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Umwelt und Verkehr

Studie "Bahn 21" für mehr Transport auf der Schiene veröffentlicht

Am

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. hat mit der Studie "Bahn 21" ein umfassendes Konzept für die Zukunft der Schiene vorgelegt. Danach kann der Anteil der Eisenbahn am gesamten Personen- wie Güterverkehr erheblich gesteigert werden. "Immer wieder beteuern die Verantwortlichen in der Politik wie auch bei der Bahn, es solle mehr Verkehr auf die umweltschonende Schiene verlagert werden. Doch deren Anteil am Gesamtverkehr stagniert seit Jahren. Der VCD weist mit Bahn 21 den Weg, wie die Absichtserklärungen endlich Wirklichkeit werden", erklärt Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender, das Ziel der Studie.


Bahn 21 zeige, wie allein durch Streckenreaktivierungen rund 5,6 Millionen potenzielle Neukunden einen Anschluss an den Schienenverkehr erhalten können. Durch kleinere Neu- und Ausbaumaßnahmen sowie zusätzliche Haltepunkte ließe sich zudem ein Fahrplankonzept umsetzen, bei dem es dichtere Takte und flächendeckend aufeinander abgestimmte Anschlusszüge gebe. So könne die Bahn wesentlich attraktivere Angebote für viel mehr Kunden machen.

Gehrmann: "Das Gros der zurückgelegten Wege ist kürzer als 200 Kilometer. In diesem Bereich hat die Schiene derzeit aber nur einen Anteil von unter zehn Prozent am Gesamtverkehr. Die logische Schlussfolgerung ist: hier liegt das größte Potenzial für die Schiene." Die derzeitige Infrastrukturplanung setze dagegen vor allem auf einzelne, teure Hochgeschwindigkeitstrassen zwischen Großstädten. Auf diesen Verbindungen halte die Bahn aber bereits einen Anteil am Personenverkehr von durchweg rund 50 Prozent. "Hier ist nur noch wenig Zuwachs zu erreichen", schlussfolgert Gehrmann, "dennoch versuchen Politik und Deutsche Bahn, den Marktanteil in diesem Segment weiter zu erhöhen, koste es was es wolle."

Da mehr als die Hälfte aller Fahrten jedoch in kleineren Städten mit 5.000 bis 100.000 Einwohnern beginne bzw. ende, müsse ein leistungsfähiges Netz eben diese Städte für den Fernverkehr erschließen und mit höheren Reisegeschwindigkeiten bedienen.

Heidi Tischmann, Verkehrsreferentin des VCD: "Der Fehler liegt darin, dass in einzelnen Strecken gedacht wird. Entscheidend muss dagegen die Wirkung jeder einzelnen Investition auf das ganze Netz sein. Der VCD fordert die Bundesregierung daher auf, Prestigeprojekte wie beispielsweise die ICE-Strecke Erfurt - Nürnberg fallen zu lassen und ihre Verkehrswegeplanung am Netzgedanken auszurichten. Bahn 21 bietet eine geeignete Grundlage dafür."

Bahn schränkt Fahrkartenverkauf ein

Gekündigt

Die Deutsche Bahn AG will den Fahrkartenverkauf an kleinen Verkaufsstellen und in Reisebüros einstellen. Wie der Verkehrsclub Deutschland (VCD) berichtet, hat das Unternehmen zum 31.12. diesen Jahres bundesweit sämtliche Verträge mit Reisebüros und Bahn-Agenturen gekündigt. Ziel der Maßnahme sei es, die Vergütung für den Verkauf von Bahnfahrkarten massiv zu senken. Sollte die Bahn ihre Pläne umsetzen und die Grundprovision für den Fahrscheinverkauf von bisher sieben auf zwei Prozent reduzieren, bedeute das das sichere Aus für viele Verkaufsstellen. Der VCD hat den Schritt als "falschen Sparkurs" kritisiert. Die Bahn bewege sich damit einen Schritt vom Kunden weg, da sie eine Verschlechterung der persönlichen Beratung in der Fläche verursache. Besonders betroffen von den geplanten Kürzungen seien kleine Verkaufsstellen in der Fläche, in denen beispielsweise ehemalige Bahnmitarbeiter stillgelegte Fahrkartenschalter auf eigenes Risiko übernommen und so dem Abbau von persönlicher Beratung durch die Bahn entgegen gewirkt hätten. Die Umsätze dieser Agenturen zeigten aber, dass sich gute Beratung für die Bahn lohne und mehr Menschen dauerhaft auf die Schiene bringen könne, so der VCD.

"Der VCD-Bahntest vom April diesen Jahres hat offen gelegt, dass die Beratung am Schalter stark zu wünschen übrig lässt und jeder Dritte nicht das optimale Angebot erhält.", so Heidi Tischmann, Verkehrsreferentin des VCD. Die Bahn habe daraufhin versprochen, Beratung und Service zu verbessern. Der VCD hat die Bahn daher aufgefordert, dieses Versprechen jetzt einzulösen.

"Reisebüros, die kompetente Beratung für Bahnreisende anbieten, erledigen ureigene Aufgaben der Deutschen Bahn AG und sorgen so für zusätzliche und zufriedene Kundschaft.", so Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender. Sie seien deshalb eine wichtige Ergänzung des Schalterangebotes. Wenn die Bahn diesen Agenturen nun das Wasser abgrabe, schade sie ihren Fahrgästen und somit letztlich sich selbst.

