"Wir freuen uns über Yahyaouis Freilassung. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass dieser junge Mann allein deshalb im Gefängnis saß, weil er seine Meinung friedlich äußerte", erklärte Robert Ménard, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, gestern in Paris. "Meinungsfreiheit wird in Tunesien nicht respektiert. Das gilt insbesonders für das Internet," betonte Ménard und forderte erneut die Freilassung der nach wie vor in Tunesien inhaftierten Journalisten Hamadi Jebali und Abdallah Zouari.
Yahyaoui kam am 18. November auf Bewährung frei mit der Begründung, dass er mehr als die Hälfte der Strafe verbüßt habe. Am 10. Juli 2002 war der Cyberdissident wegen "Verbreitung falscher Nachrichten" auf seiner Website TUNeZINE zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. 18 Monate davon saß er im Gefängnis von Borj el Amri, dreißig Kilometer von Tunis entfernt. Mehrfach hatte er gegen Misshandlungen und seine schlechten Haftbedingungen protestiert.
Nach der Freilassung berichtete Sophie Piekarec, seine französische Verlobte, der Menschenrechtsorganisation, der Journalist habe sehr abgenommen und ernsthafte Zahnprobleme bekommen, doch seinen eisernen Willen bewahrt.
Yahyaoui hatte im Juli 2001 die Website TUNeZINE gegründet. Dort verbreitete er Informationen für mehr Demokratie in Tunesien, regierungskritische Texte der Opposition und Satiren auf den Präsidenten Ben Ali. Als Erster veröffentlichte er einen Brief seines Onkels, des Richters Mokhtar Yahyaoui, in dem dieser das Justizsystem scharf kritisierte. Im Juni 2003 erhielt Zouhair Yahyaoui den erstmals von Reporter ohne Grenzen und Globenet verliehenen Internetpreis Cyberliberté.