"Ein Luxusliner vom Kaliber der Queen Mary 2 verbraucht für die Beheizung seiner Schwimmbäder, Klimatisierung und andere Finessen so viel Strom wie eine mittlere Kleinstadt. Die dafür und für die Fahrt verbrannten enormen Mengen an Dieselkraftstoff tragen zur Belastung der Atmosphäre und des Klimas bei. Außerdem gibt es ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential für Korallenriffe und empfindliche Küsten, wenn es zu Manövrierproblemen kommt," kritisiert Dr. Peter Prokosch, Geschäftsführer des WWF Deutschland.
Denn es kommt nicht nur darauf an, dass beispielsweise geschlossene Systeme für Chemikalien aus den schiffseigenen Textilreinigungen sowie für die Fäkalien der bis zu rund 4.000 Kreuzfahrer (inklusive Crew) existieren, sondern dass diese auch konsequent und fachgerecht angewandt werden. Kostendruck, Nachlässigkeit oder fehlende Schulung des Fachpersonals haben in der Vergangenheit immer wieder dazu geführt, dass die Abwässer oder Öl von Kreuzfahrtschiffen statt dessen ins Meer gelangten. Manchmal sogar in besonders empfindlichen Naturräumen, mit verheerenden Auswirkungen auf Tiere und Meeresumwelt. Beispielsweise kontaminierte eine der größten Kreuzfahrtgesellschaften mehrfach Gewässer in Alaska mit giftigen Chemikalien und mit Öl.
Der WWF fordert daher die Reduzierung und umweltgerechte Entsorgung von Abfällen, die Vermeidung von Sondermüll an Bord durch Verzicht auf unnötige Luxuseinrichtungen wie bordeigene Fotolabore, umsichtige Auswahl der Reiseziele und verantwortungsvolles Verhalten vor Ort zum Schutz besonders gefährdeter Naturräume, beispielsweise in der Antarktis oder um die Galapagos-Inseln herum, sowie fachkundiges Personal.
"Teile der Kreuzfahrtindustrie haben schon erkannt, dass eine intakte Natur das Kapital ihrer Reise ist. So haben sich zum Beispiel die Veranstalter von Expeditions-Kreuzfahrten um die Inselgruppe Spitzbergen im Nordpolarmeer zusammengetan, um in Kooperation mit dem WWF und den örtlichen Behörden die Umweltherausforderungen vor Ort zu meistern. Dass dies möglich ist, zeigt die Arbeit einer ähnlichen Kooperation in der Antarktis. Deswegen hoffen wir, dass auch andere Teile der Kreuzfahrtindustrie sich ihrer Verantwortung für den Umwelt- und Naturschutz stellen", appelliert Dr. Peter Prokosch.