Am 20-07-2004

Bahn entschädigt nur im Fernverkehr

Verspätet

Bei Verspätungen in Fernverkehrszügen gesteht die Deutsche Bahn AG ihren Kunden ab 1. Oktober feste Entschädigungsleistungen zu: Bei Verspätungen ab 60 Minuten erhalten Reisende in Fernzügen künftig einen Gutschein über 20 Prozent des Fahrkartenpreises. Ausschlaggebend für eine Erstattung ist dabei das verspätete Eintreffen am Reiseziel und nicht die Verspätung einzelner Züge. "Die neue Kundencharta stellt die Weichen in Richtung gesetzlich verankerter Fahrgastrechte", begrüßt die Verbraucherzentrale NRW die Selbstverpflichtung der Deutschen Bahn. Sie fordert jedoch weitere Verbesserungen sowie eine Ausweitung der Entschädigungsregelungen für den Nahverkehr und für Anschlussverbindungen von privaten Bahnunternehmen. Positiv an den neuen Kulanzregelungen sei vor allem, dass für eine Entschädigungsleistung die gesamte Wegstrecke, also auch verpasste Anschlüsse auf die 60 Minuten angerechnet würden. Doch in vielen Fällen stoße dieses Zugeständnis rasch an seine Grenzen: Denn die Ausgleichszahlungen würden nicht für Nahverkehrszüge und Verbindungen privater Bahnunternehmen gewährt. "Außerdem fallen die Bestimmungen der neuen Kundencharta in vielen Fällen hinter die bisherigen Kulanzregelungen der Deutschen Bahn zurück", moniert die Verbraucherzentrale NRW. Bislang erhielten zum Beispiel ICE-Reisende schon nach 30-minütiger Verspätung einen Reisegutschein von zehn Euro. Künftig müssten sie mindestens eine Stunde auf den Zug warten, bevor sie überhaupt etwas zurückerhalten. Kundenfreundlicher sei zudem, Fahrgästen statt eines Reisegutscheins die fällige Geldsumme zu überweisen.

Dass Kundenorientierung keine utopische Forderung, sondern bereits gängige Praxis ist, zeige ein Blick auf die Entschädigungsleistungen in den Niederlanden. Dort erhalten Fahrgäste seit 2001 ab 30 Minuten Verspätung den halben und ab 60 Minuten Verzug sogar den vollen Ticketpreis erstattet. Der Geldbetrag werde aufs Konto überwiesen. Die Entschädigung gelte für alle Züge des Binnenverkehrs. Auch in punkto Kundenservice könne sich die Deutsche Bahn einiges von ihren niederländischen Kollegen abgucken: Schlichte Formulare mit einem integrierten Freiumschlag liegen an den Verkaufsschaltern aus. Entschädigungsansprüche seien von den Niederländischen Staatsbahnen seit 2001 bislang nur an zwei Tagen wegen höherer Gewalt abgelehnt worden. Positive Nebeneffekte: Pünktlichkeit der Züge und Zufriedenheit der Fahrgäste seien im Nachbarland deutlich gestiegen.

Am 14-09-2004

Preiserhöhungen der Bahn scharf kritisiert

"Weniger attraktiv"

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat Art und Umfang der von der DB AG heute bekannt gegebenen Preiserhöhungen kritisiert. Damit steigen die Preise im Fernverkehr der Bahn bereits zum zweiten Mal binnen eines Jahres erheblich und machen die Bahn als umweltschonendes Verkehrsmittel weniger attraktiv, so die Kritik. Gleichzeitig versuche die Bahn mit neuen Lock- und Sonderangeboten verprellte Kunden zurückzugewinnen und neue anzulocken. "Unterm Strich sollen Vielfahrer und Stammkunden über fortlaufende Preiserhöhungen neue Sonderangebote für Neu- und Gelegenheitskunden finanzieren.", so Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender. Doch diese Strategie könne nicht aufgehen. Denn bei steigenden Preisen stiegen die Stammkunden irgendwann aufs Auto um. Schnäppchenjäger seien hierfür kein dauerhafter Ersatz. Die wirtschaftliche Situation im Fernverkehr werde sich so auf Dauer nicht verbessern.

Besonders negativ bewertet der VCD die Abschaffung des Mitfahrer-Rabatts. Dieses Angebot habe die Bahn wettbewerbsfähiger gegenüber dem Hauptkonkurrent Auto gemacht. "Mit dem Mitfahrer-Rabatt konnten bis zu fünf Personen günstig gemeinsam Bahn fahren. Damit gab es einen echten Anreiz, das Auto stehen zu lassen und auf die bequeme und sichere Bahn umzusteigen", erklärt VCD-Verkehrsreferentin Heidi Tischmann. Diesen richtigen Ansatz mache die Bahn jetzt aus freien Stücken wieder zunichte.

Auch die Politik sei weiterhin gefordert, die Wettbewerbsbedingungen zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern wie versprochen anzugleichen. Dafür müsse die Bundesregierung bei ihrer Koalitionsaussage bleiben. "Wer mehr Verkehr auf die umweltschonende Schiene bringen möchte, muss für ein gutes Angebot und akzeptable Preise sorgen.", so Tischmann. Da seien sowohl die Bahn mit vernünftiger Preisgestaltung als auch die Politik mit der versprochenen Senkung des Mehrwertsteuersatzes im Fernverkehr gefordert.

Am 21-09-2004

Protest gegen "übereilte Privatisierung" der Bahn

Bahnreform "erfolglos"

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. sieht die Ziele der Bahnreform von 1993/94 noch lange nicht erreicht. "Weder konnte bisher wesentlich mehr Verkehr auf die Schiene verlagert werden, noch gibt es große Einsparungen öffentlicher Mittel im Schienenbereich", konstatiert Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender. Ursache für diesen Misserfolg seien fehlende Voraussetzungen für funktionierenden Wettbewerb innerhalb des Bahnsystems. So sei das Schienennetz bisher nicht wirksam reguliert worden, Preise, Nutzungsbedingungen und Qualität der Fahrwege könnten vom Netzbetreiber mehr oder weniger frei festgelegt werden. Daher gebe es zu große Risiken für potenzielle neue Verkehrsanbieter. Angesichts dieser ungünstigen Bedingungen warnt der VCD vor einer übereilten Privatisierung der Deutschen Bahn AG. Gehrmann: "Das weitere Vorgehen in der Frage der Privatisierung sollte bei den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer ansetzen und nicht bei Konzerninteressen. Daher muss die Bahnreform so weiterentwickelt werden, dass die Verkehrsleistung auf der Schiene verbessert wird und die öffentliche Hand gleichzeitig die Kontrolle über die Eisenbahninfrastruktur behält."

