Die Bundesländer wollen sich offenbar in der Sitzung des Bundesrates am 28.11.2003 vehement für die weitere Zulassung der eigentlich ab 2007 verbotenen tierquälerischen Käfighaltung von Legehennen einsetzen. Käfiganlagenbetreiber sollen erheblich längere Übergangsfristen - weit über den bisher als Frist gesetzten Termin hinaus - eingeräumt bekommen. Gleichzeitig wollen die Länder beschließen, dass die Hennen unbefristet in so genannten ausgestalteten Käfigen gehalten werden dürfen. In den vorbereitenden Sitzungen wird die tierschutzwidrige Haltung immer unter der irreführenden Bezeichnung "Kleingruppenhaltung" geführt. Kleingruppenhaltung sei aber lediglich ein beschönigender Begriff für diese neue Form der Käfighaltung, stellt der Deutsche Tierschutzbund klar. Dabei bietet der ausgestaltete Käfig kaum mehr Platz als ein herkömmlicher Käfig. Auf mehreren Etagen werden in der Haltungsform pro Käfig rund 40 bis 60 Hennen untergebracht, die sich ein Nest, eine Sandbademöglichkeit und Sitzstangen teilen müssen.
"Käfig bleibt Käfig. Daran ändert auch die sprachliche Schönfärberei nichts, mit der die Länder das eigentliche Ansinnen verschleiern wollen", kritisiert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Das, was die Landesregierungen planen, sei kein Fortschritt. "Das ist ein Rückschritt in das Neandertal der landwirtschaftlichen Tierhaltung." Hinter der Eile, mit der hier vorgegangen werde, stehe offenbar auch der Versuch, eine öffentliche Debatte über das tierschutzwidrige Ländervorhaben zu vermeiden. "Das werden wir durchkreuzen", rief Apel zum Protest auf. Noch gebe es Chancen, das "zynische und tier- und verbraucherfeindliche Ansinnen" zu stoppen. Freiland- und Bodenhaltung seien die einzigen tiergerechten Haltungssysteme. "Der Appell bleibt: Käfigeier oder Produkte, in denen Käfigeier verarbeitet wurden, dürfen nicht gekauft werden", so der Tierschutzbund.
Die Tierschützer bieten auf ihrer Internetseite Protestschreiben zum Herunterladen und aktuelle Informationen an. Weitere Aktionen seien in Planung. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten startete am Montag in Hamburg eine Aufklärungskampagne "Tour für die Hennen".
Erster Stopp der "Tour für die Hennen" ist Hamburg, denn die Regierung der Hansestadt zeige "bisher nur Desinteresse", so Vier Pfoten. "Der Hamburger Senat, unter Führung des ersten Bürgermeisters Ole von Beust, hat sich im Bundesrat bei allen Entscheidungen enthalten, die den Schutz der Hennen verschlechtern sollen", erklärt Thomas Pietsch, Nutztier-Kampaigner von Vier Pfoten. "Dieselbe Regierung, die der Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz oder dem Verbot der Haltung von Wildtieren in Zirkussen noch zugestimmt hat, weigert sich hier eine klare Entscheidung für den Tierschutz zu treffen."
Vier Pfoten befragt die Bürgerinnen und Bürger, ob sie für oder gegen die Käfighaltung sind. Das Abstimmungsergebnis soll Bürgermeister von Beust mitgeteilt werden. "Es soll ihm helfen, endlich eine klare Position gegen die Käfighaltung zu beziehen", so die Tierschützer. In den folgenden Tagen will Vier Pfoten auch in Frankfurt, Stuttgart, München, Schwerin, Potsdam und Berlin demonstrieren und die Bürger befragen.