DIE Internet-Zeitung
Olaf Jahn und Susanne Opalka

Tod im Milliardenspiel

Am

Berlin im Jahr 2001. Ein Orkan fegt über die Stadt hinweg. Einer, der Politik und Wirtschaft betrifft, Medien und Bevölkerung schockiert und heute nur noch einen Namen hat: Berliner Bankenskandal. Einer der größten der Geschichte soll es sein, Filz und Schulden sind bald unüberschaubar. Doch die Angeklagten schweigen und der wichtigste Zeuge ist schließlich tot. Mord oder Selbstmord?


Die Journalisten Olaf Jahn und Susanne Opalka rollen in "Tod im Milliardenspiel" die Handlung von weiter vorne auf. Sie erzählen, wie es kam, dass Lars Oliver Petroll EDV-Chef bei Aubis wird, wie Christian Neuling und Klaus Wienhold zueinander und damit zu einer Firmengründung kamen und die Firma zu Krediten, die schließlich in die Millionen wuchsen. Damit erläutern sie nicht nur die Hintergründe für das Geschehnisse, sondern schaffen es, aus den Personen Charaktere zu machen.

Der Berliner Bankenskandal ist vor allem ein Symptom für das, was die Berliner Politik wie ein roter Faden zu durchziehen scheint: Filz. Immobilien, Politik, Banken, nach Ansicht der beiden Autoren wäre ein eigenes Buch notwendig, um die Verflechtungen annähernd darzustellen - falls es überhaupt gelingt, sie aufzudecken.

Aufdecken scheint auch in der im März begonnenen Hauptverhandlung mehr als schwierig zu sein, denn die Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen. Zwar ist Recht nicht gleich Gerechtigkeit - doch in diesen Prozessen scheint es nichts von alldem zu geben. Alleine die Pannen von Justiz und Polizei, die die beiden Autoren schildern, lassen an so manchen Kompetenzen zweifeln. Ein Beispiel: In ihrer eigenen Recherche stießen die Autoren auf ein Handy des toten Petroll. Sie telefonierten die gespeicherten Nummern durch und konnten bald die immer gleiche Verwunderung bei ihren Gesprächspartnern feststellen: bei keinem von ihnen hatte sich je die Polizei zu einer Zeugenbefragung gemeldet.

Olaf Jahn und Susanne Opalka schaffen mit "Tod im Milliardenspiel" ein Buch, das spannend ist wie ein Krimi und besser recherchiert als viele Dokumentationen. Der Leser wird geführt von den Fragen, die die Autoren aufwerfen, muss sich aber letztendlich seine eigene Meinung zu den Geschehnissen bilden. So fragt sich der Leser nach der Lektüre nur noch eines: Warum wird Versagen im Dienst eigentlich nicht bestraft?

Olaf Jahn und Susanne Opalka: Tod im Milliardenspiel - Der Bankenskandal und das Ende eines Kronzeugen, 224 Seiten, Transit Verlag, 18,80 Euro.

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