Wenn die Deutsche Bahn AG als Ganzes an die Börse gehe, hätten Bund und Länder trotz einer jährlichen öffentlichen Kofinanzierung von etwa 15 Milliarden Euro kaum Einfluss auf Gestaltung und Qualität der Infrastruktur. Die Trennung von Netz und Transport sei daher Grundvoraussetzung, um die Bahnreform erfolgreich weiterzuentwickeln. "Nur so kann sichergestellt werden, dass es für das Schienennetz ein von Konzerninteressen unbeeinflusstes Vermarktungsinteresse gibt und die Trassenkapazität optimal ausgenutzt wird", erklärt Heidi Tischmann, VCD-Verkehrsreferentin.

Der Verbleib des Schienennetzes in staatlichem Eigentum stelle zudem sicher, dass die übergeordneten Belange der Allgemeinheit an einer funktionierenden Verkehrsinfrastruktur gewahrt blieben und nicht kurzfristigen Wirtschaftsinteressen unterworfen seien. So könne sich ein funktionierender Wettbewerb unter verschiedenen Verkehrsanbietern entwickeln und dazu beitragen, die Nutzer bestmöglich zu bedienen. Tischmann: "Dass sich Wettbewerb positiv auswirken kann, zeigen Beispiele in Großbritannien und Skandinavien. Dort gibt es Verkehrszuwächse auf der Schiene, trotz knapper Kassen und großer Konkurrenz durch Billigflieger."

Am 22-09-2004

Kampagne für Kerosin-Steuer gestartet

Bahn benachteiligt

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat am Montag eine bundesweite Kampagne zur Einführung einer Kerosinsteuer im inländischen Flugverkehr gestartet. In größeren Städten, auf Bahnhöfen und im Internet können Bahnkunden gegen die steuerliche Benachteiligung der Bahn gegenüber Fluglinien protestieren. Auf einem der Einkommenssteuererklärung ähnlichen Formular können sie den Steuervorteil der Fluggesellschaften errechnen. Danach können sie Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) auffordern, den entsprechenden Betrag rückzuerstatten oder - als Alternative - eine Kersosinsteuer einzuführen. "Die Bahn zahlt für ihren Energiebedarf Steuern - die Fluggesellschaften zahlen sie nicht", kritisiert Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer. "Auf Kosten von uns allen wird so das klimaschädlichste Verkehrsmittel subventioniert." Diese Steuervorteile für den Flugverkehr sollen laut rot-grünem Koalitionsvertrag abgeschafft werden. "Bundesfinanzminister Eichel muss jetzt handeln", fordert Timm. "Er darf nicht länger tatenlos zusehen wie die Billigflieger auf inländischen Strecken die Bahn kaputt machen und Umwelt und Klima schädigen."

Durch fehlende Kerosinsteuern im inländischen Flugverkehr entgehen dem Fiskus jährlich 373 Millionen Euro. Der Flugverkehr ist der einzige von Energiesteuern befreite Verkehrsträger. Seit Anfang 2004 ermöglicht die neue EU-Energiesteuerrichtlinie die Einführung einer Kerosinsteuer auf Inlandsflügen. Ein deutscher Vorstoß pro Kerosinsteuer könne weitere EU-Staaten dazu bringen, dem zu folgen.

Sämtliche Klimaschutzmaßnahmen der internationalen Gemeinschaft würden unterlaufen, wenn es nicht gelinge, dem Flugverkehr seine tatsächlichen ökologischen Kosten zu übertragen, warnte der BUND-Geschäftsführer. Die Kerosinsteuer sei dafür ein erster Schritt.

Der BUND will mit seiner Kampagne für eine Kerosinsteuer die Reisenden auf den Bahnhöfen in zunächst rund 10 Metropolen nacheinander in Folge mobilisieren.

Am 25-10-2004

Bahn soll öffentliches Eigentum bleiben

"AktionsBündnis Bahn für alle"

Die Bahn soll öffentliches Eigentum bleiben. Das fordern attac Deutschland, ROBIN WOOD, die Initiative Bahn von unten in Transnet und die Bahnexpertengruppe "Bürgerbahn statt Börsenbahn", die sich am Montag zum "AktionsBündnis Bahn für alle" zusammenschlossen haben. Das Bündnis lehnt den angestrebten Börsengang der Deutschen Bahn AG ab und plädiert für einen Erhalt der Bahn als öffentliches Eigentum, "weil es um die demokratische Verfügung über den Verkehrsweg Schiene, um die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems Eisenbahn, um viele gesellschaftlich sinnvolle Arbeitsplätze, um attraktive Bahnpreise und einen guten Service, um Klima- und Umweltschutz und um die langfristige Friedensfähigkeit unserer Gesellschaft" und "um eine Bahn als realistische Alternative zur Abhängigkeit von Öl" gehe.

Die Vertreter des Bündnisses - Hendrik Auhagen (attac), Hans-Gerd Öfinger (Bahn von unten) und Winfried Wolf (Bürgerbahn statt Börsenbahn) - wollen "Umweltbewegung, Fahrgastverbände, Gewerkschaften und die Friedensbewegung dafür gewinnen, mit lokalen und bundesweiten Aktionen gegen die Zerschlagung der Deutschen Bahn AG aktiv zu werden." Sie forderten dazu auf, "sich für eine wirkliche Verkehrswende, für eine konsequente Politik für die Schiene und damit für eine Bahn für alle zu engagieren."

