August 2004
Alle Artikel aus diesem Monat und Jahr sind hier zu finden.
Junge Altersstruktur in armen Ländern garantiert anhaltendes Bevölkerungswachstum
Mehr als eine Milliarde Jugendliche (15-24 Jahre) leben derzeit auf der Welt. 85 Prozent von ihnen in den Entwicklungsländern. Von 100 Jugendlichen sind 62 Asiaten, 16 Afrikaner, 9 Lateinamerikaner, 9 Europäer und 4 Nordamerikaner. Dies geht aus dem DSW-Datenreport 2004 hervor, den die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) im Vorfeld einer internationalen Expertenkonferenz herausgibt.
Preis "Natur in der Stadt" geht in diesem Jahr nach Lahr
Im Rahmen des Wettbewerbs "Entente florale - Unsere Stadt blüht auf" hat der Naturschutzbund NABU den Sonderpreis "Natur in der Stadt" in diesem Jahr an die baden-württembergische Stadt Lahr verliehen. "Mit dem grundlegenden Umbau eines traditionellen Badebetriebes zu einem Naturbad wurde in Lahr ein ökologisches Vorzeigeprojekt realisiert", sagte Ulrich Kriese, siedlungspolitischer Sprecher des NABU, anlässlich der Preisverleihung auf dem Gelände des ZDF-Fernsehgartens. Die 6-köpfige Jury des NABU habe sich einstimmig für das Naturbad Sulz entschieden.
Kormoranabschuss soll vor Gericht verhindert werden
Der Naturschutzbund (NABU) Landesverband Brandenburg wird gerichtlich gegen den vom Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung (MLUR) beabsichtigten Umgang mit dem Kormoran in Brandenburg vorgehen, wenn dieser wie geplant umgesetzt werden sollte. Dies machte NABU-Landesvorsitzender Tom Kirschey auf einem Treffen mit Minister Wolfgang Birthler am Mittwochabend deutlich. "Der NABU sieht die EG-Vogelschutzrichtlinie in eklatanter Weise verletzt und sieht gute Möglichkeiten, die geplante Vergrämung und Reduzierung des Kormoranbestandes gerichtlich zu stoppen," so Kirschey.
Forscher wollen mit neuen Netzen und Signaltechnik Schweinswale retten
Jahr für Jahr ertrinken weltweit 300.000 Meeressäugetiere in Stellnetzen, die zum Fischfang entlang der Küsten aufgestellt werden. Es verenden besonders viele Schweinswale, die es auch in Nord- und Ostsee gibt. Allein in der Nordsee rechnet man mit 7.000 toten Schweinswalen pro Jahr. Zwei Kieler Meeresbiologen arbeiten daran, dieses verheerende Massaker zu vermindern. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) und T-Mobile unterstützen das Projekt.
Maiswurzelbohrer zeigt verfehlte EU Politik und Probleme durch Pestizideinsatz
Im vergangenen Jahr waren in der Nähe des Euroairports einige Exemplare des Maiswurzelbohrers, eines vermutlich per Flugzeug eingeführten Maisschädlings, aufgetaucht. In einer beinahe militärisch anmutenden "Abwehrschlacht" wurden daraufhin im Elsass über 1,5 Tonnen Insektizide per Hubschrauber ausgebracht. Auch auf der deutschen Seite wurde ein Gebiet entlang des Rheins mit Insektiziden vorsorglich "behandelt", was der BUND Oberrhein verurteilt.
Mehrzahl der Studenten muss für Lebensunterhalt nebenbei arbeiten
Einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Höhe der Lebenshaltungskosten und dem studentischen Nebenjob sieht der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DSW), Achim Meyer auf der Heyde. So beträgt der Nebenjob bei Studierenden bundesweit pro Woche durchschnittlich 7,4 Stunden, allerdings existieren erhebliche regionale Unterschiede, wie die aktuelle 17. Sozialerhebung des DSW zeigt. Danach wird in vielen westdeutschen Universitätsstädten deutlich mehr gearbeitet, nämlich durchschnittlich 10 Stunden, während es in ostdeutschen Städten wie Dresden, Jena und Halle nur etwa 4-5 Stunden sind.
