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Neuer Atomreaktor

Offizieller Startschuss für den Garchinger Forschungsreaktor FRM-II

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Nach 15 Jahren - von der "aktiven Planung" bis zur Einweihung - geht der international umstrittene Garchinger Forschungsreaktor FRM-II zumindest symbolisch offiziell in Betrieb. Damit reiht sich Bayern ein in die Liste der wenigen Staaten, die das weltweit aufgelegte Programm zur Abrüstung von Forschungsreaktoren torpedieren. Die jahrzehntelangen Bemühungen, die Proliferation, also den Handel und die Weiterverbreitung von hoch angereichertem, waffenfähigem Uran (HEU) zu unterbinden, würden damit zunichte gemacht, meint das Umweltinstitut München e.V.


"Würde der FRM-II nicht in Deutschland sondern im Irak oder in einem anderen so genannten Schurkenstaat stehen, er wäre längst im Visier der `Terrorbekämpfer´ und Grund genug für einen Angriffskrieg", kommentiert Christina Hacker, Vorstand im Umweltinstitut München e. V. Die zuletzt erteilte dritte Teilgenehmigung enthält die Auflage, dass der FRM-II bis 2010 auf nicht waffentauglichen Brennstoff umgerüstet werden muss.

Die Technische Universität München (TUM) ist aber lediglich bereit, auf einen Brennstoff mit geringerer Urananreicherung (ca. 50 Prozent) umzusteigen, der noch immer als hoch angereichert - also waffentauglich gilt. Dazu Karin Wurzbacher, Physikerin im Umweltinstitut München e. V.: "Eine sinnvolle Umrüstung kann nur auf sog. LEU, niedrig angereichertes Uran bis maximal 20 Prozent Anreicherung, vollzogen werden, eine Umrüstung auf höher angereichertes Uran, so wie es der Betreiber wünscht, ist keine Abrüstung in proliferationspolitischer Hinsicht." Aber selbst diese halbherzige Umrüstung wird von der TU München heute bereits in Frage gestellt, weil dies angeblich technisch nicht möglich sei.

Im März dieses Jahres warnte Frau Trisha Dedik, Direktorin des Office of Nonproliferation Policy im US-Department of Energy, vor den Gefahren eines Nuklear-Terrorismus. Im Rahmen der 8. RRFM-Konferenz (International Topical Meeting on Research Reactor Fuel Management) in München nannte sie als wesentlichen Baustein zur Verhinderung dieser neuen Art von Terrorismus die Eliminierung von HEU aus dem zivilen Kreislauf, also aus Forschungsreaktoren. Dazu erinnerte sie an eine gemeinsame amerikanisch-russische Stellungnahme vom November 2003, in der das Ziel der vollständigen Herausnahme von HEU aus dem zivilen Nuklearbereich sowie entsprechende Selbstverpflichtungen benannt werden.

Gerade in der derzeitigen Weltlage, gezeichnet von Terroranschlägen und der Angst vor Massenvernichtungswaffen, setze Bayern mit der Inbetriebnahme eines HEU-Reaktors das völlig falsche Signal. Anstatt den Terrorismus zu bekämpfen, gibt Bayern ihm eine Chance. Das Umweltinstitut München e.V. fordert die bayerische Staatsregierung auf, das gefährliche Projekt ganz einzustellen. Zumindest müsse den Bemühungen, HEU komplett aus dem zivilen Verkehr zu ziehen, entsprochen werden und der FRM-II sofort auf niedrig angereichertes, nicht waffentaugliches Uran als Brennstoff umgerüstet werden.

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