Am 08-11-2004

Wunschzettel an die Bahn im nächsten Jahr: Schweizer Niveau für Deutschland

Bürgerbahn statt Börsenbahn

Weihnachten und Silvester sind in Deutschland Zeiten für gute Vorsätze und besinnliche Rückblicke. Dazu gehören auch die regelmäßigen Fahrplanwechsel im Dezember jeden Jahres. Die Bahnexpertengruppe Bürgerbahn statt Börsenbahn findet es schade, dass die große Bahn dem deutschen Mobilitäts-Volk nicht auch schöne weihnachtliche Bescherungen offeriert - wie im Nachbarland der Schweiz. Das Schweizer Volk hat dieses Jahr eine epochale Bescherung erhalten, an der sich alle Bahnweihnachtsmänner ein Beispiel nehmen sollten: ein völlig neuer Fahrplan mit einem Quantensprung an neuer Bahnqualität. 15 Jahre haben die Schweizer Bahnen dafür gearbeitet, auf über 2000 Baustellen. Jetzt schenkten sie dem Land ein neues Netz, mit einem optimierten integralen Taktfahrplan. Zwischen allen größeren Städten gibt es einen Viertelstundentakt, ansonsten als Basistakt den Halbstundentakt. Im ganzen Netz wurde die Systemgeschwindigkeit deutlich gesteigert.

Statt einiger Großprojekte für Höchstgeschwindigkeit haben sich die Schweizer Bahnen zu einer Flächenbahnstrategie entschieden. Das Schweizer Volk hat in mehreren Volksabstimmungen einen entsprechenden Wunschzettel ("Leistungsauftrag") an die Verkehrspolitik bestimmt: Die Bahnen sollen insgesamt überall besser und schneller werden. Die Anschlüsse sollen überall - "pünktlich wie die Eisenbahn" - klappen. Der InterRegio als wichtigste Zuggattung soll alle Städte miteinander verbinden. Alle Agglomerationen sollen einen S-Bahnverkehr erhalten. Sämtliche Regionen der Schweiz sollen mit Regionalbahnen erschlossen werden.

Zu diesem Kraftakt an Weihnachtsbescherung soll zusammenwachsen, was zusammen gehört: Der Bund und die Kantone, die SBB und die Privatbahnen und die Schweizer Post mit ihrem landesweiten Busnetz haben sich in großer Einigkeit zusammengefunden. Und das Volk hat deutlich dafür gestimmt, dass dieses Investitionsprogramm Vorrang vor weiterem Straßenbau erhalten soll.

Schade, dass auf den Wunschzetteln der deutschen Verkehrspolitik und der deutschen Bahnmanager solche Ideen keinen Platz haben, sagt die Expertengruppe. Da stünden immer nur ganz wenige Projekte wie ein paar superteuere Hochgeschwindigkeitsstrecken. Dafür aber gebe es im Rest des Systems eine "schöne Bescherung": Stillstand bis Abbau, immer größere Löcher im Netz und im Fahrplan, Tarifwirrwarr, Fahrplanchaos und Fahrpreiserhöhungen. Eben keine solide Präzisionsarbeit wie bei den Schweizer Bahnen und Uhren, wo alle Räder fein abgestimmt ineinander greifen.

Bürgerbahn statt Börsenbahn wünscht, dass der Schweizer Weihnachtsmann auch deutsche Bahnkunden einmal reich beschenken möge und dass deutsche Verkehrspolitik endlich bei den Schweizer Kollegen in die Lehre geht, um zu lernen, wie man dem Volk wirkliche Mobilitätsfreuden macht. Für modernes, komfortables, pünktliches Bahnreisen und für einen effizienten Gütertransport im ganzen Land. Für komfortablen Busverkehr bis in den letzten Winkel.

Am 23-12-2004

Höhn will Kundenrechte in Bahn und Bus stärken

Mehr Fahrgäste

Die nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) hat am Dienstag die die Gesetzesinitiative ihres Landes für mehr Fahrgastrechte bei der Bahn bekräftigt. Während die Bahn auf drohende Mehrkosten hinwies, begrüßte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) den Vorschlag, Fahrgäste bei Verspätungen nicht mehr ohne jeden Ersatzanspruch da stehen zu lassen. "Bis heute sind Fahrgäste weitgehend rechtlos, wenn sie mit Bus und Bahn unterwegs sind", sagte Michael Gehrmann, Vorsitzender des Verkehrsclubs. Anders als sonst in der Wirtschaft fehlten verbindliche Haftungs- und Entschädigungsregelungen, wenn Bus und Bahn nicht die Leistungen brächten, die sie versprächen. Die vorgeschlagene Neuregelung solle garantieren, dass Bahn- und Busfahrer der Reiseauskunft vertrauen können. Kunden, die Rechte hätten und sich auf Bahn und Bus verlassen können, seien zufrieden. Das sei die Grundlage für steigende Fahrgastzahlen. Nur so könne Bahn und Bus als umweltschonende Verkehrsmittel das Auto ersetzen, hieß es vom VCD.

