Das vom Bundesamt für Naturschutz zu 75 Prozent und dem Land Brandenburg zu 20 Prozent (Eigenanteil des Landschafts-Fördervereins Nuthe-Nieplitz Niederung 5 Prozent) geförderte Projekt zur "Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung" hatte das Ziel, die durch intensives Wirtschaften zerstörten oder gefährdeten Moore und Wiesen, Seen und Wälder gesunden zu lassen und langfristig eine naturschonende nachhaltige Entwicklung der Region zusammen mit allen Nutzern einzuleiten.
"Unsere Vision war es, unmittelbar vor den Toren der Metropole Berlin eine grüne Lunge auch für die Großstadt vorzuhalten und den Ansiedlungsdruck in vernünftige Bahnen zu lenken", erinnerte Manfred Kroop, erster Vorsitzender des Landschafts-Fördervereins und einer der Väter, des Projekts an die Aus-gangssituation vor zwölf Jahren. "Die Niederung, heute eingebettet in den Naturpark Nuthe-Nieplitz, ist in dieser Funktion und Einzigartigkeit heute in Mitteleuropa nur noch mit dem Nationalpark Donauauen bei Wien zu vergleichen." Die Nuthe-Nieplitz-Niederung liegt 35 Autominuten vom Berliner Ku'damm entfernt.
Bis 1990 haben Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften u.a. mit sechs Schöpfwerken ein zehn Quadratkilometer großes Niederungsmoor systematisch entwässert und trocken gelegt. Mit der Einstellung des unrentabel gewordenen Schöpfwerkbetriebs und dem Abriss der Anlagen stoppte der Landschafts-Förderverein das Sterben der Moore und schuf die Voraussetzungen für neues Moorwachstum. Intakte und wachsende Moore sind enorme Stickstoff- und Kohlendioxid-Speicher. Die Niederung hält nicht nur das Wasser in der Landschaft, sondern beeinflusst als Belüftungsschneise auch das Stadtklima Berlins. Rund 300 Hektar der wieder vernässten Moore stehen heute dauerhaft unter Wasser, diese Flächen sind in offiziellen Kartenmaterialien bereits als Gewässer eingezeichnet.
Der Landschafts-Förderverein erwarb knapp 3.000 Hektar Land, das laut Grundbucheintragung im Sinne des Naturschutzes zu nutzen ist. Rund 1.500 Hektar sind Wälder und Seen, die andere Hälfte Äcker und Grünland, die heute von Landwirten in der Region naturschonend bewirtschaftet werden. 100 Hektar wurden dauerhaft aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen. "Die zehn größeren im Projektgebiet arbeitenden landwirtschaftlichen Betriebe sind allesamt stabil. Die vier Schäfereien, die sich nach der politischen Wende 1990 aus den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften herauslösten, hätten ohne das Naturschutzgroßprojekt kaum eine wirtschaftliche Chance gehabt", versichert Lutz Ritter, Vorsitzender des Schäfervereins Mittelmark.
Mit dem Abriss der großen, still gelegten Tierproduktionsanlagen (vor allem Entenmast) in Fresdorf, Tremsdorf und Rieben wurden 20 Hektar ehemals betonierte Fläche für die Natur frei. "Wir Gemeinden freuen uns, dass die Schandflecken weg sind. Ohne den Landschafts-Förderverein hätte es an diesen Standorten keine vernünftige naturverträgliche Dorfentwiklung gegeben", sagt Irmgard Plass, bis zur Gemeindegebietsreform 2003 Bürgermeisterin von Fresdorf. "Damit ist das Kerngebiet der Nuthe-Nieplitz-Niederung das größte Entsiegelungsprojekt in Brandenburg", hob Birthler hervor.
Mehr als 16 Kilometer Hecken und Ufer wurden ge- bzw. bepflanzt. Vier Streuobstwiesen und 50 Hektar neuer Wald sind entstanden. Indem Barrieren wie Wehre, Staue oder einfach Zuschüttungen an Gewässern entfernt wurden, gibt es nun wieder eine Verbindung zwischen Pfeffergraben, Riebener See, Pfefferfließ, Nieplitz, Blankensee und Königsgraben.
Die Grundlage für alle diese Maßnahmen legte der Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL), der in einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe mit allen zuständigen Behörden und Nutzern abgestimmt und 1996 verabschiedet wurde. "Der Erfolg unseres Projektes gründet sich auch auf die ständige Transparenz unserer Planungen. Jeder wusste rechtzeitig, was geschehen soll und hatte damit Planungssicherheit", so Vereinsvorstand Decruppe.
"Ohne den Landschafts-Förderverein würde es die Nuthe-Nieplitz-Niederung so nicht geben", ist Agrar- und Umweltminister Birhtler überzeugt. "Mit dem Naturschutzgroßprojekt funktionierte und wirkt er noch heute wie ein Sprungbrett für andere Entwicklungen. So wurde auch der Weg zum Naturpark Nuthe-Nieplitz geebnet". Die Gemeinde Blankensee setzte viele vom Verein in seiner Dorferneuerungsplanung für den Ort vorgeschlagenen Projekte um. Blankensee wurde Landes- und Bundessieger im Wettbewerb um das schönste Dorf und erhielt einen europäischen Sonderpreis. Als Träger z.B. eines Verkehrs- und Tourismusprojektes und der brandenburgischen Alleenkartierung beschäftigte der Verein insgesamt rund 100 Menschen als Angestellte, ABM-Kräfte, FÖJler oder Zivildienstleistende.
Den besten (Über)Blick über die Nuthe-Nieplitz-Niederung hat man von den zwei neuen - vom Förderverein errichteten - Beobachtungstürmen bei Stangenhagen und Stücken. Von hier aus kann man Tausende nordischen Gänse sowie Kraniche, Zwerg- und Singschwäne und sogar Trupps des deutschlandweit nicht mehr nachgewiesenen Silberreihers beobachten. Der Fischadler brütet hier und mit ihm Bekassinen und Uferschnepfen, Ortolane und Kiebitze. "Die Nuthe-Nieplitz-Niederung gilt als das Vogelbeobachtungspa-radies für Wissenschaftler und eine ständig wachsende Zahl von Berliner und Potsdamer Naturfreunden", weiß der Biologe Decruppe. Bundesweit fördert das Bundesamt für Naturschutz zur Zeit 28 Naturschutzgroßprojekte, davon mit fünf die meisten in Brandenburg.