Jedes Jahr sterben zwei Millionen Menschen an Tuberkulose. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung ist derzeit mit TB infiziert, und rund acht Millionen von ihnen erkranken jährlich daran. Ärzte ohne Grenzen behandelt derzeit rund 20.000 TB-Patienten in 17 Ländern.
"Eine angemessene Behandlung fängt mit der zuverlässigen Diagnosestellung an. Doch dafür fehlen uns die notwendigen Instrumente", sagte der Arzt Rowan Gillies, internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen, auf einer TB-Konferenz in Neu Delhi. "Immer mehr TB-Kranke haben auch HIV/Aids, aber selbst in einem gut ausgestatteten TB-Programm können die gängigen Diagnosemethoden Tuberkulose nur bei 50 Prozent dieser Patienten nachweisen."
Die derzeit verwendeten Medikamente stammen aus den 40er und 60er Jahren. "Wir können uns mit den völlig veralteten Präparaten nicht zufrieden geben", erklärte Olivier Brouant, Leiter des TB-Programms von Ärzte ohne Grenzen in Bombay. "Die Patienten müssen die Arzneimittel über einen Zeitraum von sechs bis acht Monaten täglich einnehmen - das können viele Menschen in ärmeren Ländern nicht. Es muss bessere Möglichkeiten geben", so Brouant. Darüber hinaus stehen einfach zu verabreichende Kombinationspräparate in vielen Ländern nicht in der entsprechenden Dosierung für Kinder zur Verfügung.
Trotz vereinzelter Forschungsaktivitäten investiert die Pharmaindustrie kaum in die Entwicklung neuer TB-Medikamente. Laut Ärzte ohne Grenzen ist mit einem neuen Medikament in naher Zukunft nicht zu rechnen. Die Organisation fordert deshalb die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie Regierungen auf, ein umfangreiches Forschungs- und Entwicklungs-Programm zur Bekämpfung der Tuberkulose zu starten und dessen Finanzierung sicherzustellen.
Im Falle von SARS wurde ein Test zur Sicherung der Diagnose nur wenige Monate nach dem Ausbruch der Krankheit im vergangenen Jahr entwickelt. "Jedes Jahr sterben zwei Millionen Menschen an TB. Es fehlt hier das Bewusstsein für die Dringlichkeit, mit der neue Arzneimittel und Tests entwickelt werden müssen", so Gillies.