Giftige Stoffe in den beliebten "Scoubidous"
In fast jedem deutschen Kinderzimmer sind die sogenannten "Scoubidou"-Bänder der letzte Schrei. Lange bunte, teilweise leuchtende und glitzernde Bänder aus Kunststoff, aus denen man etwa Schlüsselanhänger flechten kann. Das heiß begehrte Spielzeug riecht allerdings sehr strak und verpestet so ganze Wohnungen. Aus diesem Grund gingen bei Öko-Test viele Anrufe besorgter Eltern ein. Daraufhin hat Öko-Test zwei Produkte im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis ist erschreckend: In beiden Produkten fanden sich unter anderem hormonell wirksame Substanzen und Lösungsmittel.
Regierung ist wehrlos gegen Schmuggel von Lebewesen
Die Regierung des Inselstaates Papua Neuguinea ist nach eigenen Angaben unfähig, den Diebstahl und Schmuggel von Flora und Fauna aus dem Dschungel zu verhindern, berichtet das Südpazifik-Netzwerk PINA. Demnach fehle es an Ausrüstungsgegenständen, um den ungehinderten Schmuggel effektiv zu stoppen. Forscher vermuten in dem artenreichen Regenwald zahlreiche Pflanzen und Tiere, die für die Forschung von großer Bedeutung sind. Das Department of Environment and Conservation DEC ist für den Schutz der Flora und Fauna im knapp 465.000 Quadratkilometer großen Land zuständig, kann aber den Forderungen nach besserer Kontrolle wegen der Geldnot nicht nachkommen.
GEZ-Gebühren zurück
Seit mehreren Jahren erhalten Verbraucher im Land Brandenburg ein Schreiben das angeblich von der GEZ Köln stammt. Darin wird dem Empfänger angekündigt, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF im Frühjahr einen Gewinn von über 1 Mrd. Euro erwirtschaftet hätten und nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Augsburg der Gebührenzahler dadran beteiligt werden soll. Um eine anteilmäßige Rückerstattung von 115,08 Euro zu beantragen müsse man nur die die angegebene Fax-Nummer anwählen. Bei dieser Faxnummer handelt es sich aber um eine kostenpflichtige "0180er" Nummer.
Vier Jugendliche aus terre des hommes-Projekt auf offener Straße ermordet
In Altos de Cazucá, einem Vorort der Hauptstadt Bogotá in Kolumbien sind am 19. August vier Jugendliche auf offener Straße regelrecht hingerichtet worden. Insider vermuten, dass es sich dabei um eine Art "Machtdemonstration" bewaffneter Gruppierungen handeln könnte, da am selben Tag im kolumbianischen Parlament eine Anhörung zur beängstigenden Situation der Menschenrechte in eben diesem Vorort stattfand. Bei den Toten handelt sich um vier Mitglieder des Projektes "Taller de Vida" von terre des hommes für ein friedliche Beilegung des kolumbianischen Konfliktes. Angesichts des jüngsten tragischen Ereignisses fordert terre des hommes die kolumbianische Regierung eindringlich auf, die Schuldigen ausfindig zu machen und vor Gericht zur Rechenschaft zu ziehen.
Nürnberger Justiz pocht auf Auslieferung von Argentiniens Ex-Diktator
Die Nürnberger Justiz pocht wegen der Ermordung von zwei Deutschen in der Zeit der Militär-Herrschaft in Argentinien "mit Nachdruck" auf die Auslieferung des früheren Diktators Jorge Videla. Daran ändere auch die jetzige Einstellung des Verfahrens gegen andere Mitglieder der ehemaligen Militärjunta nichts, betonte das Oberlandesgericht Nürnberg am Freitag. Gegen Videla und vier weitere Beschuldigte bestehe weiter der "dringende Tatverdacht des Mordes in mittelbarer Täterschaft" an den Studenten Elisabeth Käsemann und Klaus Zieschank.