Der Kunde müsse bei Verspätungen ab einer halben Stunde Entschädigung bekommen. Das Gleiche gelte, wenn der Bus oder die Bahn ganz ausfalle. Im Herbst letzten Jahres hat die Bahn zwar einen Anspruch auf einen Reisegutschein eingeführt. Die Regelung gehe aber nicht weit genug, meint Daniel Kluge, Sprecher des Verkehrsclubs. Denn sie greift nur bei Verspätungen über einer Stunde und nur bei Zügen des Fernverkehrs. Zudem gibt es nur einen Rabatt von 20 Prozent den Fahrpreis, der ausschließlich beim Kauf einer neuen Fahrkarte am Schalter angerechnet werden kann. Beim Fahrkartenkauf am Automaten oder im Internet ist eine Nutzung des Gutscheins nicht möglich; Fahrgäste müssen sich also zwischen der Nutzung von Rabatten und der Nutzung des Verspätungsgutscheins entscheiden. Kurze Fristen für die Einlösung machten das Einlösen der Rabatte zudem kompliziert und aufwendig, kritisierte Kluge. Zudem fehlten Regelungen, die über die gesamte Reisestrecke gelten.

Die Gesetzesinitiative aus Nordrhein-Westfalen sieht unterschiedliche Entschädigungen für Bus und Bahn vor. Das müsse sich ändern, forderte der VCD. Für den gesamten Nah- und Fernverkehr müssten einheitliche Regeln gelten. In einem weiteren Schritt müssten auch Flüge, Fernbus- und Taxifahrten in die Regelungen einbezogen werden.

Nicht für alles könne die Bahn aber haftbar gemacht werden. Wenn ein Zug wegen einer Naturkatastrophe ausfalle oder wenn ein Unfall die Gleise blockiere, könne ein Unternehmen nicht haften. Das liege außerhalb des unternehmerischen Einflusses. Das berücksichtige die Initiative.

Die Deutsche Bahn kritisierte Höhns Vorschlag. Er stehe "im Widerspruch zu dem verkehrspolitischen Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu holen", weil die Entschädigungen über höhere Fahrpreise aufgefangen werden müssten. Höhn dagegen vertritt die Ansicht, drohende Ersatzzahlungen würden zu einer besseren Qualität führen und wieder mehr Menschen zum Umsteigen auf die Bahn bewegen.

Nordrhein-Westfalen will unter anderem den seit 1938 gültigen Haftungsausschluss für Bahnunternehmen aus der Eisenbahnverkehrsordnung. Dieser stammt aus einer Zeit, in die zivilen Züge des Staatsunternehmens Reichsbahn vermehrt durch Truppentransporte der Wehrmacht behindert wurden.

Am 18-01-2005

Bahn spart durch Energiespar-Training für Lokführer Millionen

Ökologie gleich Ökonomie

Durch Energiespar-Training für 14.000 Lokführer hat die Deutsche Bahn bereits 23 Millionen Euro eingespart. "Im Fernverkehr wurden in den letzten vier Monaten sieben Prozent weniger Strom verbraucht als vor Projektbeginn im Jahr 2002", sagte Heinrich Strößenreuther, Leiter des Projekts EnergieSparen, dem Greenpeace Magazin. Ziel sei es, durch Lokführer-Schulung und technische Maßnahmen den Energieverbrauch im Personenverkehr um zehn Prozent gegenüber 2002 zu senken. Um die Sparvorgaben zu erreichen, wurden die Lokführer zum Beispiel geschult, straff anzufahren, am Berg nicht zu beschleunigen, bergab den zu Schwung nutzen und bei Fahrzeitreserven die Geschwindigkeit zu reduzieren. Das Wichtigste aber sei, so Strößenreuther, dass die Lokführer "je nach Fahrplan, Gefälle und Witterung möglichst früh abschalten und rollen lassen".

Die ersten beiden ICE-Generationen werden derzeit mit Bordcomputern nachgerüstet, die den optimalen Zeitpunkt zum Abschalten berechnen. Wenn Luft im Fahrplan sei, könne ein Lokführer den Zug bereits 60 Kilometer vor dem Zielbahnhof abschalten und rollen lassen, erklärte Strößenreuther. Auf einer einzigen ICE-Fahrt von Hamburg nach München könne ein guter Lokführer den Verbrauch von 19.000 auf 15.000 Kilowattstunden drücken, spare also "so viel Strom, wie ein vierköpfiger Haushalt in einem ganzen Jahr verbraucht". Versuche hätten gezeigt, dass auch im Nahverkehr rund zehn Prozent Energie gespart werden könnten. "Als nächstes werden die 8000 Lokführer im Güterverkehr geschult", kündigte Strößenreuther an.

Darüber hinaus sinke der Strombedarf der Bahn durch technische Maßnahmen, erklärte der Projektleiter. Moderne Züge seien durch geringeres Gewicht, verbesserte Antriebstechnik, optimierte Aerodynamik und rückgespeiste Bremsenergie sparsamer. Während ein ICE 1 umgerechnet auf Benzinverbrauch pro 100 Kilometer und Fahrgast bei 50-prozentiger Auslastung noch knapp drei Liter verbrauche, seien es beim ICE 3 weniger als zwei Liter. Bei voller Auslastung des Zuges sinke der Verbrauch auf weniger als einen Liter pro Person.

Am 28-02-2005

Zwei Jahre Nullrunden bei der Bahn

Tarifvertrag

Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn AG und den Transportgewerkschaften Transnet und GDBA enden mit einer zweijährigen Nullrunde für die Beschäftigten. Bis Ende 2010 soll es keine betriebsbedingten Kündigungen im Deutschen Bahnkonzern geben. Dafür soll ab 1. Juli 2005 eine Stunde pro Woche mehr gearbeitet werden - ohne Entgeltausgleich. Die Deutsche Bahn hatte seit Frühjahr 2004 versucht ihre Arbeitskosten um 30 Prozent zu senken und unbezahlte Mehrarbeit bis zu 40 Stunden pro Woche festzulegen, sagte Oliver Kaufhold, Transnet-Sprecher. Von den Verhandlungen sind rund 140.000 Arbeitnehmer des Konzerns betroffen. Transnet-Vorsitzender Norbert Hansen und GDBA-Chef Klaus Dieter Hommel werteten den Abschluss "als ausgewogenen Kompromiss und Erfolg für die Beschäftigten." Damit sei ein "solides Zukunftsprogramm" auf den Weg gebracht worden.

