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Wenn schon fliegen, dann "klimabewusst"

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Fliegen schädigt das Klima. Mit einer einzigen Interkontinentalflugreise trägt jeder Fluggast, ob Rucksacktourist oder Konferenzteilnehmer, soviel zur globalen Erwärmung bei, wie durch viele Jahre Autofahren. Die wenigen, die das wissen, sind aber nicht immer gute Schwimmer und der Finger auf der Landkarte nicht unbedingt Ersatz. Eine Möglichkeit zur Kompensation stellt Germanwatch vor: Die Kompensation der Emissionen. Das Prinzip ist bei allen anbietenden Unternehmen gleich. Die klimaschädigenden Emissionen der Flugreise werden berechnet, der Kunde bezahlt eine entsprechende Abgabe, mit der Emissionen in gleicher Höhe durch ein Projekt, häufig in Entwicklungsländern, eingespart werden. Prominentes Beispiel ist die Flugreise der deutschen Regierungsdelegation unter Umweltminister Trittin zum Weltgipfel für Nachhaltigkeit in Johannesburg, 2002. Die Emissionen der Flugreise wurden durch energiesparende Häuser in Südafrika kompensiert.


Kritiker sprechen von modernem Ablasshandel. Die ähnlich gelagerte und mittlerweile eingestellte WWF-LTU Kampagne (Slogan: "Fliegen für den Regenwald") machte Negativschlagzeilen. Doch ein genauerer Blick lohnt sich. Zunächst ist klar, dass eine "Kompensation" im Wortsinne nicht möglich ist. Die hohen Schleierwolken über Europa, die vom Flugverkehr erzeugt werden, heizen dem Klima kräftig ein. Sie verschwinden aber nicht, wenn in Namibia ein altes Kohlekraftwerk durch eine moderne saubere Biogasanlage ersetzt wird. Allerdings können die beiden Effekte ineinander umgerechnet werden, trotzdem bleibt eine prinzipielle Unsicherheit.

Außerdem scheint der Ansatz Emissionshandel darauf hinauszulaufen, dass der Süden der Erde Emissionen spart für die Bewohner der Industrieländer, die damit fröhlich weiterfliegen können. Das Argument greift aber zu kurz. Es ist klar, dass Klimaschutz global nur eine Chance hat, wenn sich in den Entwicklungsländern rasch eine Technologiewende vollzieht, wofür der Transfer von privatem Kapital von Nord nach Süd dringend benötigt wird. Hier liegt ein Schwachpunkt von Umweltsteuern, deren Einnahmen in die Staatskasse fließen. Die Stärke des neuen Ansatzes besteht gerade darin, dass die Einnahmen zielgerichtet für Klimaschutzprojekte verwendet werden.

Dem Kunden muss vermittelt werden, dass er seinen Flug so nicht ungeschehen macht, sondern nicht fliegen die beste Lösung bleibt. Eben nicht "klimaneutral" fliegen, sondern "klimabewusst". Unter diesen Bedingungen geht der Ansatz aus Umweltsicht nicht nur in Ordnung, sondern erscheint derzeit als ein gutes Instrument, zumindest, solange keine rechtlich verpflichtenden Lösungen gefunden werden können.

Bei einigen Anbietern auf dem Markt ist allerdings Vorsicht geboten. Auch wenn keine schlechten Absichten unterstellt werden sollen, so bleibt doch oft unklar, ob das Geld wirklich die versprochenen Reduktionen bewirkt. Aus diesem Grund haben das Bundesumweltministerium und Germanwatch gemeinsam die Initiative ergriffen, Standards und Komponenten zu erstellen, die von interessierten Reiseveranstaltern und Firmen genutzt werden können, um ihren Kunden oder Mitarbeitern das klimabewusste Fliegen auf einer soliden Grundlage zu ermöglichen. Vertragspartner bei der Umsetzung ist die Firma 500 PPM. Ziel ist es, im Frühjahr 2004 soweit zu sein, dass interessierte Privatpersonen über eine Internetseite oder über die Buchung bei Reiseveranstaltern des Forums Anders Reisen das Angebot konkret nutzen können.

Mehrere Kernelemente sollen für die Glaubwürdigkeit bürgen: Kein kommerzieller Profit, Einnahmeverwendung zum Ankauf von Emissionszertifikaten (CO2-Mengen). Emissionsberechnung nach Stand der Wissenschaft. Einsparprojekte nach dem goldenen Standard für Klimaschutzprojekte, der von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen weltweit aufgebaut wurde. Von UN-akkreditierten Organisationen zertifizierte Einsparungen. Offenlegung aller Informationen bis ins Detail. Und ganz wichtig, das Vermitteln einer differenzierten Botschaft, so dass der Kunde weiß, was er bekommt und was nicht. Kein Freikaufen also, sondern ein sinnvoller Beitrag zum Klimaschutz, wenn die Entscheidung fürs Flugzeug gefallen ist.

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