Hygienemängel bei Trinkwasserspendern
Nach Mitteilung des Staatssekretärs im Hessischen Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz Karl-Winfried Seif kommt es bei den inzwischen sehr beliebten und weit verbreitet aufgestellten Trinkwasserspendern (Galonen - Watercoolern) in etwa 20 Prozent der Fälle zu hygienischen Mängeln. Untersuchungen, durchgeführt vom Staatlichen Untersuchungsamt Hessen (SUAH) in Kassel, haben ergeben, dass von 113 Trinkwasserproben aus derartigen Trinkwasserspendern alleine 22 Proben (ca. 20 %) zu beanstanden waren. Grund für die Beanstandungen sind erhöhte Keimzahlen bzw. das Vorhandensein von Fäkalindikatorkeimen in dem dargebotenen Wasser.
Nahrung und Medizin für Opfer der Flutkatastrophe benötigt
Zusammen mit ihren Partnerorganisationen HEED, PARI und BNM hat die Kindernothilfe bereits 8.000 von der Flut betroffene Familien mit Nahrung und Medikamenten versorgt. Jetzt stellt sie erneut Gelder zur Verfügung und ruft zu Spenden auf, um weitere Familien mit dem Nötigsten zu versorgen, zerstörtes Saatgut zu ersetzen und die von der Flutkatastrophe zerstörten Häuser und Schulen wieder aufzubauen.
Unkontrollierter Holzhandel gefährdet tropische Sumpf-Wälder
Der unkontrollierte Handel mit dem in Asien, Europa und Nordamerika beliebten Tropenholz Ramin bedroht die letzten Sumpf-Wälder in Südostasien. In Indonesien zerstört illegaler Raubbau den Lebensraum der vom Aussterben bedrohten Orang Utans. Laut einer Studie, die der WWF am Donnerstag vorstellt, klafft eine große Lücke zwischen den gemeldeten Ausfuhrmengen der wichtigsten Raminexporteure Indonesien, Malaysia und Singapur und den Importzahlen der Empfängerstaaten.
Fotovoltaikanlagen sollen nicht freie Landschaft zerstören
Das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz macht's möglich: Fotovoltaik-Anlagen lohnen sich nun auch als Großprojekt. Im ganzen Land häufen sich demzufolge Anfragen an die Baubehörden, nach denen jeweils eine Fläche von 10 bis 30 Fußballfeldern mit Solarmodulen überstellt werden soll - und dies überwiegend in der freien Landschaft. Das ruft nun den Landesnaturschutzverband (LNV) auf den Plan. Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e. V. (LNV) ist Dachverband der Natur- und Umweltschutzverbände in Baden-Württemberg. Er spricht sich eindeutig gegen eine solche neue Form des Flächenverbrauchs aus, solange im bebauten Bereich noch Alternativen "im Überfluss" vorhanden sind.
Schraubdeckel könnten Babynahrung und Fruchtsaft verunreinigen
Babybreie und Fruchtsäfte, die in Glasbehältern verpackt sind, enthalten möglicherweise eine für die Gesundheit bedenkliche Substanz: 2-Ethylhexansäure (2-EHA) kann in hoher Dosierung das Ungeborene schädigen sowie Haut, Augen und Atemwege reizen. Die Säure, die meist nur in sehr geringen Mengen nachgewiesen worden ist, stammt aus den Schraubdeckeln, die die Glasbehälter verschließen, vermuten Wissenschaftler der Universität Würzburg.
Menschenrechtslage hochgradig kritisch
Ein Jahr nach Ende des blutigen Bürgerkriegs in Liberiafordert die Menschernrechtsorganisation Amnesty International (ai) die UN-Schutztruppen in Liberia (UNMIL) sowie die liberianische Übergangsregierung auf, deutlich mehr für den Menschenrechtsschutz und die Verfolgung der Täter zu tun. In Teilen des landes herrscht noch immer Gewalt. Trotz einiger Fortschritte sei die Menschenrechtslage im Land hochgradig kritisch. ai veröffentlicht heute einen Bericht, der auf Recherchen basiert die ai im Juli in Liberia vorgenommen hat. "In einigen Gegenden sind bisher weder UNMIL-Truppen eingezogen, noch haben dort die im Waffenstillstandsabkommen vom 18. August 2003 vereinbarten Entwaffnungs- und Demobilisierungsprogramme begonnen", sagte Hans-Joachim Müller, Liberia-Experte von ai.
Schließung amerikanischer Stützpunkte in Deutschland begrüßt
Der von Präsident Bush angekündigte Abzug Zehntausender US-Soldaten auch aus Deutschland wird von der AG Frieden in Trier begrüßt. Sie hofft grundsätzlich auf Abzüge und Auflösungen von militärischen Kriegseinheiten. "Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass der Kriegsflughafen Spangdahlem geschlossen wird - Daher sind jetzt Konversionsprojekte und Alternativen zur Monostruktur der Region zu beginnen. Die Regierung handelt fahrlässig, wenn sie trotz klarer Anzeichen für den (Teil)abzug des Militärs nicht endlich mit konkreten Konversionsprojekten beginnt!" so Markus Pflüger von der AG Frieden Trier, die zusammen mit anderen Friedens- und Umweltgruppen der Region am 20. Juni 2004 mit der Konversionskonferenz zur zivilen Umwandlung der Airbase Spangdahlem einen ersten Impuls gesetzt hatten.
Nationaler Ethikrat soll Würde des Menschen verteidigen
Mit einer Tiefkühltruhe voller Babypuppen protestiert Greenpeace heute in Berlin gegen ein europäisches Patent auf menschliche Embryonen. Das im November 2003 erteilte Patent (EP 1121015) kann sowohl im Rahmen der künstlichen Befruchtung, als auch zum Klonen menschlicher Embryonen genutzt werden. Da heute der Nationale Ethikrat beraten will, ob das Klonen menschlicher Embryonen und Patente auf Leben nach seiner Sicht zulässig sein dürfen, übergaben Greenpeace-Aktivisten dem Vorsitzenden des Rates, Professor Spiros Simitis, ihren Antrag auf Widerruf des Patentes. Greenpeace fordert den Ethikrat auf, Position gegen Patente auf Menschen, Tiere und Pflanzen zu beziehen.
Vor Wilderern gerettete Schneeleopardin wurde Mutter
Der Naturschutzbund NABU und der Zoo Zürich haben heute den Nachwuchs des 4-jährigen Schneeleoparden-Weibchens Dshamilja im Zoo Zürich der Öffentlichkeit vorgestellt. Das vitale und gesunde männliche Jungtier Erkhet kam am 5. Mai 2004 um 8:30 Uhr zur Welt, wurde aber, um Störungen zu vermeiden, erst jetzt präsentiert. "Wir freuen uns riesig über den jungen Schneeleoparden, denn es beweist, dass sich die junge Schneeleopardin erfolgreich im Zoo Zürich eingelebt hat", kommentierte Birga Dexel, Leiterin des NABU-Schneeleopardenprojektes, das Ereignis. Schließlich stand vor mehr als drei Jahren das Überleben des Schneeleopardenweibchen noch auf dem Spiel. Im Dezember 2000 konnte sie von der NABU-Wildhütereinheit "Gruppa Bars" in Kirgisistan schwer verletzt aus den Händen einer skrupellosen Händlerfamilie gerettet werden.