Wirtschaftsexperten sehen den katastrophalen Zustand der Dienstleistungsbranche als eine wesentliche Ursache für die Arbeitsmarktprobleme in Deutschland. "Wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel in der Dienstleistungskultur", fordert Michael Müller, Wirtschaftssenator des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW). Deutschland beschäftige wesentlich mehr Arbeitnehmer im Herstellungs- und Agrarsektor - aber viel zu wenig Arbeitnehmer in Dienstleistungsberufen. "Wenn man einen Anstieg in der Beschäftigung im Dienstleistungssektor als natürlichen Weg eines fortgeschrittenen marktwirtschaftlichen Systems betrachtet, dann liegen wir etwas 25 Jahre hinter den USA zurück", so Müller.
Die Verantwortlichen in den Unternehmen sind nach Auffassung des Wirtschaftsjournalisten Günter Ederer nicht mehr in der Lage, sich in die Verbraucher hineinzuversetzen. "Wenn der Service stimmt, bin ich bereit, auch höhere Preise zu akzeptieren. Nicht akzeptieren kann ich allerdings, dass mir als Kunde in Deutschland vorgeschrieben werden soll, was ich wann und wo zu kaufen habe."
Im internationalen Wettbewerb könne Deutschland, nach Ansicht des Mittelständlers Michael Müller, als Produktions- und Industriestandort nicht mehr mithalten. "Gegen die Billiglohnländer ist da kein Kraut gewachsen." Würde Deutschlang auch bei den Dienstleistungen nur Mittelmaß bieten, sei von der Massenarbeitslosigkeit nicht herunterzukommen.