März 2004
Alle Artikel aus diesem Monat und Jahr sind hier zu finden.
USA sollen eigene Massenvernichtungswaffen vernichten
Zum Jahrestag des Beginns des Irak-Krieges hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace scharfe Kritik an den USA geübt. US-Präsident George W. Bush solle mit der Suche und Beseitigung der Massenvernichtungswaffen dort beginnen, "wo diese tatsächlich zu finden sind: in den USA selbst". Zehn Greenpeace-Aktivisten stellten vor der US-Botschaft in Berlin eine acht Meter hohe Freiheitsstatue auf. Sie hält eine Landkarte der USA, auf der die Produktions- und Lagerstätten atomarer, chemischer und biologischer Massenvernichtungswaffen eingezeichnet sind.
Familienministerin warnt vor ausuferndem TV-Konsum bei Kindern
Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) warnt vor einem ausufernden Fernsehkonsum vieler Kinder. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp rief sie die Eltern zu einem kindgerechten Umgang mit Fernsehangebot und Computerspielen auf.
Der Brief der Umweltorganisationen
Dreizehn Umweltschutzorganisationen fordern den norwegischen Umweltminister Børge Brende auf, mehr für den Schutz der Urwälder des Landes zu tun. ngo-online dokumentiert ihren Brief:
Gibsons "Passion Christi" weckt Angst vor Antisemitismus
Die evangelische und katholische Kirche sowie der Zentralrat der Juden in Deutschland befürchten, dass der Kinofilms "Die Passion Christi" antisemitischer Propaganda Vorschub leistet. Die Produktion von US-Regisseur Mel Gibson erwecke den Eindruck einer negativen Überzeichnung etwa des Hohen Rates und des jüdischen Volkes, erklärten Bischof Wolfgang Huber, Karl Kardinal Lehmann und Paul Spiegel am Donnerstag gemeinsam in Hannover. Dies berge die Gefahr, dass antisemtische Vorurteile wieder auflebten. Angesichts erstarkender antisemtischer Tendenzen in Europa sei dies "besonders brisant". Das Erzbistum Freiburg dagegen empfiehlt den Film.
Fidel Castro soll alle politischen Gefangenen sofort freilassen
Ohne angemessene medizinische Versorgung und unter unwürdigen Bedingungen befinden sich 75 kubanische Dissidenten seit einem Jahr in Haft. Ihre schlechte Behandlung verletzt internationale Standards. Viele der Inhaftierten befinden sich in einem kritischen Gesundheitszustand. Viele haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Zu diesen Ergebnissen kommt ein heute veröffentlichter Bericht von Amnesty International, der die Situation der 75 Dissidenten detailliert dokumentiert. ai betrachtet die Inhaftierten als gewaltlose politische Gefangene und fordert ihre sofortige Freilassung. Bis dahin müssen die Behörden die internationalen völkerrechtlichen Standards für die Behandlung Inhaftierter beachten.
Besorgniserregende Resistenzentwicklung bei Tuberkolose in Osteuropa
Antibiotikaresistenzen bei Tuberkulose-Erregern sind weltweit verbreitet, und in einigen Regionen, darunter Osteuropa, haben sie erschreckende Ausmaße angenommen. Das sagte Kitty Lambregts von der "STOP TB-Kampagne" der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Vorstellung der globalen TB-Medikamenten-Resistenzstudie der WHO in Berlin. "Tuberkulose und resistente Erreger machen an den Grenzen nicht halt", stellt die WHO fest. Auch in Deutschland war bei der Resistenzentwicklung im Jahr 2002 eine steigende Tendenz gegenüber dem Vorjahr erkennbar.
Vorhandene Messnetze und Beobachtungsprogramme besser nutzen
Mit globalen Umweltveränderungen, zum Beispiel dem Klimawandel oder dem Verlust biologischer Vielfalt, steigen die Risiken für den Menschen und den Naturhaushalt. Veränderungen zu erfassen, die sich langfristig und schleichend vollziehen, stellt neue Anforderungen an die Umweltbeobachtung. Bislang sind die Daten für eine in sich geschlossene Umweltpolitik nur schwierig interpretierbar, denn: Die Beobachtungsprogramme des Bundes und der Länder sind - aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte - räumlich und inhaltlich unzureichend abgestimmt.
