Die Folgen seien ein Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials, Probleme für die sozialen Sicherungssysteme, eine Alterung von Belegschaften und damit verbunden Produktivitätsprobleme, sagte Rürup. "Deutschland braucht mehr Kinder", betonten Rürup und Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) übereinstimmend.
Rurüp hält eine Erhöhung der direkten Zuwendungen für Familien nicht für erforderlich. Die Transferzahlungen an Erziehende seien "relativ generös" und im europäischen Vergleich nur in Luxemburg höher. Relevanter seien die indirekten Kosten etwa durch Einkommensverluste, wenn sich Mütter zeitweise aus dem Erwerbsleben zurückziehen. Rürup plädierte dafür, das Erziehungsgeld perspektivisch für einen kürzeren Zeitraum zu zahlen, dafür aber aufzustocken. Es sollte umso höher sein, je mehr die Frau zuvor verdient habe, sagte er der Tageszeitung "Die Welt". Gerade für gut qualifizierte Frauen seien die mit einem Kind verbundenen Kosten aufgrund des Verdienstausfalls und der dauerhaft verringerten Karrierechancen sehr hoch.
Schmidt betonte, das Plädoyer für eine Verkürzung der Arbeits-Unterbrechungszeiten für Mütter laufe ins Leere, wenn die Unterbringung von Kinder nicht geregelt sei. Deshalb stelle die Bundesregierung vier Milliarden Euro für den Ausbau der Ganztagsbetreuung bereit. Die meisten Mütter wollten auch arbeiten. Nur jede sechste Frau im Westen und jede zwanzigste im Osten wolle, dass ihr Mann allein für den Unterhalt der Familien aufkomme.
Nach den finanziellen Sorgen kommt die Angst um den Arbeitsplatz: Zehn Prozent können sich vorstellen, dass dies ein weiterer Grund für den Babyverzicht ist. Nur acht Prozent der Deutschen sehen hingegen im Mangel an Betreuungsplätzen einen Grund für die Kinderlosigkeit. 29 Prozent machen für die deutsche Babymuffel-Mentalität aber die Politik verantwortlich und sagen: "Bei uns wird Elternschaft zu wenig gefördert." Zugleich empfinden 80 Prozent die sinkende Kinderzahl aber als Verlust für die Gesellschaft.