Insgesamt gab es drei Tarifverhandlungen. Die erste beschäftigte sich mit der Absicherung der Arbeitsplätze bis vorerst 2010. Die zweite Tarifverhandlung handelte von der Entlohnung der Überstunden: Die Mehrarbeit senke den Lohn um 2,6 Prozent, sagte Transnet-Sprecher Kaufhold. Dafür soll es aber 50 Euro pro Monat mehr geben. "Das entspricht einer Nullrunde", so Kaufhold. Die dritte Verhandlung galt einer Erhöhung der Einkommen um 1,9 Prozent. Diese Erhöhung soll linear bis zum 30. Juni 2007 verlaufen, sagte Kaufhold.

Geregelt würde auch die Beteiligung der Arbeitnehmer am Konzerngewinn. Für das laufende Jahr 2005 gebe es demnach 100 Euro für die Arbeitnehmer, unabhängig vom tatsächlichen Gewinn des Bahnkonzerns. Für die Jahre 2006 bis 2010 seien bis zu 600 Euro vorgesehen. Diese orientierten sich dann am Betriebsgewinn. Für die Jahre 2008 bis 2010 sei eine Garantieklausel vereinbart worden: In dem Fall, dass die Bahn in einem Jahr keinen Gewinn mache, aber in den Jahren darauf, würde die Gewinnbeteiligung für das jeweilige Jahr nachgezahlt werden.

Die Transportgewerkschaften Transnet und GDBA befragten bundesweit die Beschäftigten zu den Tarifverhandlungen. In den rund 140 Veranstaltungen sei das Vorhaben zur Beschäftigungssicherung begrüßt worden. Kritik habe es hingegen an den Konditionen gegeben, unter anderem der Arbeitszeit.

Beide Gewerkschaften wollen einen "Flächentarifvertrag Schiene" zu vereinbaren, um bei Konkurrenten der Bahn Niedriglöhne zu verhindern. Mit einem Flächentarif für alle Transportgesellschaften könne der Druck genommen werden, Niedriglöhne und unbezahlte Überstunden für die Arbeitnehmer hinzunehmen. "Nur so kann Dumping in diesem Bereich wirkungsvoll verhindert werden", stellten Hansen und Hommel fest. Voraussetzung dafür sei allerdings die Allgemeinverbindlichkeitserklärung. Hier seien nun vor allem die Arbeitgeber gefordert.

Das Durchschnittseinkommen der Eisenbahner liege bei monatlich rund 1.800 Euro im Westen und 1.700 Euro im Osten, heißt es im Schreiben der Gewerkschaftler.

Am 01-03-2005

Bahn weitet rauchfreien Nahverkehr aus

Verbote aber kaum durchgesetzt

Zum Weltnichtrauchertag weitet die Bahn ihre Flotte komplett rauchfreier Nahverkehrszüge auf fünf Bundesländer aus. Am Dienstag sollen die ersten Wagen für Niedersachsen und Bremen zur Nichtraucherzone erklärt werden, wie ein Unternehmenssprecher am Montag in Berlin sagte. Bis Jahresende soll es im Nahverkehr der beiden Länder keine Raucherabteile mehr geben. In Sachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen wurden diese bereits abgeschafft. Auch in den Fernverkehrszügen würden die Raucherabteile weiter reduziert, kündigte der Sprecher an. S-Bahnen seien bundesweit rauchfrei. Zudem will das Unternehmen seine Anti-Qualm-Offensive in den Bahnhöfen fortsetzen. Allein 2004 habe sich die Zahl der "rauchfreien" Stationen von 233 auf 1300 verfünffacht, hieß es. Das Programm werde kontinuierlich auf alle Bahnhöfe ausgeweitet.

Allerdings sind die "rauchfreien" Bahnhöfe nicht wirklich rauchfrei: Das Rauchen ist nur nicht mehr überall erlaubt, sondern nur noch in Raucherzonen. Dabei wird das Rauchverbot sowohl in Zügen, als auch auf den Bahnhöfen kaum durchgesetzt. Das liegt teilweise an der schlechten Konzeption: So hat die Bahn häufig direkt unter den Rauchverbots-Schildern Aschenbecher aufgestellt. In Verbots-Bereichen rauchendes Bahn-Personal tut ein Übriges.

Der Weltnichtrauchertag wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1987 ausgerufen. Seitdem findet er jährlich am letzten Tag im Mai statt.

Am 30-05-2005

Nur jedes zweite Bahn-Ticket optimal

Beratungs-Test

Jede zweite Bahn-Fahrt in Deutschland ist entweder zu teuer, dauerte länger oder war mit mehr Umstiegen verbunden als nötig. Das ist das Ergebnis des fünften Bahntests des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Der Verband testete die Qualität der Beratung am Bahn-Schalter und im Reisebüro für typische Urlaubsreisen in Deutschland. Dabei erhielten die KundInnen nur in der Hälfte der Testberatungen eine optimale Verbindung. Der VCD-Vorsitzende Michael Gehrmann kommentierte das Ergebnis als "niederschmetternd". Die Bahn müsse dringend ihre Verkaufs-Software verbessern. Das annähernd gleich schlechte Abschneiden von Reisebüros und DB-Reisezentren zeige, dass ganz offensichtlich die von beiden gleichermaßen genutzte technische Basis nicht stimme. "Schon nach den äußerst mäßigen Resultaten der VCD Bahntests der letzten beiden Jahre hatte die Deutsche Bahn AG Besserung gelobt und zugesagt, ihre Software zu optimieren", berichtet Gehrmann. Das sei offensichtlich nicht passiert. Der VCD forderte die Deutsche Bahn AG auf, "hier endlich tätig zu werden". Besonders unverständlich ist aus Sicht des VCD, dass die Internet-Reiseauskunft der DB wesentlich umfangreichere Informationen liefere als die Beratung am Schalter. "Das ist einfach nicht vermittelbar", sagte Gehrmann.

