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Erdölförderung

Ölprojekt Tschad-Kamerun für Waffen statt Entwicklung missbraucht

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Am 10.10.2003 wurde mit einem Staatsakt in Komé, Tschad, der Beginn der Ölförderung in diesem Land gefeiert. Die Ausbeutung der drei Ölfelder Komé, Miandoum und Bolobo sollen dem Tschad in den nächsten 25 Jahren etwa 2 Millarden US-Dollar Einnahmen bringen. Auf dem Papier sollen 95 Prozent dieser Einnahmen in die Armutsbekämpfung investiert werden, also in Bildung, Infrastruktur und Gesundheitswesen. Ob dies so geschieht, scheint zweifelhaft. Die Kontrollgremien sind de facto nicht sehr einflußreich. Die Regierung des Tschad hat einen wesentlichen Teil der ersten Öleinnahmen bereits für Waffenkäufe verwendet, teilt die AG Erdölprojekt der Nichtregierungsorganisationen mit.


Ein so genannter "Koordinator der tschadischen Zivilgesellschaft", Mahamat Dingadimbaye, hatte auf einer Pressekonferenz am 12. Oktober beim Nationalen Radio in Moundou scharfe Angriffe gegen die Menschenrechtsgruppen im Tschad hat vorgebracht. Mahamat Dingadimbaye koordiniert die Aktivitäten der regierungsnahen Organisationen die bei offiziellen Anlässen, wie dem Staatsakt zum Beginn der Ölförderung am 10. Oktober in Komé, auftreten. In der gegenwärtigen Situation, die von einer erschreckenden Zunahme der Gewalt im Land geprägt ist, bedeuten diese Angriffe eine sehr ernst zu nehmende Bedrohung.

Wir sind "Leichname auf Bewährung" zitiert die Agentur AFP am 16. Oktober einen Bürger N'Djamenas zu der grassierenden "Unsicherheit" im Tschad. Opfer wurden in den letzten Tagen Menschen wie Charles Yonoudjoum, der in seinem Haus in N'Djamena von einem Mann in Uniform angeschossen und schwer verletzt wurde. Seine Frau ist Präsidentin der "Vereinigung weiblicher Juristen" die für die Einhaltung der Menschenrechte im Land kämpft.

Die öffentliche Erklärung von Mahamat Dingadimbaye, von der uns eine Abschrift vorliegt, enthält längst widerlegte Behauptungen. Z.B., die Menschenrechtsgruppen behinderten die Bekämpfung der Armut im Tschad, unterstützt von den "Grünen" der Welt. Dass diese Behauptungen jetzt, unmittelbar vor den ersten Zahlungen des Konsortiums an die Regierung wider besseres Wissen erneut vorgebracht werden, verschärft den Stil der Auseinandersetzung unangemessen und gießt Öl in ein Feuer, von dem wir hofften, es schwelte nur noch schwach und würde bald ganz ausgehen.

Herr Dingadimbaye geht in seiner Erklärung so weit, den Menschenrechtsorganisationen Sabotage vorzuwerfen. Ihre Präsenz im Kontrollgremium zur Verwendung der Öleinnahmen diene allein dem Zweck, die Verwendung dieser Mittel zum Wohle des Volkes zu verhindern. Hier wird die politische Stoßrichtung dieses Angriffes deutlich. Dingadimbaye will, so sagt er selber ganz klar, dafür kämpfen dass Menschen mit Vaterlandsliebe im Kontrollgremium vertreten seien, nicht Vaterlandsverräter (das Collège de Control besteht aus 9 Personen, eine davon ist von den Menschenrechtsorganisationen benannt).

Gerade in der gegenwärtigen Situation einer erneut zunehmenden Unsicherheit im Tschad verurteilen wir solche Äußerungen. Sie konterkarieren die Bemühungen aller wohlmeinenden Menschen um eine bessere, friedliche Zukunft des Tschad.

In der Arbeitsgemeinschaft Erdölprojekt-Tschad-Kamerun wirken mit: Afrika e.V. Münster/W., amnesty international/Kogruppen Westafrika und Kamerun, Brot für die Welt, Diakonisches Werk der EKD - Referat Menschenrechte, EIRENE - Internationaler Christlicher Friedensdienst, FIAN - FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk, Initiative Pro Afrika, KURVE Wustrow - Bildungsstätte für gewaltfreie Aktion, Leben-Helfen-Lernen e.V., MISEREOR, Transparency International, Urgewald-Kampagne für den Regenwald, WEED - Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung.

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