Besonders dramatisch ist die Situation beim Kabeljau. Die Masse an fortpflanzungsfähigem Kabeljau ist in den vergangenen 30 Jahren um rund 90 Prozent zurück gegangen. Es ist fraglich, ob sich der Bestand jemals wieder erholen wird. Auch Seezunge, Wittling und Scholle sind so stark befischt worden, dass die Bestände vor dem Zusammenbruch stehen. Schuld daran ist eine technisch hochgerüstete Industriefangflotte. Deren Fangmethoden sind brutal: Allein in der Nordsee landen pro Jahr 700.000 Tonnen Meerestiere als Beifang in den Netzen und werden anschließend tot oder verletzt über Bord geworfen.
"Einst gab es riesige Schwärme von Kabeljau und Dorsch in Nord- und Ostsee, und das soll auch in Zukunft wieder so sein", sagt Iris Menn, Meeresexpertin bei Greenpeace. "Die Greenpeace-Schutzgebiete werden die Fischerei langfristig nicht einschränken - im Gegenteil: Die Schutzgebiete sollen es Kabeljau und Co. ermöglichen sich hoffentlich wieder zu erholen. Nur so können auch künftige Generationen von Fischern an Nord- und Ostseeküste mit stabilen Fischbeständen rechnen."
Doch nicht nur die Überfischung setzt den Meeren vor der deutschen Küste zu. Die Nordsee ist ein Industriegebiet: Es gibt rund 500 Öl- und Gasplattformen, tausende Kilometer Pipelines sind verlegt. Hinzu kommt ein enormer Schiffsverkehr. Rund 160.000 Schiffe durchqueren die Deutsche Bucht pro Jahr. Durch die Ostsee fahren jährlich rund 90.000 Schiffe. Die Folge von all dem: Ölverschmutzung, Müll- und Schadstoffeinträge. "Nord- und Ostsee sind Beispiele dafür, wie schlecht es weltweit um die Meere bestellt ist," sagt Menn. "Nur mit Hilfe von großflächigen Schutzgebieten ist die Arten- und Lebensraumvielfalt in den Meeren noch zu retten."