Die am Freitag in Stuttgart vorgelegten Daten zeigten, dass "ausländische Schüler systematisch benachteiligt werden". "Das Risiko ausländischer Kinder und Jugendlicher, in eine Sonderschule für Lernbehinderte abgeschoben zu werden, ist doppelt so hoch wie bei deutschen Mädchen und Jungen. Baden-Württemberg ist Spitzenreiter dieser unrühmlichen Rangliste", sagte die GEW-Vorsitzende Stange. Im Südwesten sei die Gefahr für ausländische Kinder, "aussortiert zu werden", dreieinhalb Mal höher als für deutsche Schülerinnen und Schüler. 2,3 Prozent aller deutschen Kinder und Jugendlichen besuchten 2002 eine Sonderschule für Lernbehinderte. Bei den ausländischen Schülern liege dieser Anteil bei 4,7 Prozent.
44.700 ausländische Kinder und Jugendliche seien zur Zeit an Schulen für Lernbehinderte "abgeschoben" worden. Realschulen und Gymnasien blieben diesen Schülerinnen und Schülern dagegen meist verschlossen. Im Vergleich zu deutschen Mädchen und Jungen besuchten sie diese Schulformen nur halb so häufig. "Ausländische Kinder müssen schon früh mit integrativen Maßnahmen individuell gefördert werden", verlangte Stange. Dazu gehöre auch das Erlernen der eigenen Muttersprache. Die "Lernprobleme" ausländischer Kinder würden oft durch nicht ausreichende Deutschkenntnisse verursacht. "Diese Defizite müssen früh behoben werden. Sie haben jedoch überhaupt nichts mit einer echten Lernbehinderung zu tun", betonte die GEW-Chefin. Das Abschieben in die Sonderschulen sei der erste Schritt, ausländischen Kindern einen erfolgreichen Bildungsweg und damit Berufs- und Lebenschancen zu verbauen. Die Lehrpläne und Bedingungen dieser Schulen seien nicht auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ausgelegt.
Die Überweisungsquote ausländischer Schüler an Sonderschulen für Lernbehinderte sei in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. Die größten Steigerungsraten gebe es im Saarland, in Niedersachsen und Hessen. Diese Daten, so Stange, bestätigten die PISA-Ergebnisse. Das deutsche Schulsystem sei nicht in der Lage, soziale Benachteiligungen auszugleichen, im Gegenteil würden diese verstärkt. "Im Interesse aller Kinder müssen wir endlich weg von unserem gegliederten Schulsystem und uns in Richtung einer Schule für alle aufmachen", unterstrich Stange.