Beratungsmängel zeige der Test auch bei den Zusatzangeboten der Bahn. Das speziell für Urlaubsreisen entwickelte Reisepaket sei den Testern gar nicht empfohlen worden, die Bahncard nur in einigen wenigen Fällen. "Mit speziellen Angeboten und wechselnden Sonderaktionen neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen kann nur gelingen, wenn das Beratungspersonal über diese Angebote Bescheid weiß und sie auch anpreist", meint Heidi Tischmann, VCD-Bahnexpertin. "Hier mangelt es offensichtlich an entsprechenden Schulungen." Am Personal selbst liege die Fehlberatung indessen nicht. In der subjektiven Bewertung habe es durchweg gute Noten für Freundlichkeit und Engagement erhalten.

Als alarmierend wertete der VCD die besonderen Schwierigkeiten, die das Beratungspersonal mit Urlaubsreisen hatte, die nicht nur Fernverkehrszüge, sondern auch den Nahverkehr umfassen. Hier lag die Erfolgsquote deutlich niedriger als bei reinen Fernverkehrsverbindungen. "Die Deutsche Bahn AG rühmt sich, die führende Mobilitätsdienstleisterin in Europa zu sein", sagte Tischmann. Diesem Anspruch werde sie leider nicht gerecht. "Denn dazu gehört eine kompetente Beratung für die gesamte Reisekette von Tür zu Tür", so Tischmann.

Der VCD Bahntest 2005 bestand aus 180 verdeckten Testberatungen. Zwei Drittel davon wurden in 60 verschiedenen DB-Reisezentren und ein Drittel in Reisebüros überwiegend mit DB-Lizenz durchgeführt. Die Tester fragten nach typischen Urlaubsreisen in Deutschland, so nach Städtereisen nach Hamburg, Dresden oder Kopenhagen, Urlaubsreisen in den Harz, an den Bodensee oder die Nord- und Ostsee sowie Fahrradreisen, beispielsweise an die Donau.

Am 14-06-2005

Steigende Unfallzahlen beim Straßentransport von wassergefährdenden Stoffen

Güter auf die Bahn

Die Zahl der Unfälle mit Wassergefährdenden Stoffen steigt, wie das Statistische Bundesamt (destatis) in seiner aktuellen Berechnung vorlegt. 92 Prozent der Unfälle mit den gefährlichen Stoffen ereigneten sich laut destatis beim Transport mit Straßenfahrzeugen. Aus diesem Anlass verweist die Allianz pro Schiene auf eigene Berechnungen. Beim Gefahrguttransport ist die Schiene 17mal sicherer als die Straße. "Für den Schutz von Menschen und Umwelt gehören gefährliche Güter grundsätzlich auf die Schiene", fordert deshalb Winfried Hermann, stellvertretender Vorsitzender der Allianz pro Schiene und Bundestagsabgeordneter der Grünen. Erfreulich ist aus Sicht des Schienenbündnisses deshalb der laufende Antrag der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, sämtliche Kerosintransporte in Berlin auf die Schiene zu verlagern. Zur Begründung gibt die CDU-Fraktion an, dass "der Transport gefährlicher Massengüter grundsätzlich auf die Schiene" gehöre, weil die Unfallgefahr im Schienenverkehr nachweislich viel geringer sei. Wassergefährdende Stoffe sind vor allem Mineralöl- und Chemieerzeugnisse. Nach Berechnungen des Schienenbündnisses ereigneten sich im untersuchten Zeitraum 1999 bis 2002 im Durchschnitt monatlich 108 Unfälle auf der Straße, bei denen solche Wassergefährdenden Stoffe freigesetzt wurden. Beim Transport auf der Schiene waren es drei Unfälle. Im Verhältnis zur Verkehrsleistung, also zu den beförderten Mengen und den zurückgelegten Entfernungen, verunglücken LKW mit gefährlicher Fracht 17mal häufiger als die Eisenbahn.

"Die Umweltbilanz des Straßengüterverkehrs ist ohnehin miserabel - besonders wenn man externe Kosten wie Unfälle mit einbezieht. Wenn sicherere Alternativen für den Transport gefährlicher Güter nicht genutzt werden, dann ist das ein unverantwortliches Spiel mit dem Risiko", so Winfried Hermann.

Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 15 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen, darunter die Umweltverbände BUND, NABU und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, sowie die drei Verkehrsgewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 1,5 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 58 bahnnahen Unternehmen.

