Landwirtschaftsministerin Künast kritisierte ihre Länderkollegen bei der Agrarministerkonferenz auf Burg Warberg bei Helmstedt scharf. Sie sollten ihren "Erpressungsversuch" aufgeben, die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Schweinehaltung von einem Kompromiss bei der Hühnerhaltung abhängig zu machen. Künast betonte, Deutschland drohten Strafzahlungen in Millionenhöhe, wenn der Bundesrat weiter blockiere.
Künast will aber über die mögliche Zulassung von sogenannten Kleinvolieren diskutieren. Auf Antrag der Bundesländer während letzten Agrarministerkonferenz beriet eine Arbeitsgruppe die von der Forschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) weiterentwickelten "Eckpunkte zu tierschutzgerechten Anforderungen an eine Kleinvolierenhaltung für Legehennen" - ohne Ergebnis. Mit diesen Vorschlägen sollte auf Drängen der Bundesländer ein Kompromiss zwischen Käfighaltung und bereits erprobten Volieren gefunden werden.
"Das Tierwohl muss über den Wirtschaftsinteressen der Eierlobby stehen", forderte Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "Käfig bleibt Käfig, da nützen auch keine Worttäuschungen wie die Bezeichnung "Hühnerappartement" oder "ausgestalteter" Käfig."
Die Tierschützer wollen nun verstärkt auf Verbraucher und Handel setzen. Von Seiten des Handels habe es positive Signale gegeben, so Tierschutzbund-Präsident Apel. Neben Aldi-Nord mit den Verkaufsgebieten Nord- und Ostdeutschland, der bereits seit August auf den Verkauf von Eiern mit "3" verzichte, habe auch Lidl in diesen Tagen im gleichen Verkaufsgebiet Eier aus Käfighaltung aus dem Sortiment genommen. Auch der Lebensmitteldiscounter Norma habe zugesagt, Eier mit "3" zukünftig nicht mehr zu verkaufen. In einigen Norma-Bezirken habe die Umstellung bereits jetzt begonnen.