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Schwimmspielzeug mit Gift

Unfruchtbar dank Badelatschen

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Schwimmspielzeug und Badelatschen können die Fortpflanzungsfähigkeit gefährden. Darauf weist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hin. Hintergrund ist die erschreckend hohe Belastung vieler Sommerprodukte mit hormonwirksamen Chemikalien, die die Zeitschrift Öko-Test in ihrem neuen Heft nachgewiesen hat. Die geplante Reform der europäischen Chemikalienpolitik müsse laut BUND dafür sorgen, dass gefährliche Substanzen aus dem Verkehr gezogen werden.


"Manche Schwimmreifen, Beachbälle und Flip-Flops gehören nicht an den Strand, sondern auf den Sondermüll", sagt Patricia Cameron, BUND-Chemikalienexpertin. Badelustige sollten sich vor dem Einkauf gut informieren. "Nur bei knapp einem Viertel der getesteten Badeprodukte wurde kein Gift entdeckt", warnt sie.

Öko-Test fand teilweise extrem hohe Konzentrationen von Weichmachern in 14 von 18 Schwimmspielzeugen und in 17 von 25 Flip-Flops (Ausgabe vom 28. Juni). Sie können zu dauerhaften Schäden der männlichen Geschlechtsorgane und der Fortpflanzungsfähigkeit führen. Die Höchstwerte lagen zum Teil um ein Vielfaches über den Mengen, die in Tierversuchen zu Hodenschäden führen. Neben Weichmachern wurden auch bedenkliche Mengen an zinnorganischen Verbindungen gefunden, die sich im Körper anreichern und schon in winzigen Mengen das Immun- und Hormonsystem schwer schädigen können. Die in einigen Produkten gemessenen Konzentrationen überschritten bei weitem den von der Weltgesundheitsorganisation für die tägliche Aufnahme empfohlenen Grenzwert.

Der BUND sieht die Werte als weiteres Zeichen dafür, wie wichtig die geplante Reform des europäischen Chemikalienrechts (kurz: REACH) sei. Zur Zeit lägen für 99 Prozent der auf dem Markt befindlichen Stoffe keine ausreichenden Informationen über ihre gesundheits- und umweltschädigenden Wirkungen vor. In Zukunft müssten alle Chemikalien registriert werden. Gefährliche Stoffe dürften keine Zulassung erhalten. Der BUND fordert die Bundesregierung und die Europaparlamentarier auf, den Gesundheits- und Umweltschutz in der Chemikalienreform zu stärken.

"Wir wollen eine Zukunft ohne Gift", sagt Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer. Die Politik drohe dieses Ziel hinter die kurzfristigen Interessen einiger weniger Chemiekonzerne zu stellen. "Der REACH-Entwurf der EU-Kommission wurde bereits verwässert." Als nächstes werde das Europaparlament entscheiden. "Wer etwas bewegen will, sollte deshalb den Abgeordneten seine Meinung sagen - zum Beispiel mit einer Protestpostkarte des BUND", wirbt Timm.

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