft und Geburt könnten daher viele Frauen retten.
Die Unterschriften-Resolution wurde von fünf europäischen Nichtregierungsorganisationen im Rahmen der EU-weiten Kampagne "Called to Account - Sexual and Reproductive Health and Rights for All" aufgesetzt: der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW), der italienischen Frauenschutz- und Entwicklungsorganisation Aidos, der englischen Verhütungs- und Hilfsorganisation Marie-Stopes, der Verhütungs- und Hilfsorganisation Interact Worldwide und der World Population Foundation (WPF).