Zweite Runde der Sympathiekampagne für Artenvielfalt in Hessen
Nach dem Feldhamster präsentiert der NABU in seiner Sympathiekampagne für Artenvielfalt den seltenen Moorfrosch (Rana arvalis). Der Moorfrosch - gelegentlich auch "Blaumann" genannt - ist eine von 25 bedrohten FFH-Arten (geschützt nach der FFH-Richtlinie der EU), die als Teil des hessischen Naturerbes in "Steckbriefen" vorstellt werden. Die europaweit über die FFH-Richtlinie geschützten "Blaumänner" sind in Hessen akut vom Aussterben bedroht. Die NABU Stiftung Hessisches Naturerbe will mit dem Ankauf neuer Schutzrefugien einen Beitrag zum Überleben der Art leisten.
Neue Technik bietet Textilgestaltung mit Energiespargang
"Hip", "cool" und "in" sein: Schon die ersten Vorfrühlings-Sonnenstrahlen verlocken dazu, sich mit frechen Farben, mutigen Mustern und spleenigen Sprüchen zu präsentieren. Aber: Frische Mode hat ihren Preis - auch für die Umwelt. Denn das Bedrucken von T-Shirts oder Hemden war bis jetzt eine äußerst energieintensive Angelegenheit. Die Firma CSC Schäfer aus Radolfzell (Baden-Württemberg) hat mithilfe der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU, Osnabrück) eine neue Presse für den Textildruck entwickelt, die den Energieverbrauch um fast 85 Prozent verringert.
Bundesverfassungsgericht kippt Kampfhundegesetz
Das Bundesgesetz zur Bekämpfung gefährlicher Hunderassen ist unzulässig. Dies hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe heute entschieden. Damit ist das Zuchtverbot, das für bestimmte Hunderassen galt, rechtswidrig. "Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes unterstreicht einmal mehr die Position des Deutschen Tierschutzbundes, dass die Rassezugehörigkeit eines Hundes nicht als Indikator für dessen eventuelle Gefährlichkeit stehen darf", kommentiert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, das Urteil. "Die charakterlichen Eigenschaften eines jeden Hundes liegen in der Verantwortung von Züchter und Halter. Ein bundeseinheitliches Heimtiergesetz, das Zucht, Haltung, Handel sowie Im- und Export von Tieren regelt, ist daher mehr als überfällig!"
Früh-Erdbeeren aus Südeuropa sind weniger frisch und schädigen die Umwelt
Jede Zehnte der von Greenpeace untersuchten Früh-Erdbeeren aus den sieben größten deutschen Supermarktketten überschreitet die Grenzwerte für Pestizide. In zwei Dritteln der Import-Erdbeeren wurden zudem gesundheitlich besonders bedenkliche Mehrfachbelastungen mit bis zu fünf verschiedenen Pestiziden gleichzeitig gefunden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des EinkaufsNetzes, der Verbraucherorganisation von Greenpeace. Gegen den Metro-Konzern hat Greenpeace heute Anzeige erstattet wegen des bereits wiederholten Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz.
Tödliche Vergiftungen durch BAYER-Pestizide im Baumwollanbau
Im südindischen Baumwollgürtel kommt es zu einer hohen Zahl von Vergiftungen durch Pestizide der Firma BAYER. Da die Landarbeiter nicht über die Risiken des Gifteinsatzes aufgeklärt werden und keine Schutzkleidung besitzen, kommt es täglich zu tödlichen Vergiftungen. Allein im Krankenhaus der Provinzhauptstadt Warangal müssen monatlich bis zu eintausend Fälle behandelt werden. Dies belegen Recherchen der TV-Journalistin Inge Altemeier.
"Bürgervotum" fordert: Forschung mit adulten Stammzellen verstärken
Mehrheitlich für die Verstärkung der Forschung mit adulten Stammzellen haben sich 12 durch Zufallsprinzip ausgewählte Bürger der ersten "Bürgerkonferenz zur Stammzellforschung" in Deutschland ausgesprochen. Zum Abschluss der knapp sechs Monate dauernden Konferenz überreichten sie dem Schirmherrn der Tagung, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, am 15. März 2004, in Berlin ihr "Bürgervotum. In ihrem Gutachten votiert eine Hälfte zudem für die Beibehaltung des Embryonenschutz- sowie des Stammzellgesetzes und spricht sich dafür aus, dass "diese gesetzgeberische Entscheidung in internationalen Gremien entschlossen vertreten" wird.
Holzindustrie will Schwindel mit Scheinsiegeln stoppen
Sieben deutsche Baumärkte haben falsch gesiegelte Holzprodukte aus russischer Urwaldzerstörung aus den Regalen geräumt. Damit reagiert der Handel auf den von Greenpeace in den vergangenen Wochen aufgedeckten Missbrauch von Holz-Siegeln. Das Sägewerk Rettenmeier aus Wilburgstetten hatte billiges Fichtenholz aus russischem Raubbau mit dem Logo des deutschen Holzabsatzfonds, "Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft - Gewachsen in Deutschlands Wäldern", etikettiert und den Baumärkten verkauft. Rettenmeier hat die Skandalware inzwischen zurück genommen und will zukünftig kein Holz aus russischer Urwaldzerstörung beziehen.
