Ali Lmrabet, populärer Karikaturist und Journalist, sitzt seit 21. Mai in Marokko hinter Gittern, so die Menschenrechtsorganisation. Mit seinen Artikeln und frechen Cartoons hatte der 44-Jährige angeblich den jungen König Mohammed beleidigt und die "Integrität des Staates" bedroht. Die beiden Satiremagazine seien mittlerweile verboten worden. Lmrabet wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
"Ali Lmrabet hat den jungen König kritisiert, der Marokko als reformfreudig und prowestlich darstellt, aber sein Versprechen auf Pressefreiheit nicht einlöst. Genau das ist sein gutes Recht", erklärte Elke Schäfter, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen in Deutschland, anlässlich der Preisverleihung. Lmrabet sei kein Verbrecher, sondern ein Journalist, der seiner Berufung nachgegangen ist. Er habe das Handeln der Regierenden kritisch begleitet und öffentliche Debatten angeregt. Beides gehöre zu den wesentlichen Aufgaben eines Journalisten in einer Demokratie, so Schäfter. Die internationale Menschenrechtsorganisation forderte erneut die sofortige Freilassung des Journalisten.
Ali Lmrabet, der am 30. November zum zweiten Mal in Hungerstreik trat, um gegen seine Inhaftierung zu protestieren, sei gesundheitlich sehr geschwächt.
Mit dem Menschenrechtspreis, der in diesem Jahr zum 12. Mal vergeben wird,
wurden erstmalig auch eine Menschenrechtsverteidigerin und ein Medium für ihre Verdienste um die Pressefreiheit ausgezeichnet.
Michèle Montas, Direktorin des zurzeit geschlossenen Radio Haiti Inter, erhielt den Preis für ihr Engagement gegen die Straflosigkeit in Haiti. Seit drei Jahren kämpft sie für die Aufklärung des Mords an ihrem Mann, dem Journalisten Jean Dominique, und weiterer Verbrechen an Journalisten. Im letzten Jahr sei sie dabei selbst nur knapp einem Mordanschlag entkommen. Die Radiostation, die sie nach dem Tod ihres Mannes übernommen hatte, musste nach massiven Drohungen und Angriffen schließen. Doch aufgeben wolle Montas nicht.
Die Auszeichnung in der Kategorie Medium geht an die simbabwische Tageszeitung Daily News. Die Daily News, seit ihrer Gründung 1999 ständigen Attacken und Repressionen des Mugabe-Regimes ausgesetzt, war eine der Letzten, die es wagte, unabhängig über Menschenrechtsverletzungen und das korrupte Regime zu berichten. Seit Oktober dieses Jahres sei nun die Daily News geschlossen. Einige der Mitarbeiter geben nun die Zeitung als Internet-Ausgabe von Südafrika aus heraus.
"Fast überall auf der Welt setzen Regierungen oder kriminelle Organisationen alles Erdenkliche daran, um Menschen wie Michèle Montas und die Mitarbeiter der Daily News einzuschüchtern," erklärte Schäfter. "Mit der Auszeichnung wollen wir denjenigen, die hart um Pressefreiheit kämpfen müssen, weiter Mut zusprechen. Vor allem aber möchten wir die internationale Öffentlichkeit auffordern hinzusehen und gegen das Unrecht zu protestieren.? Täglich riskierten Journalistinnen und Journalisten ihr Leben, um die Öffentlichkeit zu informieren. Auch die Bundesrepublik müsse sich intensiv für ihre Sicherheit einsetzen und Menschenrechtsverteidigern, die akut bedroht seien, unbürokratische Hilfe zukommen lassen.