Am 20-10-2005

"Bahnexpertengruppe" schreibt Briefe an künftige Bundesregierung

Bahn & Börse

"Sehr geehrter designierter Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee ...", "Sehr geehrter designierter Bundesfinanzminister Peer Steinbrück ...", "Sehr geehrte designierte Bundeskanzlerin Angela Merkel ..." - So beginnen drei Briefe der "Bahnexpertengruppe" Bürgerbahn statt Börsenbahn an die designierte Bundeskanzlerin und an die designierten Minister für Finanzen und Verkehr "als die drei Personen, die bald maßgeblich über die Zukunft der Bahn bestimmen". Die Bahnfachleute fordern in dem Papier "Das ABC der Bahnzukunft", die Bahn als einheitliches und in öffentlichem Eigentum befindliches Unternehmen zu erhalten. Einen Börsengang der Bahn wollen sie verhindern. "Sehr geehrter designierter Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee! Als bisheriger Oberbürgermeister von Leipzig dürften Sie darüber informiert sein, wie unsinnig die geplante ICE-Neubaustrecke München-Ingolstadt-Erfurt-Berlin ist - sie verläuft 110 km westlich der Luftlinie und durch verkehrsarme Regionen - und wie sinnvoll und kostengünstiger ein Ausbau der bestehenden Verbindung über Nürnberg - Hof - Leipzig wäre", heißt es in dem Schreiben an den designierten Verkehrsminister. "Wir appellieren an Sie, die Milliarden-Investitionen für die Bahn endlich auf solche Projekte zu konzentrieren, die die Schiene als Ganzes fördern." Das spreche gegen überteuerte Großprojekte, für Investitionen in das gesamte Netz und in die Fläche - und "gegen einen Bahnbörsengang, mit dem die Tendenz, kein Netzdenken zu verfolgen, noch verstärkt" werde.

Der disgnierte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück werde nach dem Kassensturz bald mit dem Vorschlag konfrontiert sein, mit einem Börsengang der Bahn "kurzfristig einige Milliarden Euro einzuspielen. Denken Sie an Ihre Erfahrungen als Ministerpräsident von NRW, als dort jahrelang eine Magnetbahn-Verbindung von Dortmund nach Düsseldorf zur Debatte stand. Am Ende mussten Sie erkennen, dass sich ein solches Projekt auf die Dauer nicht rechnet", schreibt die Gruppe von Bahnfachleuten. Dasselbe treffe zu auf den Bahn-Börsengang. Nach einmaligen Einnahmen von 5 bis 8 Milliarden Euro werde der Bund bald ein Vielfaches aufbringen müssen, um die dann privaten Betreiber der Bahn zu subventionieren - und zu erleben, wie der Anteil der Schiene ständig weiter abgebaut werde.

"Sehr geehrte designierte Bundeskanzlerin Angela Merkel! Wenn Sie demnächst von Ihrer Richtlinienkompetenz in Sachen Bahn Gebrauch machen, dann denken Sie bitte an Ihre Heimatregion, die Uckermark", heißt es in dem Schreiben an Angela Merkel. Eine der wenigen Branchen, die dort vielen Menschen eine Zukunft verspreche, sei der Tourismus. Doch "die wunderschöne Region" sei in den letzten Jahren weitgehend vom Schienenverkehr abgehängt worden. Das sei auch nach Auffassung des Gewerbes vor Ort ein erheblicher Standortnachteil.

Andererseits sei es logisch, dass eine Bahn mit Kurs zur Börse "die Fläche aufgibt" und "Rosinenpickerei" betreibe. In einer Studie von Morgan Stanley werde davon ausgegangen, dass im Zusammenhang mit dem Bahn-Börsengang das Schienennetz um weitere 4000 Kilometer abgebaut werde. Dabei sei das Netz seit 1994 und bis 2004 bereits von 41.300 Kilometer auf 34.700 Kilometer, das heißt um 6.600 Kilometer reduziert worden.

In ihrem "ABC der Bahnzukunft" haben die Bahnfachleute die Gründe zusammengefasst, die ihres Erachtens gegen einen Börsengang der Bahn - und auch gegen einen privatisierten Bahnbetrieb, bei der die Trassen in Bundeseigentum verbleiben - sprechen. "Wir bitten Sie, im Interesse einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Verkehrspolitik unsere Argumente ernst zu nehmen", schreiben die Autoren.

Am 21-10-2005

Unterschriften für Erhalt des Bahn-Mitfahrer-Rabatts übergeben

Günstig mitfahren

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat der Deutschen Bahn AG am Freitag 2.200 Unterschriften gegen die Abschaffung des Mitfahrer-Rabattes übergeben und die Konzernleitung aufgefordert, dieses Angebot für kleine Gruppen von bis zu fünf Personen zu erhalten. Nachdem die Bahn bereits im Dezember 2004 den Mitfahrer-Rabatt bei normalen Tickets abgeschafft hatte, soll er nun mit dem Fahrplanwechsel zum 11. Dezember auch für Kunden mit BahnCard wegfallen. Er bliebe dann lediglich im Zusammenhang mit den Sparpreisen erhalten.

"Was das Auto kann, sollte für die Bahn kein Problem sein: mitfahren zum günstigen Preis", meint René Waßmer, VCD-Bundesgeschäftsführer. Genau dies leiste der Mitfahrer-Rabatt: Ein BahnCard-Besitzer kann bis zu vier Reisende zum halben Preis mitnehmen. "Solche Angebote braucht die Bahn, wenn sie konkurrenzfähig gegenüber dem Auto sein und mehr Kundinnen und Kunden gewinnen will", meint Waßmer.

Der VCD hatte die Bahn-Konzernleitung in den vergangenen Monaten mehrfach gebeten, von den Plänen zur Abschaffung des Mitfahrer-Rabattes Abstand zu nehmen. Unterstützung in seinem Anliegen bekam der VCD von rund 2.200 BahnfahrerInnen, die sich im Laufe des Jahres an der VCD-Unterschriftenaktion *MitfahrerInnen-Rabatt erhalten - in einem attraktiven Preissystem!" beteiligten.

"Sehr viele Nutzer und Nutzerinnen der Bahn halten den Mitfahrer-Rabatt genau wie wir für ein wichtiges Angebot für alle mobilen Menschen, die umweltschonend unterwegs sein wollen", berichtet Heidi Tischmann, Verkehrsreferentin des VCD. "Wir hoffen deshalb, dass die Bahn einlenkt und den Rabatt weiterhin anbietet, ganz im Sinne ihrer Kundinnen und Kunden."

Am 11-11-2005

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