"So wie hier gegen unsere Schlauchboote vorgegangen wird, so soll auch mit dem Verbraucher umgegangen werden - die Gentechnik soll auf den deutschen Markt gedrückt werden", schimpfte Greenpeace-Gentechnik-Experte Christoph Then. Er kündigte die Fortsetzung der Proteste an.
Das Schiff war von Greenpeace am Donnerstagmorgen überrascht worden: 30 Aktivisten in neun Schlauchbooten folgten dem Frachter auf der Weser und befestigten am Rumpf ein 25 Meter langes Banner mit der Aufschrift "Gen-Soja: gefährlich, überflüssig, unerwünscht". Das Schiff hat nach Greenpeace-Informationen bis zu 26.000 Tonnen Gen-Soja-Schrot aus Argentinien geladen, das für den deutschen Futtermittelmarkt bestimmt ist.
"Der Anbau und Import von Gen-Soja müssen endlich gestoppt werden", forderte Gentechnik-Expertin Ulrike Brendel in Brake. Viele Firmen weigerten sich, auf Tierfutter ohne Gen-Pflanzen umzusteigen. "Sie ignorieren damit die Interessen der Verbraucher, außerdem unterstützen sie damit den massenhaften Anbau der Pflanzen im Ausland", so Brendel. Inzwischen seien durch den Anbau von Gen-Soja in den USA und Argentinien Superunkräuter entstanden, die mit immer giftigeren Pestiziden bekämpft werden müssten. Die breite Anwendung der Spritzmittel habe bereits zu schweren Gesundheitsschäden bei der argentinischen Bevölkerung geführt.
Landwirte lehnen laut Umfragen das Gen-Futter mehrheitlich ab, haben aber kaum Wahlmöglichkeiten. Im Januar hatte der Raiffeisen-Verband bereits angekündigt, Futtermittel ohne Gen-Pflanzen zukünftig nur noch als überteuerte Nischenprodukte anzubieten. Gen-freie Ware wird zudem als gentechnisch verändert deklariert. "Die Industrie will sich eine aufwändige und teure Trennung der Vertriebswege ersparen", vermutet Greenpeace als Grund.
Für die Verbraucher ist der Widerstand der Futtermittelindustrie von erheblicher Bedeutung. Die im April in Kraft getretene Kennzeichnungsverordnung für gentechnisch veränderte Produkte hat eine Lücke: Milch, Fleisch und Eier müssen auch dann nicht gekennzeichnet werden, wenn Tiere mit Gen-Pflanzen gefüttert wurden. Durch den Futtertrog gelangt so Gen-Soja und Gen-Mais in die Nahrungskette. Zu den Lebensmittelherstellern, die bislang nicht auf das Gen-Futter verzichten wollen, zählen neben Müller-Milch, auch Herta-Wurst oder die Deutsche Frühstücksei.