Greenpeace hatte im Juli 16 Proben von Sojaschrot der Ölmühle Mannheim genommen und in Fachlabors untersuchen lassen. Bei einem Viertel der Proben war keine Gen-Soja nachweisbar. Bei den übrigen lag der Anteil von Gen-Sojaschrot meist unter 0,1 Prozent, maximal bei 0,3 Prozent. Das bedeutet, dass die Proben nach den Bestimmungen der EU-Verordnung nicht kennzeichnungspflichtig waren. Der Grenzwert der EU-Verordnung, oberhalb dessen Nahrungsmittel und Tierfutter als genmanipuliert gekennzeichnet werden müssen, liegt bei 0,9 Prozent. Trotzdem wurden 14 der 16 Lieferungen als "hergestellt aus gentechnisch modifizierten Sojabohnen" verkauft.
Die Behörden wollen bei künftigen Tests die Kennzeichnung jedoch als "genmanipuliert" tolerieren, wenn eine Verunreinigung mit Gen-Pflanzen unterhalb des EU-Grenzwertes von 0,9 Prozent nachgewiesen wird. Damit bewegen sich das Ministerium und die Behörden haarscharf entlang der gesetzlichen Vorgaben. Baden-Württemberg hat allerdings das Bundesverbraucherschutzministerium gebeten, diese Auffassung zur Kennzeichnung zu prüfen.
"Die Entscheidung aus Stuttgart ist das falsche Signal an die Futtermittelindustrie", sagt Carmen Ulmen, Gentechniksprecherin von Greenpeace. Die Industrie wolle durch irreführende Deklaration die Entstehung von Märkten für gentechnikfreies Futter verhindern. Landwirte und Verbraucher sollen glauben, es gäbe fast nur noch Gen- Futter. Es gibt genug gentechnikfreie Soja aus Brasilien. Je mehr die Landwirte diese Ware nachfragen, desto schneller wird sich der gentechnikfreie Futtermarkt weiter entwickeln.
Greenpeace ist gegen Gentechnik im Tierfutter und begrüsst, dass auch minimale Anteile von Gen-Pflanzen kenntlich gemacht werden. Da Tierfutter mit einer Verunreinigung von unter 0,9 Prozent auch den Vermerk "genmanipuliert" erhält, entsteht unter den Landwirten der Eindruck, dass das Tierfutter massiv verunreinigt ist. Daher verlangt Greenpeace, dass auch vermerkt werden muss, wenn die Verunreinigung unterhalb des EU-Grenzwertes liegt.