Mit dieser Zahlungsmoral sei die Bundesregierung nicht allein, sodie DSW. Weil auch andere Industrieländer das Programm nicht gemäß ihrer Zusagen finanziert haben, würde im Laufe der letzten zehn Jahre weit weniger erreicht als erwartet. Über 268 Millionen ungewollte Schwangerschaften, 113 Millionen Abtreibungen und 733.000 Fälle von Müttersterblichkeit hätten vermieden werden können, wenn die Industrienationen ihren Verpflichtungen nachgekommen wären.
Ungeschützter Geschlechtsverkehr ist heute eine der größten Gesundheitsgefahren weltweit. Nur wer sein Recht auf Aufklärung und Verhütung umsetzen kann, kann sich vor ungewollten Schwangerschaften und Aids schützen. Und nur wenn Mädchen in Entwicklungsländern nicht mit 15 Jahren bereits Mütter sind, haben sie die Chance, eine Schule zu besuchen, einen Beruf zu ergreifen und so der Armut zu entfliehen.
Nach Angaben des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) haben heute über 200 Millionen Frauen in Entwicklungsländern keinen Zugang zu sicheren Verhütungsmethoden. UNFPA schätzt, dass allein der Bedarf an Familienplanung bis zum Jahr 2015 um weitere 40 Prozent zunehmen wird. Ursache dafür ist insbesondere das nach wie vor schnelle Bevölkerungswachstum in den ärmsten Ländern. Zugleich steigt weltweit die Akzeptanz von Verhütung und der Wunsch nach Familienplanung.
Auch die Zahl der HIV-Infektionen ist seit Beginn der 1990er Jahre dramatisch gestiegen. Waren Mitte 1993 rund 2,5 Millionen Menschen infiziert, so sind es heute über 40 Millionen. Doch noch immer gibt es weltweit viel zu wenig Kondome für die Prävention von Aids: Schätzungsweise acht Milliarden Kondome pro Jahr fehlen.
Auch das Ziel der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz, die Müttersterblichkeit weltweit bis 2015 um drei Viertel zu senken, ist noch lange nicht erreicht. Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegen, dass die Müttersterblichkeit seit 1990 lediglich um zehn Prozent zurückgegangen ist: von 429 auf 386 Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten.