Bereits der Zulieferant von Una-Hakra, der Bunge-Konzern - weltweit größter Anbieter von Soja-Futter - kennzeichne seine Ware falsch aus und unterlaufe damit die neue Kennzeichnungsverordnung, so Greenpeace. Im Januar habe der Raiffeisen Verband zudem schriftlich angekündigt, Futtermittel ohne Genpflanzen zukünftig nur noch als überteuerte Nischenprodukte anzubieten. Anlass dieser Schreiben ist die neue EU-Verordnung, die seit 18. April gilt und erstmals auch eine Kennzeichnung von Futtermitteln vorsieht.
"Durch die falsche Kennzeichnung haben Landwirte keine Wahl mehr. Sie werden von den Futtermittelkonzernen gezwungen, als Gen-Futter deklarierte Ware zu kaufen", erklärt Christoph Then, Gentechnikexperte von Greenpeace. "Damit wollen sie einen neuen Qualitätsstandard ohne Gen-Soja verhindern." 70 Prozent der Landwirte lehnten aber den Einsatz von Gen-Futter ab. Die Industrie müsse sich dieser Ablehnung beugen und die verschiedenen Qualitäten der Futtermittel trennen. "Futter ohne Genpflanzen muss zum Standard werden", fordert Then.
Die von Una-Hakra belieferten Landwirte gehören zum Gutfleisch-Programm der Firma Edeka Nord. Sie verlangt von ihren Landwirten, auf Gen-Mais und Gen-Soja zu verzichten. Durch den Etikettenschwindel der Futtermittelhersteller könne der Landwirt nicht mehr erkennen, ob seine Tiere Gentechnik erhalten oder nicht, kritisiert Greenpeace. Nach Ansicht der Umweltschützer soll somit Edeka Nord gedrängt werden, das Qualitätsfleischprogramm ohne Gen-Soja einzustellen.
Die Industrie wolle sich eine aufwändige und teure Trennung der Vertriebswege für Futtermittel ersparen. "Zum Teil bestehen enge Kooperationen zwischen Gen-Konzernen und internationalen Sojahändlern. Aus Profitinteressen und Bequemlichkeit soll Gentechnik durchgesetzt werden", sagt Then. Die falsche Kennzeichnung von Futtermitteln sei nach EU-Bestimmungen nicht zulässig. Greenpeace prüfe deswegen auch rechtliche Schritte gegen die beteiligten Futtermittelhersteller.
Gentechnikfreie Soja sei derzeit keine Mangelware. Seit Dezember 2003 habe Greenpeace in Hamburg auf zehn Schiffen mit Soja Proben genommen und von unabhängigen Instituten auf Gentechnik untersuchen lassen. Bei den letzten beiden Schiffen, die aus Brasilien kamen, hätten die Verunreinigungen mit Gen-Soja deutlich unter 0,9 Prozent gelegen. Die Ware müsste daher nach der neuen Verordnung nicht gekennzeichnet werden. Soja-Schiffe aus den USA hätten hingegen generell einen hohen Anteil von 27 bis zu 97 Prozent Gen-Soja an Bord.