Nach dem Willen einzelner Bundesländer soll sich der am Freitag tagende Bundesrat für die Wiedereinführung der tierschutzwidrigen Käfighaltung für Legehennen aussprechen. Diese ist bisher ab Ende 2006 verboten. Die jeweiligen Landesregierungen wollen unter anderem die Kleingruppenhaltung zulassen, die nichts anderes als ein beschönigender Begriff für so genannte ausgestaltete Käfige ist. Auf mehreren Etagen werden in der Haltungsform pro Käfig ca. 40 bis 60 Hennen untergebracht. Alle Hennen müssen sich ein Nest, eine Sandbademöglichkeit und Sitzstangen teilen. Der ausgestaltete Käfig biete also kaum mehr Platz als ein herkömmlicher Käfig.
"Die Befürworter der Qualhaltung Käfig berufen sich immer wieder auf ein Gutachten der Tierärztlichen Hochschule Hannover, das nachweisen will, dass Legehennen im Käfig besser aufgehoben seien als in alternativen Haltungssystemen wie der Freilandhaltung. Dort sollen angeblich bestimmte Erkrankungen und Kannibalismus häufiger auftreten. Dieses Gutachten würde einer unabhängigen Überprüfung nicht standhalten. Das ist bewusste Irreführung der Öffentlichkeit. Käfig bleibt Käfig", kommentiert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, den offenbar verzweifelten Versuch der Käfigbefürworter in Ländern, die Öffentlichkeit zu täuschen.
Der Deutsche Tierschutzbund hat diese Studie jetzt genauer geprüft. Das Ergebnis: Die Studie sei nicht geeignet, eine allgemeingültige Bewertung des Gesundheitszustandes der verschiedenen Haltungssysteme zu liefern, stellt der Deutsche Tierschutzbund heute in Bonn klar. Die Studie sei unter wesentlicher Mitwirkung der Geflügelwirtschaft zustande gekommen. So wurde die Niedersächsische Geflügelwirtschaft mit der Treuhandstelle betraut und die fachliche Beratung wurde durch den Bundesverband Deutsches Ei geleistet, die sich aus Kostengründen nicht von den Käfigen lösen wollen.
Zweifel an der Neutralität und Unabhängigkeit einer Studie, die von dieser Seite "unterstützt" wird, sind mehr als angebracht. Alternative Haltungssysteme kommen in der Studie vor allem aus folgenden Gründen schlecht weg: In die Studie sind aller Wahrscheinlichkeit nach überzüchtete braune Rassen eingegangen, die für Verhaltensstörungen und Gesundheitsstörungen anfälliger sind. Die eingesetzten Legehennen sind offenbar im Käfig aufgezogen worden. Dort entsteht in Folge von ödem Lebensraum und Langeweile fehlgeleitetes Pickverhalten auf die Artgenossen. Federpicken und Kannibalismus bleiben dann auch unter artgerechten Haltungsbedingungen bestehen.
Die Organe der Eierindustrie behaupten fälschlicherweise, die Studie belege, dass die ausgestalteten Käfige eine tiergerechte Haltungsform darstellten. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn in der Studie wird keine Aussage zu ausgestalteten Käfigen gemacht. "Mir ist ohnehin keine ernst zu nehmende Untersuchung bekannt, die Tierschutz-Argumente für diese neue Käfigform liefern kann", erklärt Apel.
Auch in der Frage der zukünftigen Regelung zur Schweinehaltung in Deutschland wollen sich einzelne Landesregierungen am kommenden Freitag gegen Verbesserungen für den Tier- und Verbraucherschutz sperren. So sollen die Schweine auch weiterhin in Dunkelställen und auf einer Fläche von 0,75 m2, das entspricht etwa der Größe eines Kinderbettes, gehalten werden können. Bundesministerin Renate Künast hat dagegen einen Verordnungsentwurf vorgelegt, der zumindest einige wenige Verbesserungen für die Schweine vorsieht. Die jeweiligen Landesregierungen haben im Vorfeld der Abstimmung angedeutet, dass sie bereit seien, der Bundesministerin bei der Frage der Schweinehaltung entgegen zu kommen, wenn die Bundesregierung dafür die Käfighaltung von Legehennen toleriere.
"Die Länderkammer entscheidet am Freitag auch darüber, ob die Agrarwende in Deutschland noch eine Zukunft hat. Die Länder dürfen am Freitag der Tierqual nicht den roten Teppich ausrollen. Es darf nicht sein, dass hier wie auf einem Basar Tierschutzverbesserungen in der Schweinehaltung mit mehr Tierqual für die Hühner verrechnet werden", erklärt Apel und kündigt auch für diese Woche Massenproteste gegen die Landesregierungen an, die Verbesserungen im Tier- und Verbraucherschutz weiterhin blockieren wollen.