"BURN BABY, BURN! - Schützt die Privatkopie"
Zur Aktion "BURN BABY, BURN! Schützt die Privatkopie" anläßlich des Internationalen Verbrauchertages am Montag erklärten Steffi Lemke, Politische Bundesgeschäftsführerin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Bene Lux, Vorsitzender der GRÜNEN JUGEND: "Mit unserer Aktion "BURN BABY BURN" machen wir auf Versäumnisse der Musikkonzerne beim Verbraucherschutz aufmerksam. Wir fordern Nutzer und Nutzerinnen auf, ihre ganz persönlichen Fragen an die Musikkonzerne zu richten und bei der Aktion mit zu machen.
Landwirtschaft muss Überschwemmungen tolerieren
Der BUND Rheinland-Pfalz hat keinerlei Verständnis für das Plädoyer der Umweltministerin sowie anderer Politiker für die Erhaltung des Ackerbaus in Über-schwemmungsgebieten. BUND-Landesgeschäftsführer Dr. Erwin Manz betont: "Der Ackerbau hat auf der Wasserseite der Deiche absolut nichts verloren. Dies gilt nicht nur, weil die Landwirte hier ständig um die Sicherheit ihrer Erträge bangen müssen, sondern vor allem wegen des hohen Risikos von Bodenauswaschungen."
Unfruchtbare Männer? - Kinder nehmen viele hormonell wirksamen Stoffe auf
Seit geraumer Zeit stehen die vornehmlich als Weichmacher eingesetzten Phthalate im Verdacht, mit der Zunahme von Unfruchtbarkeit vor allem bei Männern in Verbindung zu stehen. Diese Stoffe sind stark verbreitet und gelten als höchst gesundheitsgefährdend, weil sie in den Hormonhaushalt des Menschen eingreifen und die Fortpflanzung und Entwicklung schädigen. Bislang ungeklärt ist jedoch die Frage, in welchem Umfang Phthalate in den menschlichen Körper gelangen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert an der Universität Erlangen-Nürnberg ein Forschungsprojekt, in dem unter der Leitung von Professor Jürgen Angerer untersucht wird, welche Mengen an Phthalaten die Bevölkerung aus der Umwelt aufnimmt. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass diese Mengen vor allem bei Kindern weitaus größer sind als bisher vermutet.
Umweltverbände legen Alternativentwurf für Gentechnikgesetz vor
Der Deutsche Naturschutzring (DNR) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordern Verbesserungen im von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf zur Novellierung des Gentechnikgesetzes ab. "Im Regierungsentwurf der Bundesregierung fehlen die wichtigsten konkreten Vorsorge-, Schutz- und Haftungsregelungen", beklagte Hubert Weinzierl, Präsident des DNR.
Düngung mit Schwefel erhöht Nährwert und Krankheitsresistenz von Kartoffeln
Wissenschaftler des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig fanden heraus, dass bei Kartoffeln eine gute Versorgung mit Schwefel (S) die Gesundheit der Pflanzen erhöht. Schwefel ist ein für alle Lebewesen essenzielles Element und kommt in der Natur als Salz (z.B. Bittersalz) oder rein als Schwefelblüte vor und gelangte in der Vergangenheit überwiegend mit dem "sauren Regen" in landwirtschaftliche Böden. In den letzten 20 Jahren sind jedoch die Schwefeleinträge aufgrund von Maßnahmen zur Luftreinhaltung, Senkung des Gehaltes in Kraftstoffen sowie der Herstellung "ballastfreier" Dünger, drastisch von weit über 50 kg/ha auf nunmehr häufig unter 10 kg/ha gesunken.
NGO kritisieren fehlende Transparenz und Rechenschaftspflicht der EIB
Am Dienstag diskutiert der Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments einen kritischen Bericht der spanischen Abgeordneten Moníca Ridruejo zur Europäischen Investitionsbank (EIB). Der Report bescheinigt der EIB fehlende Transparenz, mangelhafte Informationsweitergabe, unzureichende Verantwortlichkeit gegenüber den europäischen Kontrollorganen und Versäumnisse in der Finanzaufsicht. Die Umwelt- und Entwicklungsorganisationen WEED und urgewald sehen sich durch den Bericht in ihrer Kritik an der EIB bestätigt.